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Nnamdï - Please have a seat

Nnamdï- Please have a seat

Sooper / Secretly Canadian / Cargo
VÖ: 07.10.2022

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

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Ist es wirklich besser, auszubrennen als zu verblassen? Der vielleicht unbekannteste bekannte Chicagoer Nnamdi Ogbonnaya muss sich in den letzten knapp zehn Jahren ein wenig wie Keanu Reeves in "Speed" gefühlt haben, schien alles andere als eine konstante Vorwärtsbewegung quasi unmöglich. Als Co-Owner des Labels Sooper Records, Mitglied in einer ganzen Reihe von musikalischen Projekten und mit Beteiligung an über einem Dutzend Alben schlug Nnamdï wilde Haken von Rap zu Punk und von Jazz zu elektronischer Musik – immer hektisch in Bewegung, damit ihm das ja nicht um die Ohren fliegt. 2020 schlug sein Solo-Album "Brat" dann aber ein bisschen höhere Wellen, und der Multi-Instrumentalist fand sich auf Touren mit Wilco, Sleater-Kinney und Black Midi wieder. Sein neues Album "Please have a seat" , das erste über das renommierte Label Secretly Canadian, kann ein bisschen Ruhe also mehr als gebrauchen.

Schon der Opener beschreibt gut, wie sich jemand fühlen muss, der jahrelang "Ready to run" war: "When both my feet get heavy / A spot to rest and not worry at all / Worry at all about what's next." Was in der nächsten knappen Dreiviertelstunde folgen wird, ist ein im Kosmos von Nnamdï entschleunigt wirkendes Album. Das bedeutet bei dem umtriebigen US-Amerikaner, der alle Songs selbst schreibt, produziert und performt, aber auch nur bedingt eine geringere BPM-Zahl. Denn wenn der moderne HipHop von "Armoire" versucht, es sich bequem zu machen, dann wechselt Ognonnaya einfach in stabilen Double-Time-Flow. Oder das überragende "I don't wanna be famous" findet mit seinen nachgeschobenen Silben und seinem herausfordernden Vocalverlauf neue Wege, die Ruhe in der Pause nicht zuzulassen.

Doch irgendwann reift die Selbsterkenntnis: Nnamdï muss dringend runterfahren. Der fragile Neo-R'n'B von "Anti" beschreibt, was sonst passieren könnte und droht, alles hinzuwerfen. Und auch im sich behutsam aufbauenden Gitarrensong "Benched" wird das Warten auf einen Anruf zur Qual für jemanden, dessen Beine doch ungeduldig wackeln. Doch nachdem "Dedication" dem glitchenden Wahnsinn noch mal von der Schippe springt, kommt im großen Pop-Refrain am Ende freundliche Unterstützung von Kaina, Stephan Jurgovan, Sen Morimoto und Brok Mende. Ein sensibles Highlight wie eine musikalische Selbsthilfegruppe. Wenn in der zweiten Hälfte des Albums mit "Lifted" noch eine Alternative-Ballade direkt aus der 90s-Garage zu kommen scheint und sich "Some days" mit seiner Stimmmanipulation und zig Wendungen musikalische Jahrzehnte später im Post-Soundcloud wiederfindet, dann sind dann ist das eine modern gedachte Variante von Entschleunigung. Und es sind alles nur weitere Einblicke in die wild durchwachsene Diskografie des unbekannten Pop-Stars Nnamdï. Wo keine Kontrollinstanz ist, muss man sich auf Selbstkontrolle verlassen. Noch scheint das zu funktionieren.

(Arne Lehrke)

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Highlights

  • I don't wanna be famous
  • Anxious Eater
  • Anti
  • Dedication

Tracklist

  1. Ready to run
  2. Armoire
  3. Dibs
  4. Touchdown
  5. Grounded
  6. I don't wanna be famous
  7. Anxious eater
  8. Anti
  9. Dedication
  10. Smart ass
  11. Benched
  12. Careful
  13. Lifted
  14. Some days

Gesamtspielzeit: 42:28 min.

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Armin

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2022-10-26 21:01:15 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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