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Avatarium - Death, where is your sting?

Avatarium- Death, where is your sting?

AFM / Soulfood
VÖ: 21.10.2022

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Völlig losgelöst

Wenn die Kinder erwachsen werden, ist es an der Zeit loszulassen. Das wissen entweder alle Mitlesenden, die gerade ihr Elternhaus verlassen haben oder diejenigen unter uns, die schon älteren Datums sind und ihren Nachwuchs bereits in die große weite Welt haben ziehen lassen. Was für Familienbande gilt, funktioniert anscheinend aber auch bei Musikern. Denn für vier Alben war die schwedische Doom-Ikone Leif Edling immer für Avatarium da – anfangs als reguläres Bandmitglied, später noch als Songwriter und vor allem als Mentor. Nun aber ist der Abnabelungsprozess offensichtlich vollendet – Edling, der zwischenzeitlich seine ursprüngliche Band Candlemass wieder aktiviert hatte, bleibt zwar natürlich noch ein enger Freund, ins Songwriting ist er allerdings nicht mehr involviert. Doch dass der Fünfer um Gitarrist und Produzent Marcus Jidell und Frontfrau Jennie-Ann Smith höchst eigenständig agieren kann, zeigte schon das starke letzte Album "The fire I long for".

Sollte es diesbezüglich also tatsächlich irgendwelche Sorgen gegeben haben, so werden diese direkt zu Anfang zerstreut. Bedächtig, mit dezenten Streichern versehen beginnt "A love like ours", bis Smith auffordert: "Help me up, come walk with me / Help me understand my dreams." Langsam schichten sich die Bauteile zu einem großen Ganzen auf, zusammengehalten durch einen eher hintergründigen, aber dafür umso hypnotischeren Groove. Plötzlich ein scharfes Riff, der berühmte Tritonus – auch wenn Leif Edling nicht mehr zur Band gehört, ist er ganz nah, wenn Avatarium mit "Stockholm" ihrer Landeshauptstadt ein bittersüßes Denkmal setzen. Doch der viel größere Gänsehaut-Faktor liegt nicht zum letzten Mal im betörenden Gesang von Jennie-Ann Smith, der mal fragil, mal fordernd immer wieder so gefangen nimmt, dass man liebend gerne dem nach der schwedischen Metropole benannten Syndrom anheim fallen will.

Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist im Grunde jedes Wort zu viel. Und so platt es sich auch anhören mag – manchmal reicht es, einfach nur zu genießen. Da ist der unverschämt eingängige Düster-Pop des Titeltracks, mit dem der Sensenmann förmlich verhöhnt wird. Da ist aber auch die dramatische Ballade "God is silent", bei der Smith all ihr Können ausbreitet. Und vor allem ist da "Mother can you hear me now", das alle möglichen stilistischen Einflüsse der Band in sich verdichtet. Düster wabern psychedelische Gitarren irgendwo in der Schnittmenge zwischen Americana und Proto-Doom, zwischendurch reichen tiefschwarze Melodien die Hand, all dies zusammengehalten durch Smiths magische Vocals. Traumhaft.

Mehr noch als auf den Vorgängeralben entziehen sich Avatarium jeglicher stilistischer Einordnung. Doch was bei vielen Bands nur ein Euphemismus für musikalische Orientierungslosigkeit ist, bedeutet bei den Skandinaviern eine zu jeder Zeit packende Reise dorthin, wo diese Mixtur aus Psychedelic, Doom und gar Neo-Folk am spannendsten ist. Metal wie in den Ursprüngen gibt es im engeren Sinn nur noch selten zu hören, bestenfalls noch im abschließenden Instrumental "Transcendent", das mit einigen harschen Riffs aufwarten kann. Das einstige Nebenprojekt ist endgültig erwachsen geworden. Und derjenige, der 2013 mit der EP "Moonhorse" der Geburtshelfer war, muss sich nun selbst anstrengen, um mit seiner eigenen Band mithalten zu können.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Stockholm
  • Death, where is your sting?
  • Mother can you hear me now

Tracklist

  1. A love like ours
  2. Stockholm
  3. Death, where is your sting?
  4. Psalm for the living
  5. God is silent
  6. Mother can you hear me now
  7. Nocturne
  8. Transcendent

Gesamtspielzeit: 45:27 min.

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Z4

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2022-10-19 21:21:47 Uhr
Meddl am Mittwoch

Armin

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2022-10-19 21:20:29 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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