Architects - The classic symptoms of a broken spirit
Epitaph / Indigo
VÖ: 21.10.2022
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
Muse das sein?
Die Plattitüde "Ist der Ruf erst ruiniert ..." ist im Grunde so verbraucht, dass sie auf dem inoffiziellen Verbotene-Phrasen-Index einen recht prominenten Platz einnimmt. Allerdings gilt hier: Plattitüden, wem Plattitüden gebühren – was hier in Form des zehnten Albums von Architects vorliegt, könnte stumpfer kaum sein. Nicht nur das Cover ist komplett nichtssagend, sondern auch, was sich in den elf neuen Songs dahinter verbirgt. Zwei Wege gibt es nun, sich "The classic symptoms of a broken spirit" zu nähern. Beide führen ins Nichts, einer mag jedoch etwas trauriger sein als der andere. Man kann dieses Album so betrachten, wie es ist: ein Werk, das sich von der ersten bis zur letzten Sekunde alles aus dem Regal "Alternative Metal" gegriffen hat, was dort jemand – sagen wir mal zwischen 1994 und 2004 – einst hübsch einsortiert hat. Gängige, fette Gitarrenriffs, stampfendes Schlagwerk, passiv-aggressiver Wechselgesang – mit diesem Sound setzten Linkin Park, Muse, Nine Inch Nails und ein heutzutage zurecht gecancelter Schockrocker Millionen Einheiten um. Schlecht war das, zumindest für die Zeit und die Zielgruppe, sicher nicht. Warum dieses nun vorliegende Werk allerdings auf derlei ausgetretenen Pfaden spaziert, wissen wohl nur die Urheber.
Die hier aneinandergereihten Riff-Folgen und Songstrukturen sind darüber hinaus dermaßen generisch, dass davon absolut nichts im Ohr hängen bleibt, höchstens klebt es dort, je nachdem, wie laut und intensiv die abermals übertrieben fette Produktion konsumiert wurde. "The classic symptoms of a broken spirit" versammelt sie alle: die Melodien und Themen, denen sich Muse gern widmen ("Deep fake", "Tear gas", "Living is killing us"), genanntes, durch Linkin Park berühmt gewordenes gesangliche Wechselspiel (ebenso sehr deutlich in "Tear gas"), die unvermeidliche Power-Ballade ("Burn down my house"), Slipknot-sound-a-likes ("Be very afraid"). Als Krönung "When we were young", bei dessen Intro man jede Sekunde Angst haben müsste, David Draiman (Disturbed) springe um die Ecke und brülle ein "Oh-wah-ah-ah-ah" entgegen. Kann man darüber etwas Positives schreiben? Nun, vielleicht ruft dieses Album tief versteckte Jugenderinnerungen hervor, zu denen es sich fröhlich den mittlerweile doch recht angeknacksten Nacken bewegen lässt. Aber vermutlich ist es selbst dafür zu glattpoliert.
Die zweite, eigentlich traurigere Geschichte um "The classic symptoms of a broken spirit" ist recht kurz erzählt. Nur einmal kurz drauf schauen, welcher Name hier eigentlich auf dem Cover prangt: Es sind Architects. Nimmt man deren Diskografie bis einschließlich "Holy hell" als Maßstab, kann die Bewertung für dieses Werk hier nur vernichtend ausfallen. Schon "For those that wish to exist" legte die Messlatte nicht besonders hoch, aber was das Quintett hier anbietet, spottet eigentlich jeder Beschreibung. Musikalische Weiterentwicklung schön und gut, niemand muss zehn Mal das gleiche Album herausbringen, auch wenn man selbst stilprägend war. Sich aber musikalisch so sehr rückwärts ins völlige Egale, ins Banale, in Richtung austauschbares Rip-Off zu bewegen, tut echt weh. Was ist die Strategie dahinter, wo wollen sie hin? Mit einem derartigen Sprung ins mittlerweile musikalische Niemandsland, verbunden mit dem kompletten Verlust der Fähigkeit, auch nur ein prägnantes Riff in über vierzig Minuten zu platzieren? Alles in allem – auch hier lässt es sich platter nicht sagen – viel tiefer lässt es sich nicht mehr fallen.
Highlights
- -
Tracklist
- Deep fake
- Tear gas
- Spit the bone
- Burn down my house
- Living is killing us
- When we were young
- Doomscrolling
- Born again pessimist
- A new moral low ground
- All the love in the world
- Be very afraid
Gesamtspielzeit: 42:32 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Neuer Postings: 846 Registriert seit 10.05.2019 |
2022-11-23 22:42:42 Uhr
Ja, Enttäuschung trifft es ganz gut, wobei ich die beim Vorgänger schlimmer fand. Das hier stinkt aber wirklich nochmal gegen den ab, was eine Leistung ist. Ich habs mir einmal angehört und nicht wieder zurückgeschaut. Lohnt nicht. |
Affengitarre User und News-Scout Postings: 11236 Registriert seit 23.07.2014 |
2022-11-23 20:44:46 Uhr
Das hier wird wohl meine Enttäuschung des Jahres. Der Vorgänger hat mir zwar auch nicht gefallen, aber das Album hier ist dann noch generischer, noch herzloser. Gefühlt singt Sam Carter in jedem Refrain die gleiche Melodie, das ist alles einfach so stumpf. Im Grunde wird hier einfach "Post Human: Survival Horror" von Bring Me The Horizon kopiert, nur mit mehr Industrial und ohne Ideen und guter Songs. |
Neuer Postings: 846 Registriert seit 10.05.2019 |
2022-11-06 18:34:19 Uhr
Wenn die Melodien mehr taugen würden, wäre es jedenfalls deutlich besser. Habe leider keine Motivation hierzu zurückzukehren |
Dumbsick Postings: 424 Registriert seit 31.07.2017 |
2022-11-06 15:56:03 Uhr
Ich glaube, am meisten nervt mich mittlerweile die Art wie am singt. Er kann ja gut singen, aber diese Mischung aus schreien und singen finde ich echt schlimm. |
Neuer Postings: 846 Registriert seit 10.05.2019 |
2022-11-06 02:55:35 Uhr
Geknüppel hätte es gerne mehr sein dürfen. Bleibt einfach nix hängen, und es macht auch nicht Bock auf weitere Umdrehungen, um es sich schön zu hören |
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Referenzen
Linkin Park; Korn; Muse; Nine Inch Nails; 30 Seconds To Mars; Adema; Filter; Slipknot; Enter Shikari; Drowning Pool; Disturbed; Fever 333; Bring Me The Horizon; Five Finger Death Punch; Billy Talent; The Ghost Inside; Bury Tomorrow; Heaven Shall Burn; Parkway Drive; Polaris; Pvris; Stone Sour; August Burn Red; While She Sleeps
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