Simple Minds - Direction of the heart

BMG / Warner
VÖ: 21.10.2022
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Keinfaltspinsel der Herzen
"Hey, hey, hey, hey!" freuen sich die zahlreichen eingefleischten Fans angesichts der Ankündigung eines neuen Albums von Simple Minds. "Oooh, woah..." entgegnet die schulterzuckende Allgemeinheit wie im ikonischen Intro des größten Hits der schottischen Band um Sänger Jim Kerr und Gitarrist Charlie Burchill. Welche Fraktion würde nun im Bezug auf "Direction of the heart" recht behalten? Laut Pressetext bestand für Kerr die Herausforderung bei den Aufnahmen zum Album darin, während dieser schlimmen Zeiten eine "Electro-Rock-Platte zum Wohlfühlen" zu machen. Ein Wohlfühlsound, der sich direkt in die Herzgegend orientiert (siehe Albumtitel), war also die Zielvorgabe und diesem künstlerisch ja nun nicht eben hochtrabenden Anspruch wird das Septett zumindest teilweise gerecht – auch wenn keine ganz intensiven Herzbeben ausgelöst werden.
Der Opener "Vision thing" gibt mit flächigen Synthie-Sounds, eingängigem Gitarrenriff und Ohrwurmmelodie die Marschrichtung dafür, was es auf dem Rest des Albums zu hören gibt, bereits recht gut vor. Ohne den absoluten Kick der Highlights von damals zu erreichen, erinnert der Song an die Phase der Band in der Mitte der Achtzigerjahre, als ihr mit "Sparkle in the rain" und dann endgültig mit "Once upon a time" der kommerzielle Durchbruch gelang. Hartgesottene New-Wave-Fans der frühen Bandjahre hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits von der Band entfremdet und diese sollten auch jetzt lieber noch einmal den heiligen Gral "New gold dream (81–82–83–84)" aus dem Plattenregal ziehen, als sich mit den neuen Songs zu beschäftigen.
Die textlich doch recht einfältige "Du schaffst das schon"-Hymne "First you jump" kombiniert musikalisch wie einst Johnny Marr und Bernard Sumner bei Electronic sehr elegante Beats, flirrende Gitarre und Stimmeffekte zu einem mitreißenden, angenehm unterkühlten Song. Mit "Human traffic" im Duett mit Russell Mael von Sparks wird der Euphorieregler jedoch ruckartig auf elf gedreht, obwohl das Potenzial des Gastes ungenutzt bleibt: Weder ist Mael besonders prominent zu hören, noch vermag er dem Song die augenzwinkernde Exaltiertheit mit zu geben, die Sparks oft auszeichnet. Hier ist der Kitsch leider nur Kitsch.
Das sehr kraftvolle "Solstice kiss" zieht wahrlich alle Pomp-Register, funktioniert als Hymne anders als "Human traffic" aber bemerkenswert gut. Zu Beginn hören wir keltische Flötentöne, die natürlich gleich "Belfast child" ins Gedächtnis rufen, bevor der Song dann mit Sarah Browns kraftvollem Gesang in Richtung Primal Screams "Movin' on up" abbiegt. Dazu gniedelt Burchill ein The-Edge-Gedächtnis-Riff und die Synth-Harmonien ergänzen das Ganze noch aufs Prächtigste. "Natural" und "Planet zero" bleiben einfallslose Stangenware, das "zero" steht hier wohl für den Mut der Band zur Innovation. Erfreulicher sind der zackige New Wave von "Act of love", mit dem es das allererste Demo von Kerr und Burchill mit über 40 Jahren Verspätung auf ein Album schafft und das ebenfalls in der Vergangenheit stöbernde, abschließende "The walls came down", eine etwas opulenter arrangierte Coverversion der Debütsingle von The Call aus dem Jahr 1983. "Direction of the heart" ist wahrlich kein "Glittering prize", angesichts einiger Höhepunkte bleiben Simple Minds jedoch auch ohne besonders originelle Einfälle nach über 40 Jahren noch "Alive and kicking".
Highlights
- First you jump
- Solstice kiss
- Act of love
Tracklist
- Vision thing
- First you jump
- Human traffic
- Who killed truth?
- Solstice kiss
- Act of love
- Natural
- Planet zero
- The walls came down
Gesamtspielzeit: 38:18 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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kingbritt Postings: 5139 Registriert seit 31.08.2016 |
2022-10-13 12:05:56 Uhr
Jim Kerr ist alt geworden, optisch eher Grandpa-Look. "First You Jump" ist schön eingängig und etwas lethargisch, gut zu hören, radiotauglich und kling nach SM. Die teilerneuerte Quoten-Combo hat sich fein rausgeputzt. Album höre ich mir dann auch mal an. |
MM13 Postings: 2319 Registriert seit 13.06.2013 |
2022-10-13 09:09:23 Uhr
weiss zwar nicht,was das hetzt mit simple minds zu tun hat aber wenn klugscheissen dann richtig,bei electronic war auch noch ein pet shop boy dabei! |
octoberswimmer Postings: 32 Registriert seit 20.01.2022 |
2022-10-12 23:22:00 Uhr
Natürlich Sumner, an den hatte ich auch gedacht. Da sind mir die Bernards durcheinander geraten. Marr und Butler könnten gitarrentechnisch allerdings auch recht cool klingen. |
Mic76 Postings: 1 Registriert seit 12.10.2022 |
2022-10-12 22:21:28 Uhr
Muss kurz Klugscheißen: Electronic bestand aus Johnny Marr und Bernard Sumner (New Order), nicht Butler (ex Suede).😉 |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 25628 Registriert seit 08.01.2012 |
2022-10-12 20:17:15 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
LostBoy! AKA Jim Kerr; Ultravox; Midge Ure; Icehouse; Tears For Fears; New Order; Electronic; A Flock Of Seagulls; The Call; The Church; The Alarm; Big Country; World Party; The Psychedelic Furs; Editors; White Lies; INXS; The Killers; Savoy; Embrace; The Icicle Works; The Waterboys; China Crisis; Roxy Music; Deacon Blue
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