Oh Wonder - 22 make

Island / Universal
VÖ: 07.10.2022
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Einfach schade
In vielen Branchen mag die schablonenartige und damit besonders effiziente Fließbandarbeit sinnvoll sein. Aber in der Musik oder sonstiger Kunst? Schwierig. Das Duo Oh Wonder scheint aber genau das seit ein paar Jahren durchzuziehen. Erst im Zweijahrestakt und seit 2020 sogar im einjährigen Takt veröffentlichen Josephine und Anthony Vander West neue Alben. "22 make" ist damit die fünfte LP ihrer eigentlich noch jungen Karriere als Oh Wonder. Was auch immer sie zu ihrem Wahnsinns-Tempo treibt, das dem von Taylor Swift gefährlich nahe kommt, lässt sich nur erahnen. Es braucht allerdings nur wenige Songs, um herauszuhören, dass Oh Wonder kreativ ausgelaugt scheinen.
Das mag an der privaten Vorgeschichte liegen, die das Duo verbindet. Denn der identische Nachname lässt es bereits vermuten: Josephine und Anthony Vander West sind auch ein Paar und hätten während der Corona-Pandemie beinahe einen Schlussstrich gezogen. Ihre Gefühle und Erlebnisse haben sie 2021 auf dem Album "22 break" eingefangen. In der Liebe soll es nun wieder glatt laufen, das Paar hat im vergangenen Jahr geheiratet. "22 make" steht als "Album der Liebe" daher auch im direkten Gegensatz zu seinem Vorgänger. Doch die Funken springen nicht unbedingt über.
Sanfte Keyboard-Melodien und noch zartere Synthie-Soundwelten breiten sich in eigentlich jedem der elf Songs des Albums aus und formen sich eher zu einer netten Hintergrundmusik als zu Popmusik, der man gerne aktiv lauscht oder die man beim zweiten Durchgang überhaupt wiedererkennen würde. Gekrönt werden die Stücke von Oh Wonder meist mit dem Gesang gleich beider Mitglieder, also Josephines hohen bis hin zu zerbrechlichen Tönen und Anthonys etwas gediegenerer, aber ebenso zarter Stimme. Weil extreme Gegensätze ausbleiben, ist die grundsätzliche Kombination der beiden Stimmen auf "22 make" ein schönes Highlight.
Umso ärgerlicher, dass darüber hinaus nur wenig in den Songs von Oh Wonder passiert. Zwar werden die Synthie-Spielereien mal etwas derber, wie in "True romance", das im Ansatz an die Dramatik von Bon Iver erinnert. "Can we always be friends" klingt dagegen eher nach völlig unschuldigem Gute-Laune-Pop, "Sweet desaster" schlägt die gleiche Kerbe ein und klingt wegen einer völlig unaufgeregten Melodie leider auch wie der selbe Song. Das Wort "schade" beschreibt "22 make" wohl am besten. Denn Oh Wonders Musik ist nicht grundsätzlich ausgelutscht, total unstimmig oder plump ausgedrückt einfach schlecht. Sie ist schlichtweg extrem langweilig und bedient sich den immer gleichen, zurückhaltenden Elementen, statt sich einmal etwas zu trauen. Und das ist in der Tat bedauerlich.
Highlights
- True romance
Tracklist
- 22 make
- Magnificent
- True romance
- Little tigers
- Can we always be friends
- Sweet disaster
- Apollo
- Fuck it I love you
- 365
- Stop waiting
- Say something
Gesamtspielzeit: 39:38 min.
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Referenzen
Of Monsters And Men; Ms Mr; Halsey; Walk The Moon; Foster The People; Sylvan Esso; Chvrches; Lorde; The 1975; Imagine Dragons; Coldplay; Ed Sheeran; Bon Iver; Taylor Swift; Kacey Musgraves; Phoebe Bridgers; Laura Veirs; Weyes Blood; Better Oblivion Community Center; Boygenius; Sharon Van Etten; Angel Olsen; Lucy Dacus; Julien Baker
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