Goo Goo Dolls - Chaos in bloom

Warner
VÖ: 12.08.2022
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Der Soundtrack zum Treppensteigen
Ende des letzten Jahrtausends, als in der Romanze "Stadt der Engel" ein ebensolcher mit der Optik von Nicolas Cage seine Unsterblichkeit zugunsten seiner Liebe zu Meg Ryan aufzugeben bereit war: Damals war der Verfasser dieser Zeilen dazu bereit, seinem Date für diesen Abend auf die Nerven zu gehen, weil er unbedingt bis zum Ende des Abspanns im Kinosaal verharren wollte, um zu erfahren, wer denn wohl der Interpret dieses wunderbaren Liedes mit der "I just want you to know who I am"-Refrainzeile gewesen sein mochte. Aufgrund des sehr uneindeutigen Songtitels blieb der Erfolg hierbei ebenso aus wie bei dem Date insgesamt, und erst das Testhören des Soundtracks tags darauf beim lokalen Musikhändler des Vertrauens (also in der örtlichen Drogeriefiliale) brachte die Erkenntnis: Die ergreifende Alternative-Rock-Ballade hieß "Iris", war von der amerikanischen Band Goo Goo Dolls und bleibt bis heute ihr absolut größter Hit.
Fast ein Vierteljahrhundert später findet sich hierzulande auch bei intensiver Suche in Geflügelkreisen kaum noch ein Hahn, der nach einem neuen Album der Goo Goo Dolls kräht, und selbst in ihrem Heimatland, das den verbliebenen Gründungsmitgliedern John Rzeznik und Robby Takac immer wohlgesonnener war als der Rest der Welt, reichte es vor drei Jahren für den äußerst schwer verdaulichen Stadionschunkelpoprock des letzten Albums "Miracle pill" gerade noch so eben für die Top 100 der Albumcharts. Der Promotext für "Chaos in bloom" verspricht eine Rückbesinnung aufs Analoge, und Rzeznik, der erstmals auch selbst ein Album seiner Band produzierte, bezeichnet die neuen Songs in Interviews gar als weniger radiofreundlich denn üblich. Steht hier nun also tatsächlich das Chaos in voller Blüte, und die Goo Goo Dolls erfinden sich neu? Spoiler alert: nicht wirklich.
Gleich der Opener "Yeah I like you", für dessen Lyrics zum Thema Social-Media-Berühmtheiten der Ausdruck "OK Boomer" spätestens hätte erfunden werden müssen, ist Softrock zum Mitklatschen von der harmlosesten Sorte, den man sich jederzeit auch im ZDF-Fernsehgarten vorstellen könnte. In "War" wird die gleiche Formel noch durch klebrigen Keyboardsound ergänzt, und die Fahrstuhlmusik des enervierend fröhlichen "Save me from myself" motiviert nachhaltig zum Treppensteigen. "Hold me down until the madness ends" lautet eine Textzeile aus letzterem Song, und genau das denken sich nach diesem Einstieg auch durchaus wohlmeinende Hörer*innen. "Let the sun" kommt zunächst nur mit Akustikgitarre und Rzezniks – wenn sie genügend Raum erhält nach wie vor berührender – Stimme angenehm reduziert daher, wie zwanghaft plustert sich der Track für die letzte Minute dann aber leider doch noch zum Stadionhymnenkitsch auf.
Etwas besser wird es, wenn Bassist Robby Takac den Lead-Gesang übernimmt: Bereits der Brit-Pop-Verschnitt "Loving life" geht im Albumkontext durchaus klar, vor allem jedoch der atmosphärisch dichte, an den New Wave der Achtzigerjahre erinnernde Rocker "Past mistakes" überrascht und überzeugt gleichermaßen. "You are the answer" ist eine nicht unbedingt originelle, aber durchaus ergreifende Pianoballade und das hier mal geschmackvoll opulente Arrangement sowie die Melodie von "Superstar" überzeugen derart, dass sich auch über Grundschullyrik wie "Love is all around 'cause you're a superstar" hinwegsehen lässt. Goo Goo Dolls können offensichtlich durchaus mehr als grässlich glatte, hochglanzpolierte Weichspülmucke. Warum sie dies nicht öfter zeigen, wissen wohl nur die Engel – sofern sie nicht gerade von Meg Ryan abgelenkt sind.
Highlights
- Past mistakes
- Superstar
Tracklist
- Yeah, I like you
- War
- Save me from myself
- Let the sun
- Loving life
- Going crazy
- Day after day
- Past mistakes
- You are the answer
- Superstar
Gesamtspielzeit: 39:17 min.
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2022-10-05 20:18:39 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 25215 Registriert seit 08.01.2012 |
2022-08-12 19:52:33 Uhr - Newsbeitrag
Die Goo Goo Dolls präsentieren heute ihr 13. Album „Chaos in Bloom“! 10 Tracks gibt es auf die Ohren, unter anderem die neue Single „Going Crazy“. HierAufgenommen wurde das Album in den Dreamland Studios nahe Woodstock, New York. „Chaos in Bloom“ mischt Vintage-Instrumente und -Geräte mit moderner Aufnahmetechnik und vermittelt auf diese Weise absolute Live-Qualität. In einem Interview mit dem US-Sender CNN berichtete John, das Album sei stark von der Pandemie und den zu Tage getretenen Ungerechtigkeiten unserer Gesellschaft beeinflusst. Mit dem Song „Yeah, I Like You” kündigte die Band das neue Album offiziell an. Inhaltlich geht es um die zeitgenössische Ausprägung von Ruhm, die das Internet und die sozialen Medien hervorbringen. Bis dato generierte der Song 1,7 Mio globale Streams. Das offizielle Video zählt knapp 700 K Aufrufe. Als zweite Singleauskopplung erschien zuletzt „You Are the Answer“. Zuletzt erschien 2019 das Album „Miracle Pill“, das bis dato 58 Mio Streams erreichte. Seit dem 15.07 touren die Goo Goo Dolls durch Nordamerika und spielen bis Ende September über 30 Shows. KURZBIOGRAFIE · Die Goo Goo Dolls sind eine US-amerikanische Rockband, die 1986 gegründet wurde und aus John Rzeznik (Gitarre, Vocals), Robby Takac (Bass, Vocals) und George Tutuska (Drums) besteht. · Die Band wurde ursprünglich als Coverband gegründet, entwickelte dann aber einen Punk Sound mit eigenen Songs. Ihren internationalen Durchbruch erreichten sie mit ihrer 1995er Single „Name“, die es auf #1 der US Mainstream Rock Charts schaffte und u.a. in den TV-Produktionen Charmed, 90210 und Beverly Hills verwendet wurde. · 1998 veröffentlichten die Goo Goo Dolls ihren größten Hit: „Iris“. Der Song diente ursprünglich als Soundtrack zum Film „City of Angels“ und erreichte #1 in Australien, Kanada, Italien den USA (Mainstream Rock). Mit 2,1 Mrd globale Streams und 12x Platin ist die Single eine der bekanntesten Rockhymnen unserer Zeit. · Nach Veröffentlichung verbrachte der Song beinahe 12 Monate in den Billboard Charts. 2012 rankte „Iris“ auf #1 von Billboards „Top 100 Pop Songs 1992-2012“. Als einzige Künstler schafften die Goo Goo Dolls es mit insgesamt drei Singles in die Liste, allesamt in den Top 25. · Die Band releaste 12 Studioalben. Das erfolgreichste davon ist „Dizzy Up the Girl“, das 1998 erschien und global 8x Platin sowie 2x Gold erhielt und 1,7 Mrd Streams zählt. · Im Laufe ihrer Karriere erhielten die Goo Goo Dolls 4 Billboard Music Awards, 5 ASCAP Pop Awards und 4 Grammy-Nominierungen. · Insgesamt vereint die Band 4,5 Mrd globale Streams. Auf YouTube kommen 770 Mio Views zusammen. |
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Referenzen
Matchbox Twenty; Rob Thomas; Lifehouse; Nickelback; The Calling ; Bon Jovi; Bryan Adams; Embrace; Maroon 5; Imagine Dragons; Onerepublic; Twenty One Pilots; 3 Doors Down; Train; Rooney; The Script; The Rasmus; Bastille; Counting Crows; The Hooters; 5 Seconds Of Summer; Third Eye Blind; Creed; Scouting For Girls; Starsailor; Snow Patrol
Surftipps
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- https://www.allmusic.com/artist/goo-goo-dolls-mn0000949630
- https://www.last.fm/de/music/Goo+Goo+Dolls
- https://www.discogs.com/de/artist/252661-Goo-Goo-Dolls
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