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Beth Orton - Weather alive

Beth Orton- Weather alive

PIAS / Partisan / Rough Trade
VÖ: 23.09.2022

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Im Bett mit Proust

Irgendetwas passte nicht mehr so ganz zwischen Beth Orton und ihrem vorherigen Plattenlabel. Folglich endete die Zusammenarbeit der Britin mit den Verantwortlichen von Anti, und bei der Entstehung ihres siebten Studiowerks musste sie neue Wege gehen. Orton wählte konsequent das Do-it-yourself-Prinzip und spielte den Nachfolger von "Kidsticks", der immerhin sechs Jahre zuvor veröffentlicht wurde, auf eigene Faust ein. Umwehte den Vorgänger noch der an dieser Stelle vermisste Fokus, bringt die Musikerin nach über zweieinhalb Jahrzehnten im Business ihre wahren Stärken deutlich besser auf den Punkt. "Weather alive" ist ein nachdenkliches, intensives Album geworden, das ein aufmerksames Publikum verdient.

Es geht durchaus düster zu in den nur acht Stücken. Gleich zum Auftakt bestimmen Nebel und Dunkelheit die Szenerie: "Mist is rising, jewels aligning / And the shadows meet the day", heißt es da im ausufernden, über siebenminütigen Titelstück. Wenngleich Orton das Heft des Handelns selbst in die Hand genommen hat, suchte sie die Inspiration weiterer Mitstreiter. Besagter Opener beispielsweise vereint Musiker wie Shahzad Ismaily, Tom Herbert oder Tom Skinner, bekannt unter anderem von The Smile und Sons Of Kemet. Die Sängerin setzt den Ton, ihre Begleiter runden die Sache gekonnt ab. Und dass sie sich wahre Könner ins Studio geholt hat, beweist gleich das nächste Stück "Friday night", in dem Orton einen großen Namen ins Spiel bringt: "I've been dreaming of Proust all in my bed / He speaks to me in my sleep / He takes me to the other side / With his madeleines and friends."

Reizvoll kommt später ihr Gesang in "Fractals" daher, wenn sie rätselhafte Zeilen wie "With windows to see them before they see you" intoniert und auf eine Art vorträgt, die nur sie beherrscht. Dazu gesellen sich der pluckernde Bass Herberts, Pianoklänge von Sam Beste und das auf dem Album immer mal wieder eingestreute Saxofon, in diesem Stück von Alabaster DePlume vorgetragen. Orton war auch aufgrund der musikalischen Unentschlossenheit für "Kidsticks" auf plattentests.de dezent kritisiert und schließlich gar als strauchelnde Dame bezeichnet worden. Davon kann bei "Weather alive" keine Rede mehr sein. Sie steht mit beiden Beinen auf dem Boden und präsentiert sich in der Mitte ihres dritten Karriere-Jahrzehnts in bemerkenswerter Verfassung. Dass sie ihre Kreativität mit der bewussten Einladung von Gastmusikern veredelt hat, ehrt sie. Und die Leute bei ihrem vorherigen Plattenlabel? Sie dürften mindestens mit Interesse, wohl aber auch mit dem Gefühl, etwas verpasst zu haben, erstaunt nach Großbritannien blicken.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights

  • Weather alive
  • Forever young
  • Unwritten

Tracklist

  1. Weather alive
  2. Friday night
  3. Fractals
  4. Haunted satellite
  5. Forever young
  6. Lonely
  7. Arms around a memory
  8. Unwritten

Gesamtspielzeit: 45:50 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

dreckskerl

Postings: 9765

Registriert seit 09.12.2014

2022-12-24 18:51:19 Uhr
Ach schau...mein Album des Jahres

Der Wanderjunge Fridolin

Postings: 4355

Registriert seit 15.06.2013

2022-12-24 11:39:36 Uhr
P.S.: Natürlich wenig überraschend, dass so etwas aus GB kommt.

Der Wanderjunge Fridolin

Postings: 4355

Registriert seit 15.06.2013

2022-12-24 11:37:14 Uhr
Ich habe mich mal wieder durch zahlreiche Bestenlisten gehört, aber das ganze angesagte Zeug ist wie so oft nicht mein Ding. Und hier ist die große Ausnahme. Was ein schönes Album! Keine Ahnung, ob sie das bewusst angestrebt hat, aber vom Grundsound her klingt das total nach THE BLUE NILE und ist damit genau mein Ding. Genretechnisch würde ich das demnach dem Sophisti-Pop zuordnen. Ja, schlimmes Wort, aber um das Gehörte zu verbalisieren, hilft diese Schublade ungemein.

Pepe

Postings: 433

Registriert seit 14.06.2013

2022-11-05 00:58:08 Uhr
Nachdem ich bisher nur das fantastische „Forever Young“ und das mir dagegen durchschnittliche „Friday Night“ kannte, habe ich mich heute endlich zum ersten Mal dem Album gewidmet. Der gleichnamige Opener „Weather Alive“ hat mich sofort mitgenommen und „Friday Night“ gefiel mir danach besser, als ich es in Erinnerung hatte. Danach geht es gut weiter, aber das Trio „Forever Young“, „Lonely“ und „Arms Around A Memory“ ist einfach sensationell; wunderbar arrangierte und mich begeisternde Songs, die sich jetzt schon auf Ewig in mein Herz eingebrannt haben. Das schöne „Unwritten“ rundet schließlich ein tolles Album ab. Ich bin zunächst bei einer 8,5/10 und bin schon gespannt auf den zweiten Durchgang.

dreckskerl

Postings: 9765

Registriert seit 09.12.2014

2022-09-30 11:45:08 Uhr
Soooo wundervoll und so unerwartet und ja , es wird immer besser.

Diese Arangements! Ich hatte noch nicht die eingestreuten Vibraphontupfer erwähnt, genial.
Ein Sound wie ein kleinteiliges Mosaik.





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