Mura Masa - Demon time

Anchor Point / Polydor / Universal
VÖ: 16.09.2022
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 2/10

Ein bisschen Spaß muss sein
Ein My introvertiert und uneitel muss man wohl sein, wenn man es sich am Computer, an der Konsole oder hinter den Reglern bequem macht, statt ganz die Rampensau mit dem Gesicht vor jede Kamera zu springen und ins Mikrofon zu rülpsen, was einem gerade in den Kopf kommt. Dass Produzent*innen aber längst nicht mehr ein Schattendasein als namenlose Beatlieferant*innen führen müssen, zeigen prominente Beispiele wie der Brite Mura Masa. Der ist nämlich trotz seines geringen Alters (Jahrgang 96) seit Jahren ein zuverlässiger Hitlieferant, und auf seinen erfolgreichen Alben steht in erster Linie groß sein Name und dann die der prominenten Stimmlieferant*innen, mit denen er zusammenarbeitet.
Auf Album Nummer drei hat Alex Crossan, wie Mura Masa sich in einer Polizeikontrolle nüchtern ausweisen würde, erneut Stars aus verschiedensten Teilen der Welt auf seine Produktionen eingeladen. Und die sollen vor allem erst mal eins haben: jede Menge Spaß. "Demon time" ist weder ein tiefgründiges, noch besonders subtiles Album. Von der ersten Sekunde an ballern Beats rein, die bei Menschen, die "Radiomucke" nicht mögen, explosiven Brechreiz hervorrufen könnten. Dabei toben sich alle Beteiligten innerhalb der großzügig eingezäunten Pop-Spielwiese Purzelbaum schlagend aus. "Tonto" beispielsweise ist ein spanischsprachiger Hüftschwung von einem Song, bei dem die Honduranerin Isabella Lovestory gegen ein herrlich albernes Akkordeon ansingt, das ihr die Show zu stehlen droht. Oder das unverblümt stumpfe "Prada (I like it)", das mit seinem pulsierenden Bass in die Disco will und dann mit einer polyphonen Melodie aus einer Zeit schockt, als Phones noch nicht smart waren. Und das bläserbestückte "Hollaback bitch", das sich das für Musik selten zutreffende Prädikat "sexy" abholt und bis in die Morgenstunden die Bettlaken durcheinanderbringt.
Wer nicht eine vollkommene Resistenz gegen Spiel, Spaß und Tanz entwickelt hat, wippt bei dieser Auswahl schon ordentlich mit. Wer sich noch wehrt, kann sich mit Lil Uzi Vert, PinkPantheress und Shygirl entscheiden, ob man die Hyperpop- oder HipHop-Einflüsse geiler findet. Das im besten Sinne nach Anime-Introsong klingende "E-motions" setzt mit einer kitschigen Engelsharfe noch mal einen drauf, aber ist mehr augenzwinkernde Spielerei als ernsthafte Geschmacksverirrung. Komplett lost müsste eigentlich die Idee von "2gether" mit Gretel Hänlyn sein, das erst anderthalb Minuten Gitarrenballade andeutet, um dann mit gepitchter Roboterstimme über einen Synthie zu stolpern, der sich wie ein stottender Motor anhört. Funktioniert aber irgendwie. Wenn auf "Up all week" dann noch Partner-in-crime Slowthai vorbeischaut und Faithless' "Insomnia" zitiert, sägt sich der Sound in eine Vergangenheit zurück, die Mura Masa eigentlich nur vom Hörensagen kennen kann. Ein weiteres erfolgreiches, krummes Ding drehen die beiden damit trotzdem.
Nach nicht mal einer halben Stunde ist der dämonische Spuk dann auch schon wieder vorbei, kann aber auch bedenkenlos auf Repeat gelassen werden. Die elf Songs sind trotz ihrer Hyperaktivität nicht aufdringlich genug, um zu nerven. Ex-Soundcloud-Kid Mura Masa hat es längst geschafft, den Hype in eine stabile Karriere zu konvertieren. Sein neues Album hat er mit einer einzigen Mission ausgestattet: gute Laune unter die Leute bringen. Jetzt kann er es sich hinter den Reglern bequem machen und von da aus zusehen, wie seine neueste Kreation ihren Auftrag ausführt und sich das Lächeln dabei wohl kaum verkneifen.
Highlights
- 2gether (feat. Gretel Hänlyn)
- Up all week (feat. Slowthai)
- Tonto (feat. Isabella Lovestory)
Tracklist
- Demon time (feat. Bayli)
- Bbycakes (feat. Lil Uzi Vert, PinkPantheress, Shygirl)
- Slomo (feat. Tohji & Midas The Jabagan)
- 2gether (feat. Gretel Hänlyn)
- Up all week (feat. Slowthai)
- Prada (I like it)(feat. Leilah)
- Hollaback bitch (feat. Shygirl & Channel Tres)
- Blessing me (feat. Pa Salieu & Skillibeng)
- Tonto (feat. Isabella Lovestory)
- E-motions (feat. Erika de Casier)
- Blush (feat. Leilah)
Gesamtspielzeit: 29:34 min.
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Referenzen
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