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Sebastian Madsen - Ein bisschen Seele

Sebastian Madsen- Ein bisschen Seele

Isbessa / The Orchard
VÖ: 30.09.2022

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Bieder, Mann!

Wenn der Sänger einer erfolgreichen Indierock-Band sein Solodebüt gibt, rechnet man am ehesten mit Singer-Songwriter-Geklampfe oder einer leicht variierten Version des bekannten Band-Sounds. Nicht so bei Sebastian Madsen, der auf "Ein bisschen Seele" den Soulman gibt und sich an eine opulente Inszenierung mit Bläsern und Streichern wagt. Angeblich hört er privat schon lange Künstler wie Otis Redding und Curtis Mayfield und verbeugt sich tief vor seinen Idolen, allerdings ohne deren Klasse auch nur annähernd zu erreichen. Vielmehr greift er ihnen unverblümt in die Taschen und stibitzt sich bekannte Melodienbögen für seine Songs. Bei "Ich löse mich auf" summt man plötzlich "I just wanna be close to you" von Maxi Priest mit, die Schmonzette "Gefühle für Dich" klingt sehr nach Marvin Gayes "Sexual healing", und mit dem Versuch eines Falsettgesangs dazu noch nach irgendwas von den Bee Gees. Der titelgebende Eröffnungstrack ist knackig arrangiert, mit Trompeten und Hammondorgel. Auch "Sei nur Du selbst", bei welchem Madsen von Kritikerliebling Drangsal unterstützt wird, ist mit Stakkato-Klavier und Bläsern gefällig instrumentiert. Doch schon diesen ersten Songs fehlt jegliche Indie-Patina oder Punk-Attitüde, sie klingen glattgebügelt und schielen Richtung Formatradio.

Auslöser für den Ausflug auf Solopfade war die pandemiebedingte räumliche Trennung von seiner Partnerin, der Madsen-Keyboarderin und Sängerin Lisa Who. Sie blieb in Berlin, Sebastian verbrachte lange Monate im heimischen Wendland. So zieht sich das Herzeleid durch fast alle der zehn Songs. "Das Gewitter" ist die vertonte Trennungsangst, und der Sänger fragt schüchtern, ob ihn die Angebetete noch liebe. Beim lebhafteren "Als bei uns Sommer war" schwelgt er in sonnigen Erinnerungen an die ungezwungene gemeinsame Zeit in der Hauptstadt. Das kitschige "Baby, ich liebe Dich" reiht furchtbare Postkartensprüche aneinander. Das mag bewusst passieren, die Intention ist jedoch nicht nachvollziehbar und der Song damit der Tiefpunkt des Albums: "Würde ich alles sagen, was ich fühl' für Dich, hätte ich für immer zu tun / Es gibt so viele Dinge über Dich, das schönste bist Du.“ Als gefühliges Sahnehäubchen haucht Freundin Lisa gegen Ende des Lieds noch höchstselbst den Refrain ins Mikrofon.

Das größte Manko auf "Ein bisschen Seele" ist die stimmliche Limitiertheit des Wendländers. Beim Indierock der Hauptband spielt das eine untergeordnete Rolle, Emotion und Schrei-Passagen kaschieren diesen Umstand bestens. Beim Soul funktioniert das schlechter, und so scheitert Madsen ein ums andere Mal am eigenen Stimmvolumen. Besonders beim theatralischen "Ich löse mich auf" wird das deutlich, wenn Duett-Partnerin Eva Briegel von Juli auf den Plan tritt und den Hauptprotagonisten gesanglich in die Schranken weist. Textlich geht Madsen nicht in die Tiefe, was nicht zuletzt das biedere "Immer nur am Handy" beweist. Der 41-Jährige beschwert sich darin über die exzessive Smartphone-Nutzung, bittet um ein echtes Gespräch. Der eine oder die andere dürfte das vom drögen Abendbrotdisput mit den Kindern kennen. Der Song ist dazu musikalisch kurios und wartet mit einem E-Gitarren-Solo im Mittelteil auf, das nur als Reminiszenz an Bilderbuchs "Maschin" gemeint sein kann.

Immer wenn ein Künstler darauf verweist, dass er ein Album nur für sich selbst aufgenommen hat, darf man hellhörig werden. Das klingt nach dem Versuch, negative Kritik im Keim zu ersticken. Da er diese Platte nun aber gemacht hat, bleibt zu hoffen, dass das Kapitel damit abgeschlossen ist und er sich wieder auf seine erfolgreiche Hauptband konzentriert.

(Andreas Rodach)

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Highlights

  • Ein bisschen Seele
  • Ich löse mich auf (feat. Eva Briegel)

Tracklist

  1. Ein bisschen Seele
  2. Sei nur Du selbst (feat. Drangsal)
  3. Ich löse mich auf (feat. Eva Briegel)
  4. Die Einsamkeit
  5. Immer wenn die Nacht
  6. Immer nur am Handy
  7. Baby, ich liebe Dich (feat. Lisa Who)
  8. Das Gewitter
  9. Als bei uns Sommer war
  10. Gefühle für Dich

Gesamtspielzeit: 34:08 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Obrac

Postings: 2084

Registriert seit 13.06.2013

2022-09-29 07:33:07 Uhr
Da war wohl mit dem Rezensenten mal wieder ein Schlaumeier unterwegs, der aus Bosheit mit Sebastian Madsen einfach keinen Spaß haben will.

Für mich immer noch einer der Höhepunkte der PT-Geschichte: https://www.plattentests.de/rezi.php?show=5585

Mr Oh so

Postings: 2972

Registriert seit 13.06.2013

2022-09-29 01:03:31 Uhr
Junge, allein die Songtitel des Albums ...

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2022-09-28 21:30:49 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Konsul

Postings: 789

Registriert seit 06.04.2022

2022-07-08 22:54:44 Uhr
Die erste Single geht gerade so, aber die 2. ist wirklich übel

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2022-07-08 18:32:13 Uhr - Newsbeitrag
Mit seiner zweiten Solo-Single "Immer nur am Handy" kündigt SEBASTIAN MADSEN heute sein erstes Solo-Album "Ein bisschen Seele" an. Das von Soul- und Blues-inspirierte Album des Madsen-Sängers erscheint am 30.09. über ISBESSA und kann ab sofort u.a. auf limitiertem weißen Vinyl vorbestellt werden.

Die mit Kopfstimme, vielen Bläsern, schrägem Gitarrensolo und augenzwinkernden Text ausgestattete Single macht vor allem eins klar: Von Sebastian Madsen kann man ab sofort wirklich alles erwarten.

Sebastian zu seiner neuen Single: "Bei „Immer nur am Handy“ geht um eine der größten Suchtprobleme dieser Zeit. Kaum jemand geht noch ohne Telefon aus dem Haus, kaum jemand schafft es 30 Minuten mal nicht auf Displays zu starren. Ich dachte mir: da könnte vielleicht ein Liebeslied helfen. Ohne Belehrung oder zu viel Anklage. Ich will nur sagen: Ich bin doch da! Rede mit mir! Al Green, Curtis Mayfield und Bilderbuch haben mich im Schlaf hypnotisiert. Danach hab ich das Lied aufgenommen."


SEBASTIAN MADSEN - "Immer nur am Handy" (Single)
Musikvideo:

Jetzt mal Hand aufs Herz: Wie viele Stunden Bildschirmzeit zeigt das Smartphone heute an? Zwei Stunden? Drei? Vielleicht sogar vier? Wurde wirklich telefoniert, oder war’s mal wieder nur die Lieblings-App? "Also ich habe die Kniffel-App auf dem Telefon, die spiele ich manchmal echt stundenlang", lacht Sebastian Madsen. "Manchmal fragt meine Freundin mich dann, ob wir nicht mal in echt Kniffeln wollen und ich denke so ‚puh, wie anstrengend‘ – was ja eigentlich echt nicht sein kann…"

Eine launige Mahnung an sich selbst und alle Smartphone-Zombies, denen es ähnlich geht, hat Sebastians Madsen nun mit seiner neuen Single "Immer nur am Handy" geschrieben: "Du hängst immer nur am Handy / Ich häng immer noch an dir / Doch ich hänge auch in der Luft / hätte gern gewusst was denkst du von mir", singt er darin. "Der Song sagt im Grunde: Ich bin doch hier. Mach dein Telefon aus, guck mich an und rede mit mir."

Musikalisch fährt Sebastian Madsen in dem knapp drei Minuten langen Song alles auf, was so geht: Zu einer funky Melodie gesellen sich Bläser, Gesang in Kopfstimme und ein schön schräges Gitarrensolo. "Immer nur am Handy" ist nach "Sei nur du selbst" (feat. Drangsal) die zweite Single aus seinem Solo-Debüt "Ein bisschen Seele", das am 30. September 2022 erscheint.

Nach 17 Jahren als Sänger der überaus erfolgreichen (Indie)-Rock-Band MADSEN geht Sebastian damit erstmals eigene Wege und erkundet musikalisch komplett neues Terrain: Die Songs changieren zwischen Soul und Pop, es darf aber auch mal ein bisschen Disco sein. Dazu gibts beschwingte Bläser- und Streicher-Arrangements von dem Hamburger Arrangeur Markus Trockel. "Die ersten Ideen für das Album entstanden aus Corona-Frust, Langeweile und Liebeskummer", so Sebastian Madsen. "Zu Liebeskummer passt ja Soul-Musik, deswegen habe ich Sachen wie Otis Redding, Curtis Mayfield oder Amy Winehouse gehört – und irgendwann einfach angefangen, selbst Lieder zu schreiben."

Mit Unterstützung seines Bruders Johannes entstand im bandeigenen Studio im Wendland ein mitreißendes Album, das knistert wie eine alte Schallplatte und Sebastian Madsens ganz eigene Interpretation von Soul ist. "Ein bisschen Seele" wird als signierte Limited White Vinyl im ISBESSA Shop, als CD und Vinyl Album im Handel sowie digital und auf allen Streaming-Plattformen erhältlich sein.

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