Jonathan Jeremiah - Horsepower for the streets
PIAS / Rough Trade
VÖ: 09.09.2022
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Das Amen in der Kirche
In turbulenten Zeiten gibt es zum Glück noch einige Konstanten im Leben: die sichere Rückkehr von Modetrends nach 20 Jahren, die Tatsache, dass Lebkuchen auch schon im September schmeckt und Jonathan Jeremiahs Folk-Soul-Stil, gekrönt von seiner wohlig-warmen Bariton-Stimme. Wer sein fünftes Album "Horsepower for the streets" hört, kann gleich in mehrerlei Hinsicht eine Zeitreise unternehmen. Denn zum einen hat sich elf Jahre nach Erscheinen seines Debüts "A solitary man" nicht viel verändert, und zum anderen lebt Jeremiah von jeher musikalisch in den späten 60er- bis frühen 80er-Jahren – und erinnert so durchaus an eins seiner Vorbilder: Cat Stevens. Musikalisch vergleichbar ist sein Stil trotzdem eher mit dem anderer Soul-Acts wie Black Pumas oder Michael Kiwanuka.
Während der eröffnende Titelsong oder "Small mercies" vielschichtige, aber sich ähnelnde Soundwelten aufbauen, in der mehrstimmiger Backgroundgesang des Öfteren in den Vordergrund rückt, bleibt ansonsten alles beim Alten: Jeremiahs Musik kann etwa smoothe Hintergrundberieselung sein, lädt aber genauso dazu ein, sich vollkommen auf sie einzulassen und den langsam voranschreitenden Rhythmen zu folgen, um die Details in den Stücken zu entdecken. Das allerdings in einer melancholischen bis gar trägen Stimmung. Kurzum: Der Brite produziert auch weiterhin die Art von verträumtem Soul, auf die man sich gefasst machen sollte, ehe man sich herantraut.
"Early warning sign" bricht mit zurückhaltender Klavierbegleitung aus dem sonst eher opulenten Gerüst des Albums aus, wobei der deutlich wahrnehmbare Hall des Aufnahmeorts besonders stimmig wirkt: Zu den interessanteren Fakten von "Horsepower for the streets" zählt nämlich, dass das Album mit einem 20-köpfigen Streichorchester in einer Amsterdamer Kirche eingespielt wurde. Geschrieben hat Jeremiah die Songs während seiner ersten Frankreich-Tournee – Innovationen, unerwartete Wendungen oder einen Hauch neuer Einflüsse sind ihm dabei aber nicht eingefallen. Und so schunkelt der Soul-Barde mit dem Präriesound von "Restless heart" oder dem eher improvisiert klingenden "Lucky" in eher gediegeneren Tempi und in seinem ganz eigenem Erfolgsrezept hin und her. Denn Jeremiah bringt noch eine weitere Konstante mit, die so sicher scheint wie das Amen im niederländischen Gotteshaus: Seine Anhänger werden die neuen Songs lieben. Turbulente Zeiten hin oder her.
Highlights
- Small mercies
- Restless heart
Tracklist
- Horsepower for the streets
- You make me feel this way
- Cut a black diamond
- Small mercies
- The rope
- Restless heart
- Youngblood
- Ten-storey falling
- Early warning sign
- Lucky
- Sirens in the silence
Gesamtspielzeit: 37:32 min.
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Referenzen
Michael Kiwanuka; Jon Allen; Black Pumas; Son Little; Theo Lawrence; Blaudzun; Roseaux; Charlie Cunningham; Nick Mulvey; Charlie Winston; Paolo Nutini; Xavier Rudd; Douwe Bob; Alain Clark; Amos Lee; Fink; Ray LaMontagne; Luke Sital-Singh; Foy Vance; Ben Harper; Cat Stevens; Yusuf
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