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Grave Goods - Tuesday. Nothing exists.

Grave Goods- Tuesday. Nothing exists.

Tulle / Bertus
VÖ: 09.09.2022

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Das Sein und das Nichts

"Beim Fußball verkompliziert sich alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft." Nicht etwa die aphoristische Zusammenfassung von Uwe Seelers Lebenswerk, sondern ein Ausspruch von Jean-Paul Sartre. Wir halten uns an dieser Stelle jedoch nicht mit der Frage auf, wo der noch gleich gespielt hat, sondern ziehen lieber die Verbindung zu Grave Goods aus Dublin, Belfast und Manchester – ganz ohne rundes Leder. Kunststück: Rund ist auf deren erstem Album nämlich so gut wie gar nichts. Dafür ausgesucht kantig, sperrig und überaus existentialistisch geprägt, was man unschwer daran ablesen kann, dass das Trio seine Musik als "Sartre-Rock" bezeichnet und sich den Titel seines Debüts aus einem Kapitelbeginn von "Der Ekel" geborgt hat. Ganz so leergeräumt wie der ausgefallene Wochentag ist "'Tuesday. Nothing exists." zwar nicht, aber doch ziemlich überschaubar – sowohl im Sound als auch in puncto Spielzeit. 23 Minuten müssen reichen, um Grave Goods' reduzierte musikalische Vision durchzudrücken.

Was die kleine Supergroup aus Mitgliedern von PINS, September Girls und Girls Names respektive Gross Net nicht zuletzt mit dem Brightoner Minimalisten-Duo Prinzhorn Dance School eint, das seinen, nun ja, Longplayer "Home economics" 2015 auf ähnlich handliche Gesamtlänge heruntergedampft hatte. Doch wo Suzi Horn und Tobin Prinz ihren rigiden Songs seinerzeit die schärfsten Ecken harmonisch zurechtgefeilt hatten, mögen Grave Goods ihren Post-Punk auf "Tuesday. Nothing exists." umso kratzbürstiger, kompromissloser und mit rohen Noise-Rock-Spitzen aufgebohrt. Vor allem im Opener "Come", der zunächst missmutig losrattert, ehe Lois Macdonald ihre Gitarre zum ersten Mal angestochen röhren lässt und mit ungerührten Deadpan-Vocals auf die Rolltreppe abwärts lädt: "Step softly into the unevitable new world of the underground." Als würde man Franz Ferdinands "This fire" von der Indie-Tanzfläche verschleppen und ungebremst vor die Wand fahren. Und wenn es rumpelt, scheppert und knatscht, noch nen Meter.

Auch in der Folge rüsten Grave Goods konsequent für eine Handvoll strenge Dreiminüter, in denen sich Sarah Grimes' hyperaktives Drumkit und Phil Quinns präzise rumorender Viersaiter als ebenso zentral für diese knackige und extrem disziplinierte Musik erweisen. "Source" und "None" sind zwei besonders lautstark mit den Zähnen knirschende Biester, die sich so lange von Macdonalds spitzen Riffs ins Hinterteil pieksen lassen, bis sie in scheinbar vierarmigen Schlagzeug-Breaks verpuffen, "Miles" hingegen gibt sich mit der Zeile "I don't want to drive you home" erst störrisch und bittet dann doch zum knorrig-bassigen Schäferstündchen im kargen Industrieloft. Doch das dicke Ende kommt auch hier – in Gestalt des sich anfänglich mühselig im Zaum haltenden "Die", das aber ein dermaßen tosendes Punkrock-Finale abfackelt, dass sich das Sein und das Nichts schwer ramponiert auf Unentschieden einigen. Schön war's trotzdem mit diesem kurzen, aber heftigen Pferdekuss von einem Album. Und Fußball ist wie Schach – nur ohne Würfel.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Source
  • None
  • Die

Tracklist

  1. Come
  2. Source
  3. Miles
  4. None
  5. Story
  6. Eneeway
  7. Die

Gesamtspielzeit: 23:11 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

myx

Postings: 5173

Registriert seit 16.10.2016

2024-03-18 21:54:58 Uhr
Gutes Post-Punk-Debüt, kurz und knackig. Gehört gehört.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27545

Registriert seit 08.01.2012

2022-09-21 21:06:13 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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