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Crippled Black Phoenix - Banefyre

Crippled Black Phoenix- Banefyre

Season Of Mist / Soulfood
VÖ: 09.09.2022

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Szeneputzen nicht vergessen

Viele Bands bringen irgendwann im Laufe ihrer Karriere Platten auf den Markt, die gerne als "Übergangs-Alben" bezeichnet werden. Gemeint sind dabei vor allem Veröffentlichungen, die entweder auf einen stilistischen Wandel hinarbeiten – "Heritage" von Opeth ist so ein wunderbares Beispiel dafür –, oder aber Platten, die in der Rückschau eine Art Zwischenschritt darstellen. Im Nachhinein können Crippled Black Phoenix dieses Etikett wohl "Ellengæst" aus dem Jahr 2020 anheften. Dabei gab es stilistisch gar nicht so viel Neues – viel interessanter war die Ansammlung der zahlreichen Gastmusiker, mit denen der Weggang von Sänger Daniel Änghede kompensiert werden sollte. Die Crux dabei: Auch wenn das Album recht kurz und knapp geriet und die Atmosphäre immer noch überaus gelungen war, fehlte trotz der überragenden Hymne "Lost" mitunter das eine letzte Bisschen, der berühmte Punkt, auf den man irgendwann kommen sollte.

Mittlerweile steht mit dem Schweden Joel Segerstedt ein neuer Vokalist bereit, und der konnte bereits an der zwischendurch veröffentlichten Single "Painful reminder / Dead is dead" zeigen, wie maßgeblich er an der Seite von Sängerin Belinda Kordic zum Gesamtsound beiträgt. Ein Umstand, der für Bandchef Justin Greaves in höchstem Maße inspirierend zu sein scheint, denn das neue Album "Banefyre" deutet bereits mit den ausufernden Songlängen an, dass nach der puren Düsternis von "Ellengæst" die virtuose Seite wieder mehr zum Tragen kommt. Nach kurzem Spoken-Word-Intro durch den amerikanischen Künstler Shane Bugbee breitet Kordic den Teppich aus, schwebt über düstere Riffs hinweg und verleiht dadurch den ohnehin schon sinistren Lyrics über die Verbrennung einer Hexe noch mehr Tiefgang. Ohnehin sind es die Außenseiter, die es Greaves angetan haben, die Opfer einer immer egoistischer werdenden Gesellschaft, die sich in "Ghostland" in hörbar größerer Zahl zusammentun und nicht mehr zu ignorieren sind.

Ebenso wenig übrigens wie die überragende Performance von Segerstedt. "The reckoning" zum Beispiel erinnert nicht zuletzt durch den beschwörenden Gesang des Schweden an die letzten Alben von New Model Army, und angesichts von Zeilen wie "Nature is evil, Mr. Herzog said / And I think he might be right ... and wrong / Cause everything would be in balance / If it wasn't for humankind" taucht wie gerufen ein sehr zorniger Justin Sullivan vor dem geistigen Auge auf. Wie brillant dazu Greaves' Songwriting passt, zeigt als leuchtendes Beispiel "Rose of Jericho", das eine unfassbare, morbide Schönheit versprüht. Minutenlang baut sich ähnlich den Klanggletschern von Sólstafir ein Sound-Monolith auf, dann durchbricht ein erlösendes Riff diese Mauer. Jedoch nur, um seinerseits einen wunderbaren Spannungsbogen zu etablieren, bis sich der Song endlich in eine fulminante Schlussphase ergießen kann. Das ist schlicht Weltklasse – wenn es auch nur einen einzigen Grund gibt, sich eingehend mit dieser Platte zu befassen, dann ist es dieses Meisterstück.

Auch der längste Song des Albums, das 15-minütige "The scene is a false prophet", spielt in dieser Liga. Die Ruhe zu Beginn ist trügerisch, die Anleihe bei "The sound of silence" natürlich vollkommen beabsicht. Denn das freundliche "Hello punk rock, my old friend" ist der nur scheinbare Gruß an eine Szene, die für Greaves jeglichen Reiz verloren hat. Während er Segerstedt noch verzweifelt "The music is great and loud, come on! / But I don't wanna sing along" singen lässt, wird der Song schon längst von floydischen Dissonanzen zerfetzt. Und wenn am Ende ein nochmals großartiges Gitarrensolo diese Fäden wieder zu einem opulenten Schlussakt zusammenfügt, bleibt nur noch das Fazit "The scene, the prophet, the clown, the end." Justin Greaves und Crippled Black Phoenix mögen in der Tat jeglichen Szenen entwachsen sein. Und auch wenn marginale Längen vor allem in der zweiten Hälfte des Albums ein wenig die Spannung abfallen lassen, ist "Banefyre" über weite Strecken das Manifest dafür.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • The reckoning
  • Rose of Jericho
  • The scene is a false prophet

Tracklist

  • CD 1
    1. Intro / Incantation for the different
    2. Wyches and basterdz
    3. Ghostland
    4. The reckoning
    5. Bonefire
    6. Rose of Jericho
  • CD 2
    1. Blackout 77
    2. Down the rabbit hole
    3. Everything is beautiful but us
    4. The pilgrim
    5. I'm OK, just not alright
    6. The scene is a false prophet
    7. No regrets

Gesamtspielzeit: 97:28 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27355

Registriert seit 08.01.2012

2022-09-21 21:04:56 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Mann 50 Wampe

Postings: 3720

Registriert seit 28.08.2019

2022-09-20 17:41:00 Uhr
Ghostland finde ich auch schwach, jedenfalls im Vergleich zum Rest und den Bonus Track hätte ich auch nicht unbedingt gebraucht.

Klaus

Postings: 9626

Registriert seit 22.08.2019

2022-09-20 10:11:32 Uhr
Kommt ein bisschen drauf an. Habe das Album bislang nur digital gehört und da ist es schon ein sehr lauter, aufweckender Bruch, wenn der auf einmal lospoltert. Sollen sie doch gern mehr in dem Stil machen und separat herausbringen.

Gerade nach den beiden schönen Longtracks am Ende.

Ansonsten zum Album: 7,5/10, Ghostland könnte man streichen, das Intro sowieso.

Clown_im_OP

Postings: 453

Registriert seit 13.06.2013

2022-09-20 10:08:54 Uhr
Nö, tut sie gar nicht. Aber Bonustracks, die hinten dran gehängt sind (looking at you, Converge ...), haben mich eigentlich nie gestört.

Klaus

Postings: 9626

Registriert seit 22.08.2019

2022-09-20 10:04:25 Uhr
Finde, die passt leider überhaupt nicht zum Album.
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