Clutch - Sunrise on Slaughter Beach
Weathermaker / Rough Trade
VÖ: 16.09.2022
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Wie ein Boss
Auch Plattentests.de erlaubt sich manchmal einen Scherz: 2018 war anlässlich von "Book of bad decisions" völlig zu Unrecht von Prog-Kapriolen, HipHop-Subversionen und elektronischen Experimenten die Rede – also von Dingen, die Clutch aus Maryland nie in den Sinn kommen würden. Auch der 13. Longplayer des Stoner-rockenden Quartetts macht in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Trotzdem gibt es auf "Sunrise on Slaughter Beach" einiges, das es auf Clutch-Platten sonst nicht gibt. Zwar keinen melancholischen College-Emo, wiewohl der Titel bei manchen vielleicht Assoziationen zum Solo-Ding von Modern Baseballs Jake Ewald weckt. Stattdessen weiblichen Backgroundgesang (für die liebliche Note), ein Theremin (muss man beim Spielen noch nicht einmal berühren) und ein Vibraphon (was war das noch gleich?). Auf die Frage, wie viel man davon hört, gibt der Klammerzusatz des Openers "Red alert (Boss metal zone)" einen ersten Hinweis: Clutch rocken auch unter Zuhilfenahme ungewohnten Instrumentariums wie ein Boss.
War also mal wieder nichts mit stilistischen Umwälzungen – die man von Neil Fallon und Kollegen jedoch ohnehin nicht ernsthaft erwarten sollte. Zu tief sind Clutch in schwerem Rock'n'Roll mit von der Seite reinschmeckenden Metal-Spänen und urwüchsigen Blues-Ornaten verwurzelt, als dass sie ihre Donnerbalken-Attitüde zeitgeistigem Brimborium opfern würden. Viel Brett, noch mehr Muskeln. Egal, ob sich der Einstieg nach verhuschtem Beginn ungestüm hardrockig in die Chefetage der harten Jungs boxt oder der Spaziergang durch das 200-Seelen-Nest im Quasi-Titelstück zu einer sleazy Groove-Sause gerät. Und da sind sie schon, die Damen im Hintergrund, die dem Song eine genauso leicht jenseitige Soul-Schlagseite verleihen wie dem wälzenden Riff-Ungeheuer "Nosferatu madre", in dessen Verlauf Fallon der Hexerei bezichtigt und mit einen Gewicht an den Füßen vom Pilgerväter-Segelschiff Mayflower ins Meer befördert wird. Ein ausgeknochter Horror-Gospel, zu dem auch Wolfmother den Mond anheulen könnten.
Und es geht noch gruseliger: "Mercy Brown" erzählt zu Kirchenglocken und unheilvoll kreisenden Gitarren die Geschichte einer jungen Frau aus Rhode Island, die 1892 als angebliche Vampirin von Prä-Aluhutträgern exhumiert und ausgeweidet wurde. Darauf einen Rachenputzer: Der zackige Uptempo-Bolzen "We strive for excellence" ruft frühe Glanzstücke wie "Pile driver" in Erinnerung, "Three golden horns" stößt sich ebendiese kräftig an der massiven Soundwand ab, deren Konstrukteur Tom Dalgety auch bereits Royal Blood oder Pixies einbetonierte. Woran liegt es also, dass "Sunrise on Slaughter Beach" nicht ganz an den exquisiten Vorgänger heranreicht? An der untypisch kurzen Spielzeit von wenig mehr als 30 Minuten? An vereinzelt unausgereiften Songs wie "Mountain of bone" oder "Skeletons on Mars"? Die Prognose "Jackhammer our names" im abschließenden Blues-Schlürfer ist dennoch eine ernstzunehmende: Rüsten Clutch gerade für ihr "Deep Purple in rock"? Allemal plausibler als halbgare Genre-Scherze.
Highlights
- Slaughter Beach
- Nosferatu madre
- We strive for excellence
Tracklist
- Red alert (Boss metal zone)
- Slaughter Beach
- Mountain of bone
- Nosferatu madre
- Mercy Brown
- We strive for excellence
- Skeletons on Mars
- Three golden horns
- Jackhammer our names
Gesamtspielzeit: 33:14 min.
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