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Provinz - Zorn & Liebe

Provinz- Zorn & Liebe

Warner
VÖ: 16.09.2022

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Ans Eingemachte

Das neue Album ist immer das beste, innovativste und wegweisendste Werk eines Künstlers. Wer dieses ungeschriebene Gesetz der Musikbranche bis dato noch nicht kannte, ist vermutlich in der glücklichen Situation, noch nicht allzu viele Interviews mit Musikern oder Werbetexte von Promo-Agenturen und Plattenfirmen konsumiert zu haben. Aber wenn man ehrlich ist: Was sollen sie auch sonst sagen? "Ist ganz okay geworden. Hört mal rein!" wohl kaum. Klappern gehört schließlich zum Handwerk und so ist es nicht verwunderlich, wenn Provinz-Frontmann Vincent Waizenegger zum Besten gibt: "Wir sehen unser neues Album als Weiterentwicklung und Steigerung des vorherigen. Der Kern unserer Musik ist der alte geblieben, es ist jedoch etwas diverser und elektronischer." Und kurz gesagt: Recht hat er. Allen 15 Tracks, die teilweise bereits Monate vor Release als Vorboten des zweiten Albums ausgekoppelt wurden, hört man die Liebe und Leidenschaft an, mit die Band zu Werke geht. "Das ist mehr als Musik / deshalb hör ich nie auf", heißt es passenderweise im "Intro", das zurückhaltend und minimalistisch beginnt, sich steigert und wuchtig endet.

Diese Energie nimmt das oberschwäbische Quartett direkt mit in "Diese Nacht", eine gutgelaunte und tanzbare Nummer zwischen Feiern und Coming of Age. "Gib mir ein Streichholz und Spiritus / Es ist Freitag und die Jungs haben Lust / Diese Nacht gehört uns, wir nehmen sie uns", fordert Waizenegger mit bewährt schnoddrig-heiserer Stimme und wird dabei von seinen Mitstreitern im Hintergrund mehrstimmig unterstützt. Wie bei vielen anderen Songs verspürt man auch hier das Bedürfnis, den Lautstärkeregler höher- und das Autofenster herunterzudrehen. Das hymnische "Verrate Deine Freunde", in dem Provinz das Leben feiern und dazu aufrufen, auch mal Grenzen und Gewohnheiten aufzubrechen, ist auch so ein Fall. Mit "Lass Dein altes Ich zurück / Was Dir lieb und heilig ist / Eines Tages werd'n wir sterben, doch an allen andern nicht" knüpfen die vier Jungs inhaltlich an "An irgendeinem Tag wird die Welt untergehen" von Kapelle Petra an und verpacken das Ganze in ein kurzweiliges Etwas, das zum Mitgrölen einlädt. Auch beim schunkeligen und ziemlich kitschigen "Aylin" oder der jugendlichen Lovestory "17 für immer" ist der Refrain schnell im Ohr und noch schneller wieder hinausposaunt.

Die Stärken von Provinz kommen immer dann besonders zum Vorschein, wenn es inhaltlich tiefer und ans Eingemachte geht. Ein Song wie "Spring" ist pure Kopfarbeit. Einerseits stimmt er nachdenklich, andererseits sorgen seine schwebenden Synthie-Klangflächen und Beats für Kopfnicken. Gleiches gilt für die intensive Beziehungs-Nummer "Zwei Menschen", die als behutsame Ballade startet und dann Fahrt aufnimmt. "Zwei Menschen lernen sich kennen / Sie lernen, sich zu mögen / Sie lernen, sich zu lieben / Stoßen einander zu Boden / Zwei Menschen lernen zu lieben / Und dann machen sie Fehler / Freunde werden Feinde, die sich manchmal vergeben", lauten dabei nur ein paar Zeilen, in die sich jeder hineinversetzen kann. Als wäre das nicht alles schon gut genug, haben sich die Jungspunde illustre Verstärkung besorgt. "Sie haben unsere Bank von früher für ein Altersheim zerstört / Wo sollen jetzt unsere Kinder später ihre Drogen nehmen?", fragt sich Waizenegger gemeinsam mit Danger Dan von Antilopen Gang in einer melancholischen Piano-Ballade zwischen Weltschmerz, Nostalgie und Vergänglichkeit. Diese Kombination ist genauso stimmig wie die Gastauftritte von Casper in "Betäub mich" und von Nina Chuba im Titeltrack. Das ist alles in der Tat Next-Level-Provinz, um im Marketing-Sprech zu bleiben.

(Jochen Gedwien)

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Highlights

  • Spring
  • Unsere Bank (feat. Danger Dan)
  • Betäub mich (feat. Casper)
  • Verrate deine Freunde
  • Zwei Menschen

Tracklist

  1. Intro
  2. Diese Nacht
  3. Spring
  4. 17 für immer
  5. Unsere Bank (feat. Danger Dan)
  6. Aylin
  7. Betäub mich (feat. Casper)
  8. Verrate Deine Freunde
  9. Zwei Menschen
  10. Zorn & Liebe (feat. Nina Chuba)
  11. Weit weg
  12. Sara
  13. Verschwendung
  14. Robin skit
  15. Alles gut keine Angst

Gesamtspielzeit: 46:43 min.

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User Beitrag

Immermusik

Postings: 805

Registriert seit 04.11.2021

2023-09-17 20:24:55 Uhr
Frisch rezensiert ;-)

Francois

Postings: 1017

Registriert seit 26.11.2019

2022-09-21 15:48:21 Uhr
Gefällt mir überraschend gut...
Prescht am Anfang gut vor, paar Ohrwürmer... paar belanglose, "nette" Nummern aber kein Totalausfall dabei

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27172

Registriert seit 08.01.2012

2022-09-14 21:22:49 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27172

Registriert seit 08.01.2012

2022-09-02 19:49:25 Uhr - Newsbeitrag


Neue Single
"Unsere Bank"
(feat. Danger Dan)


Gemeinsame Performance bei
Late Night Berlin:
06.09., 23:30 Uhr, ProSieben


Das Album "Zorn & Liebe"
erscheint am 16.09.22

Vergänglichkeit, Weltschmerz, Altersheim – alles keine Themen, die man klassischerweise mit Anfang 20 wälzt, auch Provinz nicht, deren Songs normalerweise von dem aufregenden und manchmal auch beängstigenden Gefühl handeln, das gesamte Leben mit all seinen Träumen noch vor sich zu haben – „17 für immer“, um es mit dem Titel der jüngsten Single zu sagen. Und doch hat man auch mit Anfang 20 bereits zwei komplette Lebensabschnitte hinter sich, die Kindheit und die Jugend. Genug Lebensmaterial für Nostalgie ist also vorhanden. Wenn dann noch ausgerechnet dort ein Altersheim gebaut wird, wo man sich früher auf dieser ganz bestimmten Bank mit seiner großen Jugendliebe geküsst hat – dann kommt eine wunderschön melancholische Ballade wie „Unsere Bank“ dabei heraus. Als Feature-Gast wirkt Danger Dan mit, neben Provinz eine der ganz großen deutschsprachigen Erfolgsgeschichten der letzten Jahre.



Manchmal kann ein einziger Gegenstand stellvertretend für ein ganzes gelebtes Leben stehen: „Sie haben unsere Bank von früher für ein Altersheim zerstört / Wo sollen jetzt unsere Kinder später ihre Drogen nehmen / Da, wo N+V gleich Herzchen in die Bretter eingeritzt war / Da ist jetzt ein kleiner Parkplatz, wo die Rettungswagen stehen“ – in plastischen Worten beschreibt Vincent einen Ort, der eine ganz besondere Bedeutung in seiner Biografie einnimmt. Und der nun weg ist. Wo er einst heimlich geraucht und geknutscht hat, „spaziert jetzt ein graues Pärchen im Ruhestand“. Wird er eines Tages auch dort spazieren und wird seine alte Jugendliebe dann wieder an seiner Seite sein? „Wir haben uns doch geschworen, wenn keiner will, dann nehmen wir uns“, singt Vincent über elegische Piano- und Streicherklänge. Und während sich über den Senioren der Himmel langsam rot färbt, driften seine Gedanken weiter ab: „Irgendwann sind wir wie die und dann pflegen sie uns tot.“



Auch Danger Dan lässt seine Gedanken schweifen. In seinen Zeilen bringt er Referenzen zu Résistance-Kämpferin Nancy Wake und Joni Mitchell unter, während er zugleich thematisch an die Zeilen von Vincent anknüpft: „Nancy Wake ruft nicht mehr an, sie sagt, sie hat COPD / Mit Rauchen aufgehört vor Jahren, doch da war es wohl zu spät“, weiß Danger Dan zu berichten. Gern würde er auf der Bank „gemeinsam mit dir Drogen nehmen / Von der ersten Feministin aus dem Dorf noch so viel lernen“, doch es gibt sie nicht mehr, die Bank. Stattdessen: Kids, die auf dem Parkplatz den Remix von „Big Yellow Taxi“ hören. „Noch paar Jahre, dann sitzen wir selbst mit der Schrotflinte auf der Veranda“, schätzt Danger Dan, der damit ein ähnlich unrosamundepilcherhaftes Bild seines Lebensabends zeichnet wie Vincent.



Trotzdem, betonen Provinz, überwiegt für sie in „Unsere Bank“ der positive Ausblick auf die Zukunft: „Der Text des Songs ist tatsächlich autobiographisch, das heißt, die Bank, welche für ein Altersheim abgerissen wurde, die gab es wirklich. Dadurch kam auch die Inspiration des Songs und das Bild von Melancholie und Vergänglichkeit. Tatsächlich soll der Song aber eine versöhnliche Botschaft transportieren. Was vielleicht im ersten Moment ‚jugendliches Rumjammern‘ zu sein scheint, bietet andererseits eine sehr schöne Aussicht für die Zukunft.“

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27172

Registriert seit 08.01.2012

2022-07-29 19:56:42 Uhr - Newsbeitrag
Neue Single
"Zwei Menschen"



„Ein Lied über eine Beziehung zwischen zwei Menschen. Jeder hat es schon erlebt, jeder wird es noch und nöcher erleben. Aus Fremden werden Freunde, aus Freunden werden Liebende und manchmal werden aus Liebenden wieder Fremde. ‚Zwei Menschen‘ erzählt von einer Geschichte, in der du dich wiederfinden sollst, mit der sich jeder identifizieren kann und mit der du dich vor allem nicht allein fühlen musst.“


Das Album "Zorn & Liebe"
erscheint am 16.09.22



Bei gut 7,7 Milliarden Menschen auf der Welt: wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sein perfektes Gegenüber findet? Und bei nahezu ebenso vielen Gründen, wieso eine große Liebe irgendwann doch scheitern kann: wie hoch ist die Angst, am Ende allein dazustehen? Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich „Zwei Menschen“, der neue Song von Provinz – ein Song, der tiefer geht als alle bisherigen der Band. Der mitten aus dem Leben gegriffen und zugleich schwindelerregend philosophisch ist. Der leise daherkommt – und doch so laut nachhallt, als hätte hier gerade jemand das eigene Leben vor einem ausgebreitet.



Denn sind wir nicht alle die Protagonist:innen und Geschichten, die Vincent in den Zeilen besingt? „Zwei Menschen lernen sich kennen / Sie lernen sich zu mögen / Sie lernen sich zu lieben / Stoßen einander zu Boden / Zwei Menschen lernen zu lieben / Und dann machen sie Fehler / Freunde werden Feinde, die sich manchmal vergeben“, verdichtet der Frontmann in wenigen Worten die Chronologie einer ganzen Beziehung. Anfangs begleitet von nicht viel mehr als einer gezupften Gitarre, schwebenden Melodieflächen und entrückten Backgroundgesängen, geht der Song vom Allgemeinen ins Konkrete, erzählt von zwei Menschen, die sich in einer Silvesternacht kennenlernen, sich verlieben, irgendwann den Eltern vorstellen, von Kindern sprechen. Doch dann werden die Herzen müde, es kommt zu Untreue, zum Leben mit der Lüge, schließlich zum Bruch.
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