Megaloh - Drei Kreuze
Vertigo / Universal
VÖ: 09.09.2022
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
Der Volksmund irrt
"Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist", sagt der Volksmund. Wenn's danach ginge, wäre für Megaloh schon 2016 nach seinem Erfolgsalbum und Kritikerliebling "Regenmacher" Schluss gewesen. Zu seinem vierten Album lässt der Rapper nun verlauten, dass es sein letztes sein könnte. Ein krönender Abschluss seiner Laufbahn wäre das nicht.
Man wird man den Eindruck nicht los, dass der Wahl-Berliner unbedingt mit den jungen Wilden mithalten und im Herbst seiner Karriere noch mal all seine Facetten präsentieren will. Auf dem Vorgängeralbum "21", das er im Sommer 2021 veröffentlichte, gelang ihm das noch sehr gut. Auf "Drei Kreuze" verzettelt er sich dagegen. Mal wechseln sich apokalyptisch düstere Zeilen und ein fröhlich trällernder Refrain ab wie bei "Endless war", mal bricht ein stampfender House-Beat abrupt ab und ein unangenehm hochgepitchter Gesang setzt ein wie bei "Allein". Dass es hier um den Effekt geht, ist klar. Es wirkt aber diffus und wenig stimmig. Megaloh hat diesmal viele Beat-Skizzen entworfen und erstmals die Hälfte der Songs selbst produziert. Es liegt nahe, hier den Grund für die teils ungelenken und überladenen Instrumentals zu suchen. Das wäre aber auch nicht fair, wie er mit dem Einstiegs-Track "Letztes Abendmahl" beweist. Für diesen hat Megaloh einen staubtrockenen Beat gestrickt und geschickt Samples aus dem Bühnenprogramm des Comedians Bernie Mac eingebaut. Auch der von ihm produzierte Track "Moral vs. Realität" ist gelungen, der aggressive Boombap-Beat lässt das Oldschool-Herz höherschlagen.
Immer wenn sich der Moabiter seiner musikalischen Wurzeln besinnt, gelingen ihm großartige Tracks wie zum Beispiel "Statements". Der Sound erinnert an den frühen Neunzigerjahre-US-Rap à la Mobb Deep oder Lost Boyz, inklusive reingescratchten Samples der Deutschrap-Generation um D-Flame, Tone und Curse. Megaloh ätzt pointiert gegen frauenfeindliche Rapper mit Napoleon-Komplex, gegen gehypte Kollegen, die ihre Livegigs nur mit Halbplayback überstehen und konstatiert: "Hier geht's darum, was die Playlist zeigt / Deutschrap ist eine Ekligkeit / Will nix zu tun haben mit denen, ich schwöre / Und ich schäme mich, dass ich zu so 'ner Szene gehöre." Diesem starken Rundumschlag eines Elder Statesman stehen aber auch musikalische und textliche Leichtgewichte wie "Licht" oder das unsägliche "Fragen (Wer, wie, was)" entgegen. Für Zweiteres bedient er sich tatsächlich beim Titellied der Sesamstraße und bewirbt sich damit aussichtsreich um den Preis für das nervigste Instrumental des Jahres.
Um zu verdeutlichen, dass es nach "Drei Kreuze" vorbei sein könnte mit der Karriere, beschließt Megaloh das Album mit dem waschechten Abschiedstrack "Macht's gut". Als Gast konnte er für diesen Song Sebastian Krumbiegel von den Prinzen gewinnen. Das Ergebnis klingt so befremdlich, wie diese ungewöhnliche Konstellation vermuten lässt. "Das Beste kommt zum Schluss", sagt der Volksmund. Aber da irrt er sich sowohl beim letzten Track, als auch beim vermeintlich letzten Album Megalohs gewaltig.
Highlights
- Moral vs. Realität
- Statements
Tracklist
- Letztes Abendmahl
- Endless war
- Allein
- Fragen (Wer, wie, was)
- Licht (feat. Monsoun)
- Oben
- Moral vs. Realität
- Drei Kreuze
- Keep it moving (feat. Garey Godson)
- TOMG
- Statements
- Macht's gut (feat. Sebastian Krumbiegel)
Gesamtspielzeit: 35:26 min.
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