Rocky Votolato - Wild roots

Thirty Something / FUGA
VÖ: 09.09.2022
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Ein vertontes Familienalbum
Sieben lange Jahre sind vergangen seit "Hospital handshakes", dem achten Studioalbum von Singer-Songwriter Rocky Votolato. Zur Finanzierung des neunten startet der gebürtige Texaner im Herbst 2021 eine Kickstarter-Kampagne, die im November erfolgreich endet. Diesmal hat er ein Konzept im Kopf, will jeden Song einem seiner fünfzehn nächsten Familienangehörigen widmen. Dann zerstört eine private Tragödie jäh alle Planungen. Sein 22-jähriger Sohn Kienan wird Anfang Dezember bei einem Autounfall schwer verletzt und verstirbt wenige Stunden später. Es folgt eine Zeit der tiefen Trauer, begleitet von kognitiven Schwierigkeiten und Gedächtnisverlust. Rocky Votolato findet trotzdem einen Weg, weiterzumachen. Das Konzeptalbum wird zur Trauerbegleitung.
Der 45-Jährige ist im Kreis der Singer-Songwriter mit Punkrock-Hintergrund der Mann für die ruhigen, feinfühligen Töne. Für "Wild roots" hat er seine Songs weiter entkernt, sodass sie fast ausschließlich aus seiner Stimme und der Gitarre sowie der zurückhaltenden Begleitung durch Geige oder Klavier bestehen. Das wird dem persönlichen Thema gerecht, sorgt aber auch dafür, dass Songs wie "Bella rose" oder "The wildest horses" etwas die musikalische Spannung fehlt. Sobald Votolato dem reduzierten Sound weitere Elemente zufügt, gewinnen die Songs merklich. Beim harmonischen "Southpaw" begleitet ihn die Musikerin Abby Gundersen mit sanftem Background-Gesang, "The great pontificator" profitiert von dem zurückhaltenden Einsatz eines Schlagzeugs.
Votolato schwelgt bei diesem vertonten Familienalbum in Erinnerungen an gemeinsame Momente mit der Person, für die er den jeweiligen Song geschrieben hat. Namen nennt Votolato nicht explizit, doch oft lässt sich aus dem Text herleiten, wer der Adressat ist. Bei "Texas Scorpion (The outlaw blues)" dürfte er seinen Vater ansprechen, der Mitglied in einer texanischen Motorradgang war und den Votolatos Mutter mit den Kindern früh verließ: "I know you did your best, with what you were giving / So don't be too hard on yourself now, all is forgiven."
"Little black diamond" handelt von einem Spaziergang mit seiner Nichte, bei dem die beiden einen kleinen Stein aufsammelten, den Votolato jahrelang bei sich trug. Diese kleinen persönlichen Anekdoten sind aufrichtig und schaffen eine intime Atmosphäre. An seinen verstorbenen Sohn Kienan ist "Becoming human" gerichtet. Votolato wurde mit Anfang 20 Vater, und so erklärt er seinem Sohn, welche Schwierigkeiten er damals hatte und warum er ihn beim Aufwachsen nicht so begleiten konnte, wie er es gewollt hätte. Es ist ein emotionaler Höhepunkt des Albums, und es bleibt nur zu hoffen, dass Kienan diese Liebeserklärung seines Vaters noch vor seinem traurigen Unfalltod hören konnte.
Highlights
- Glory
- Becoming human
- Archangels of tornados
Tracklist
- Evergreen
- 23 stitches
- Glory
- There is a light
- x1998x
- Becoming human
- Breakwater
- Little black diamond
- Archangels of tornados
- The great pontificator
- The wildest horses
- Little lupine
- Bella rose
- Southpaw
- Texas scorpion (The outlaw blues)
Gesamtspielzeit: 47:29 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Joey Postings: 1 Registriert seit 31.12.2022 |
2022-12-31 19:35:10 Uhr
Kienan war nicht sein Sohn. Kienan war nonbinary. |
Hollowman Postings: 206 Registriert seit 14.06.2013 |
2022-11-12 09:34:32 Uhr
Mit leichter Verspätung habe ich Wild Roots diese Woche für mich entdeckt. Über Bandcamp reingehört und von Anfang an sehr angetan. Man hört bei jedem Song, dass das ein sehr persönliches Album ist, viel ruhiger als zuletzt Handshake Hospital. Aber schönes Album für den Herbst. Highlights für mich Evergreen, x1998x, Becoming Human und Southpaw. Schade, dass das hier so wenig Aufmerksamkeit bekommt. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28833 Registriert seit 08.01.2012 |
2022-09-05 20:56:57 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Gregor Barnett; Chuck Ragan; Austin Lucas; Jeff Rowe; Brian Fallon; Dave Hause; Northcote; Billy Bragg; Sam Russo; Chris Cresswell; Kevin Devine; Bob Dylan; Tony Sly; Nicola Sarcevic; Dan Andriano; Johnny Cash; Iron & Wine; Death Cab For Cutie; William Fitzsimmons; Ghost Of A Chance; Conor Oberst; Bon Iver; The Good Life; Benjamin Gibbard; Cory Branan; Joe Ginsberg; Frank Turner; Pedro The Lion; Emily Barker; The Decemberists
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