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Sampa The Great - As above, so below

Sampa The Great- As above, so below

Loma Vista / Concord / Universal
VÖ: 09.09.2022

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Heimreise statt Weltreise

Wer mit der ganz großen Bühne flirtet, erliegt dabei hin und wieder auch mal einem eher trügerischen Charme. Gut also, wenn man rechtzeitig den Stecker zieht. So geschehen im Falle der aus Sambia stammenden Rapperin Sampa Tembo alias Sampa The Great. Noch im Jahr 2019 lag ihr die Rap-Welt zu Füßen, das grandiose Album "The return" wurde – zurecht – häufig in einem Atemzug mit den Werken gefeierter Kolleginnen wie Little Simz genannt. Und einer jungen Künstlerin standen zahlreiche Türen der Musikwelt weit offen. So what? Nach karriereprägenden Jahren in der zwischenzeitlichen Wahlheimat Australien zog sich Tembo nach Sambia zurück und verbrachte die Pandemie-Jahre dort, wo einstige Inspirationen ihren Ursprung nehmen. Entstanden ist dabei – in nur knapp zwei Wochen – "As above, so below". Ein Werk, das sich mit der Rückbesinnung auf das eigene Dasein, die eigenen Werte, und irgendwie auch den eigenen Platz in einem reißerischen, übersättigten Business beschäftigt.

Auf den ersten Blick gerät diese Charakterstudie des eigenen Ichs aber an einigen Stellen etwas unausgegoren, unfertig und lässt die Raffinesse vermissen, die auf "The return" noch begeisterte. Betroffen sind hier bezeichnenderweise jene Tracks, die mit prominenten Gästen aufwarten: Im von Trap-Anleihen geprägten "Lane" gibt sich Denzel Curry die Ehre, wirkt aber wie ein Fremdkörper auf dem ohnehin schon recht trägen Track. Auch das Gastspiel von Joey Bada$$ auf "Mask on" trägt wenig zur zerfahrenen, eher skizzenhaften Songstruktur bei. Zudem mag eine Zeile wie "They just wanna see me with a mask on" als Metapher im lyrischen Kontext verquerer Erwartungen an übertriebene Correctness zwar Sinn ergeben; ob sie anno 2022 in dieser Form noch sein muss, sei allerdings mal dahingestellt. Interessant, dass ausgerechnet diese Parts auf "As above, so below" enttäuschen – repräsentieren sie doch die von Fame und Hype geprägte Welt, der die Künstlerin zumindest temporär den Rücken zukehrte.

Dankenswerterweise sind diese Ausfälle die Ausnahme. Auf weiten Teilen ihres neuen Albums gibt sich Sampa The Great in der Tat befreit von Erwartungshaltungen – und vor allem hochmotiviert. Das knackige "Can I live" ist ein biestiger Callout an die Oberflächlichkeit und die Reduzierung auf das Äußere. "Can I live? / Pickin' at my body and my head, my skin and my booty / Fuck the body / Can I live?", proklamiert eine angepisste Sampa Tembo in Höchstform. "So please don't feed my ego" ist die logische Konsequenz – wer nichts als Fake-Lobhudelei übrig hat, kann gerne auch einfach mal die Fresse halten. Auch der bedrohliche, zu Anfang subtil an die psychedelischen Klangexperimente von Francis Bebey erinnernde Opener "Shadows" repräsentiert eine Abrechnung mit dem Rampenlicht. Man spürt, wie sehr Tembo den Rückhalt und die Sicherheit ihrer Heimat vermisst hat. Das wundervolle "Tilibobo" begeistert mit einem bouncigen Beat, auf dem sich die Rapperin launig auslebt und befreit spittet – nicht der anspruchsvollste musikalische Beitrag hier, aber ein Manifest der Gelassenheit und eine Zelebrierung der eigenen musikalischen Einflüsse. Ähnliches gilt auch für "Never forget", das sich zu verträumten Rhythmen mit Zamrock-Anleihen und trockenen Bässen auch mal ein bisschen selbst abzufeiern wagt. In jeder Zeile, jedem Beat scheint hier der Spaß durch, den alle Beteiligten ganz offensichtlich im Studio hatten. Ein Song wie ein großes Homecoming, wie ein Wiedersehen mit Freunden. Was Sampa The Great in großen Teilen auf "As above, so below" abliefert, verdient Respekt. Sie hätte den Follow-Up zu "The return" auch ganz anders angehen können – und die Zukunft ist laut eigener Aussage verheißungsvoller denn je. "Imma be great."

(Hendrik Müller)

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Highlights

  • Shadows
  • Can I live (feat. W.I.T.C.H)
  • Tilibobo

Tracklist

  1. Shadows
  2. Lane (feat. Denzel Curry)
  3. Never forget (feat. Chef 187, Tio Nason, Mwanjé
  4. Mask on (feat. Joey Bada$$)
  5. Bona
  6. Can I live (feat. W.I.T.C.H)
  7. Imposter syndrome (feat. James Sakala)
  8. Tilibobo
  9. Lo rain (feat. Mwanjé)
  10. IDGAF (feat. Kojey Radical)
  11. Let me be great (fat. Angélique Kidjo)

Gesamtspielzeit: 39:13 min.

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User Beitrag

Jonas

Postings: 13

Registriert seit 31.08.2021

2022-09-05 23:31:55 Uhr
Vor ein paar Wochen live gesehen, richtig gute Vibes. :-)

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26281

Registriert seit 08.01.2012

2022-09-05 20:55:33 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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