UTO - Touch the lock
InFiné
VÖ: 26.08.2022
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
Schlagzahl erhöht
Hat hier jemand ein kleines Aggressionsproblem? Wenn man sich das Cover des Debütalbums von UTO mit Hammer und Trümmern so anschaut, könnte man zumindest einen Hang zur gepflegten Eskalation vermuten. Schließlich hat das französische Duo aber auch lange genug auf das Rockstar-Dasein gewartet. Zusammen Musik machen Emile Larroche und Neysa Mae Barnett nämlich schon seit 2016 und "Touch the lock" soll nun ordentlich auf den Putz hauen. Aber haben sie dafür auch schlagende Argumente?
Schon die beeindruckenden Vorabsingles "Souvent parfois" und "Heavy metal" zeigen auf sehr unterschiedliche Weisen, wie UTO eine*n berühren können. Ersteres ist eine Pop-Hymne auf Französisch, in der Barnett mit sich selbst in einen Kanon geht und sich verschwörerisch steigert. Zweiteres eine englischsprachige, schleppende Evokation mit Klavieranschlägen und sägendem Bass, der nicht das letzte Mal auf die Inspiration aus dem britischen Trip-Hop der Neunziger hinweist. Immer wieder finden sich in den 12 Stücken auch stumpfe Schläge auf Metall ("Délaisse") oder Glockenschläge mit viel Hall ("Souvent Parfois") – getreu dem Motto: Wenn es ein Geräusch machen kann, sollte man mal gegenhauen.
Ähnlich rücksichtslos stößt "Row paddle" mit zur Dämonenfratze verzerrten Vocals auf dem Weg zur Tanzfläche seine Ellbogen in alles, was im Weg steht und im Hintergrund kann man sogar Glas brechen hören. Hier klingen UTO fast wie The Dø – ein anderes frenetisches, französisches Duo. Noch düsterer geht es in "Steps in the Dark" zu: Mit Distortion-Drums, geisterhaftem Klavier und nervösem Atmen hält der Song genau das, was der Titel verspricht und Larroche und Barnett würden ihn sicher liebend gern in einer privaten Listening-Session Beth Gibbons vorspielen.
Doch die beiden Musiker*innen schlagen hinten raus auch sanftere Töne an. Neben dem Fast-Acapella "Behind windows", in dem Larroche stimmlich in den Vordergrund treten darf, gibt es mit "Elisa" auch ein reines Instrumentalstück. Solche Momente sind notwendige Verschnaufpausen, wenn die Einschläge zu schnell hintereinander zu kommen drohen. Und ganz am Ende haut "Full Presence" eh noch mal alles rein, was geht, und klingt im Grande Finale nach Pathos und wesentlich mehr als zwei Personen. Dementsprechend ist es weniger die Aggression, als ein treibender Hunger, den man "Touch the lock" anhört und der elektrisiert und begeistert. UTO machen mit ihrem Debütalbum ein Angebot, das man nicht ausschlagen kann.
Highlights
- Row paddle
- Souvent parfois
- Heavy metal
- Steps in the dark
Tracklist
- Délaisse
- Row Paddle
- Souvent parfois
- Heavy metal
- Behind windows
- Steps in the dark
- A la nage
- Take it all
- This new phase
- Lock myself
- Elisa
- Full presence
Gesamtspielzeit: 40:50 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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myx Postings: 5332 Registriert seit 16.10.2016 |
2024-01-17 14:43:49 Uhr
Da hab ich im Sommer '22 geschlafen. Herrlich trip-hoppig verklopftes Album mit sanfteren Beimischungen, jeder Song rhythmusverliebt.Wirklich gelungenes Debüt des französischen Duos, mit der 7/10 (eine sehr gute) gehe ich mit. Die Single "Heavy metal" ist ein Volltreffer! |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27837 Registriert seit 08.01.2012 |
2022-08-26 10:59:18 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
The Dø; Massive Attack; Portishead; Björk; Jaenne Added; Saint Michel; Alice on The Roof; Le Noiseur; Klangstof; Cascadeur; Fishbach; Aphex Twin; Tricky; Morcheeba; Nightmares On Wax; UNKLE; Lykke Li; London Grammar; Austra; Bat For Lashes; St. Vincent; Joan As Police Woman; The Knife; Fever Ray; DJ Shadow; Gorillaz; Fellini Félin; Petit Prince; La Chica; Grand Soleil; Flèche Love