Pabst - Crushed by the weight of the world

Ketchup Tracks / The Orchard
VÖ: 02.09.2022
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

I love myself and want to live
"I'm on my own level" behaupten Pabst aus Berlin (beides mit B) direkt zum Einstieg. Aha? Das Trio ist mit seiner dritten Platte zurück, auf der es erneut, wie sagt man heute, "Retro-Rock" für die Generation Club Mate aufbereiten und salonfähig für den restlichen Hauptstadtsommer machen will. Grunge, Krach, Psych und Surf geben sich wieder einmal die Klinkenkabel in die Hand. Zumindest was diese Zutaten angeht, ist die Band in der deutschen Musiklandschaft doch eher ein Kuriosum und anachronistisch wie eh und je. Aber auch "Crushed by the weight of the world" funktioniert trotz seines vielleicht etwas umständlichen Titels und der wenig variierten Herangehensweise: Frischer und charmanter lassen sich Spinnweben von Genre-Leichen kaum abwischen. Zum dritten Mal! Fast schon ein bisschen frech.
Der Vorgänger "Deuce ex machina" gab sich zahmer und verteilte vor allem eine Menge Bubblegum an Jutebeutel-tragende Umsonst-und-draußen-Festivalgänger. "Mercy stroke" ist der direkte Gegenentwurf, walzt noisig-garagig nach vorne, spart sich allzu eingängige Refrainarbeit und setzt stattdessen voll aufs Riff. Stark! Die Pop-Breitseite fahren Pabst hörbar nach hinten, lassen woanders aber dennoch fluffige Melodien zurück. "Crushed" markiert so eingängigen, beinahe schon sterilen Alternative mit auf den ersten Blick merkwürdig lebensbejahender Message, die dieses ganze Grunge-Ding sowieso ad absurdum führt. Lieb Dich selbst, ey! Hier bricht sich wieder die der Band ureigene Sonnigkeit Bahn, und in ihrer Kuschelbereitschaft sind Pabst nicht weit entfernt von warmherzigem Neunziger-Balsam der Marke Dinosaur Jr.
Fröhlich geht es einmal quer durch das gesamte Stromgitarren-Gehege: "Shoulder to cry" bezieht seinen Stoner-Rock in etwa aus der "Era vulgaris"-Ecke, bevor "Say my name" stürmischen Indie-Pop anbietet. Die Lyrics des Albums sind dabei zweckmäßig, ringen manchmal mit etwas ungelenkem Englisch, aber die Beatsteaks sagen, dit is ok. In der nicht nur textlich eindeutigen Blink-182-Hommage "No future, no thanks!" lassen Pabst Berlin beinahe wie Los Angeles wirken, auch ohne nackt durch die Stadt zu rennen – zumindest bisher. Spätjugendliches Ungestüm und abgebrühte Musikalität kommen bei dem Trio zusammen: Mitunter lehnen sich Pabst nämlich richtig in eine Indie-affine Psychedelic-Variante mit blubberndem Bass und mäandernden Gesangsspuren, die nochmal etwa 20 Jahre älter ist als ihre sonstigen Hauptzutaten und die auch auf dem Debüt schon anklang. "Daddy's boy" übernimmt hier das Ruder, ufert aber doch wieder in schrägen Lärm aus.
Gitarren können bei Pabst nach kaputten Bohrmaschinen klingen oder nach einer sanften Umarmung – je nachdem, welche seiner Abermillionen von Effekten Frontmensch Erik Heise gerade anvisiert, und sie werden sowieso fast immer vom Killerbass des Todes unterstützt. "Never again" dreht den Noise-Regler zwischenzeitlich gar auf definitiv nicht Airplay-taugliches Metz-Niveau. Aber Radioverbot hin oder her: Standing und Image von Pabst sind ansonsten klipp und klar, der Insta-Feed grellbunt, und Pressetexte schreibt ihnen nun zielgruppengerecht Internet-Comedian El Hotzo, spricht von "zeitgemäß", fehlendem Cringe und einem "fast schon soziologisch ambitionierten Werk". Och, in erster Linie haben Pabst wohl schlichtweg Bock auf Rock, Bierchen zischen und Coolness galore. Funktioniert prächtig! Als neusten Beweis liefern sie ein starkes drittes Album mit vielen gelungenen Einfällen und diesmal wieder der Extraportion Lärm. Eigenes Level? In Deutschland bestimmt.
Highlights
- Mercy stroke
- Crushed
- Daddy's boy
- Shoulder to cry
Tracklist
- Dead ahead
- Mercy stroke
- Crushed
- Locker room
- Daddy's boy
- P.O.P.
- Week full of weekends
- Shoulder to cry
- Say my name
- No future, no thanks!
- Never again
- You blink, you miss it
Gesamtspielzeit: 36:00 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 25628 Registriert seit 08.01.2012 |
2022-08-26 12:29:35 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Nummer Neun Postings: 732 Registriert seit 14.06.2013 |
2022-08-26 12:11:31 Uhr
Klingt vielversprechend. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 25628 Registriert seit 08.01.2012 |
2022-04-29 18:25:01 Uhr - Newsbeitrag
Nach “Mercy Stroke”, der ersten, nur knapp über 2 Minuten langen, hyperaktiv-garagigen Teaser-Single zum neuen Album, ziehen PABST mit "Locker Room" nun mit quietschenden Reifen eine akkurate 180-Grad-Drehung, um dann gleich ein paar Gänge runterzuschalten. Die zweite Single ist eine 90er-Alternative Loser-Ballade mit riesen Refrain.Die zweite Single-Auskopplung aus dem am 2. September 2022 erscheinenden Album “Crushed by the Weight of the World” beginnt für PABST-Verhältnisse zunächst ungewohnt schleichend: Metallisch klirrende Gitarrensaiten und nebulöse Synth-Loops begleiten das wummernde, hallende Schlagzeug und den sich viskos schleppenden Bass durch die ersten Sekunden, bis eine verhauchte Stimme den Song melancholisch weiterträgt. Doch kurz vor der Akklimatisierung ertönt eine schrille Rückkopplung und die Gitarre, jetzt mit voller Billy-Corgan-Breitseite, verzerrt die Melancholie zu feinstem 90er-Alternative-Pathos. So “big” waren PABST noch nicht zu hören, und nach ihrem bisherigen Output erst recht nicht zu erwarten. Die Produktion von Magnus Wichmann und Adam Lenox verhilft dieser krachenden “Loser-Ballad” zu unerreichter Reife. Auch das Video wirkt dieses Mal nicht so spielerisch, vermittelt der One-Shot in Ultra-Slow-Motion doch eher Tristesse und Einsamkeit. Und wenn es im Text heißt: "I guess, I peaked when I was seventeen..." dann kann vielleicht entgegnet werden, dass es immer mindestens zweimal im Leben knallt. "Crushed by the Weight of the World" von PABST erscheint am 02. September 2022 und kann über den Shop der Band in verschiedenen Konfigurationen vorbestellt werden. Vorher war bereits die Single "Mercy Stroke" mit einem von der Band in 1.700 Frames selbstgezeichneten Animationsvideo erschienen. Von jetzt bis zum Ende des Jahres ist das Trio fast durchgehend auf Tour. Endlich. Alle Termine unten. PABST - Live 2022 19.05.22 Bremen - Lagerhaus 20.05.22 Wolfsburg - Sauna Club 27.05.22 Rostock - Peter Weiss Haus 02.08.22 Essen - Zeche Carl (Open Air) 31.08.22 Münster - Sputnik Cafe 01.09.22 Köln - Bumann & Sohn 02.09.22 Hannover - LUX 04.09.22 Berlin - Lido 08.09.22 Flensburg - Volksbad 09.09.22 Hamburg - Molotow Club 11.09.22 Leipzig - Naumanns im Felsenkeller 13.09.22 Dresden - Ostpol 14.09.22 Jena - Cafe Wagner 15.09.22 Trier - Mergener Hof 16.09.22 Koblenz - Luke 20.09.22 Regensburg - Underground 21.09.22 Nürnberg - Club Stereo 22.09.22 München - Milla 23.09.22 Freiburg - Räng Teng Teng 24.09.22 Karlsruhe - KoHi 25.09.22 Augsburg - SoHo Stage 27.09.22 Prag, CZ - Rock Café 28.09.22 Wien, AT - Rhiz 29.09.22 Krakau, PL - tba 30.09.22 Warschau, PL - Chmury 06.10.22 Basel, CH - Hirscheneck 07.10.22 Winterthur, CH - Gaswerk |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 25628 Registriert seit 08.01.2012 |
2022-03-18 18:53:28 Uhr - Newsbeitrag
Der perfekte Popsong für die Generation Spotify ist minutiös geplant: Zuerst der Refrain, diesen dann in 2:30 Minuten möglichst häufig wiederholen und kurz vor Ende nochmal die Fahrt rausnehmen, damit die letzte Runde umso doller kickt. Mit "Mercy Stroke" machen PABST also alles falsch: Hier gibt es nicht mal einen richtigen Refrain!Wer jetzt allerdings eine 8-minütige Rock-Oper erwartet, liegt auch vollkommen falsch. Die erste Single vom heute angekündigten, dritten PABST-Album "Crushed by the Weight of the World" ist ein hyperaktiver Indie-Fuzz-Knallkörper, der in unter 3 Minuten alles auf den Tisch legt, was das Power-Trio ab sofort ausmacht. PABST - "Mercy Stroke" Musikvideo: Im wahrsten Sinne des Wortes untermalt wird "Mercy Stroke" im von der Band selbst animierten Video: Über 1.700 Frames, alle einzeln per Hand von Sänger und Gitarrist Erik Heise gezeichnet, zeigen die Band, wie sie sich in einem Strudel von Farben und Formen zu Untoten und vierarmigen Monstern verwandeln. Die Geradlinigkeit bisheriger PABST-Songs weicht einer manisch produzierten Zerfaserung, ohne dabei jedoch an Präzision in eingängigen Riffs und gepeitschten Drums zu verlieren. Es sind die ganzen Dings und Dongs, die aus allen unerhörten Ecken des Lautsprechers tönen und damit "Mercy Stroke" ausmachen. Mal fliegen Synthesizer wie Sirenen durch die Luft, mal wirbelt das komplette Schlagzeug, mal werden mittelalterliche Gitarren-Melodien auf Amphetamin angestimmt und zum Abschluss wird auch noch ein Klavier eintönig malträtiert. Und wie war das jetzt mit dem Refrain? Da gibt es schon noch etwas, was man mitsingen könnte: Infantile "Na-Na-Nas" konterkarieren das Manifest einer resignierenden Jugend, die in dieser prä-apokalyptischen Welt dazu verdammt ist, den noch übrigen Scherbenhaufen aufzufegen: "We’re the mercy stroke so what’s the use?!", was soll das alles überhaupt noch bringen? Das dritte PABST Album "Crushed By The Weight Of The World" erscheint am 02.09.2022 und kann ab sofort über die Seite der Band vorbestellt werden. Den Rest des Jahres geht es endlich auf Tour für PABST, und wenn nicht, werden wir ungemütlich! Alle aktuellen Termine der Band finden sich unten. PABST – LIVE 2022 09.04. Osnabrück, Popsalon 19.05. Bremen, Lagerhaus 20.05. Wolfsburg, Sauna Club 27.05. Rostock, Peter Weiss Haus 07.07. ES - Madrid, Madcool 02.08. Essen, Zeche Carl 31.08. Münster, Sputnikcafé 01.09. Köln, Bumann & Sohn 02.09. Hannover, Lux 04.09. Berlin, Lido 08.09. Flensburg, Volksbad 09.09. Hamburg, Molotow Club 11.09. Leipzig, Naumanns 13.09. Dresden, Ostpol 14.09. Jena, Kassablanca 15.09. Trier, Luckys Luke 16.09. Koblenz, Circus Maximus 20.09. Regensburg, Alte Mälzerei 21.09. Nürnberg, Club Stereo 22.09. München, Milla 23.09. Freiburg, Räng Teng Teng 24.09. Karlsruhe, KoHi 25.09. Augsburg, SoHo Stage 27.09. CZ - Prag, Rock Café 28.09. AT - Wien, Rhiz 29.09. PL - Krakau, Klub RE 30.09. PL - Warschau, Chmury 06.10. CH - Basel, Hirscheneck 07.10. CH - Winterthur, Gaswerk |
Ralph mit F Postings: 458 Registriert seit 10.03.2021 |
2022-03-18 13:19:55 Uhr
Neues Album der Berliners im September.Garagige erste Single, "Mercy stroke": https://www.youtube.com/watch?v=CsfFw65XrXU |
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Referenzen
The Vines; Royal Blood; Odd Couple; Gurr; Swain; Pavement; Queens Of The Stone Age; Basement; Ilgen-Nur; Shybits; Shun; Cloud Nothings; King Gizzard & The Lizard Wizard; Wavves; Metz; Milk Teeth; Spielbergs; An Horse; Japandroids; Pink Frost; Leoniden; Gurr; 24/7 Diva Heaven; Together Pangea; Tigercub; Puppy; Gender Roles; Superbloom; Dinosaur Pile-Up; Violent Soho; Ty Segall; Tame Impala; Dinosaur Jr.; Blackmail; Abay; Freindz; Feeder; No Age; Sebadoh; Navel; Jay Reatard; Guided By Voices; The Subways; The Hives; Beatsteaks; Pixies; Weezer; The Smashing Pumpkins; Nirvana; Sonic Youth; Hüsker Dü
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