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George FitzGerald - Stellar drifting

George FitzGerald- Stellar drifting

Double Six / Domino / GoodToGo
VÖ: 02.09.2022

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

A space odyssey

Schwarzes Loch hier, Start des James Webb Space Telescope dort: Die Faszination Weltraum hat anno 2022 den kulturellen Mainstream zurückerobert. Was lange Zeit nur als hübscher Desktop-Hintergrund diente, sorgt nun wieder für offene Münder und Sehnsucht nach dem Unglaublichen, dem Ungreifbaren. Eine mehr als angebrachte und längst überfällige Entwicklung, wie der Autor dieser Zeilen findet. Und damit scheint er nicht alleine zu sein: Auch das britische Elektro-Darling George FitzGerald hat die Euphorie gepackt. Das Weltall als Symbol der Freiheit, der Unendlichkeit, prägt als übergreifendes Konzept sein Drittwerk "Stellar drifting". Zeitgeist? Sowas von getroffen. Aber auch davon abgesehen ergibt diese Ausrichtung auf dem Papier durchaus Sinn, war das bisherige Werk des Briten doch sowieso von weitläufigen, verträumten Synthcollagen und vertrackten Beats geprägt. Dementsprechend kann man sich zunächst einmal positiv gestimmt auf diese gemeinsame Reise in unendliche Weiten begeben.

Eine Reise, auf der schnell klar wird, dass FitzGerald es hier nicht bei vagen Anlehnungen belässt, sondern das Weltraum-Konzept konsequent durchzieht. Oftmals mit Erfolg: Besonders die instrumental geprägte zweite Albumhälfte strotzt nur so vor atmosphärischen Klangflächen, robotischen Bloops und Bleeps und mechanisch treibenden Beats. Besonders sticht hierbei das Duo aus "Setting sun" und "Cosmonaut alley" hervor. Ersteres ist ein mitreißendes Sechs-Minuten-Epos, das sich mit wuchtigen Beats und Fiepsereien aus der Kommandozentrale nach und nach immer weiter aufbaut – so, als würde immer mehr extraterrestrische Magie in den Klangkosmos hineinprasseln. Hier übersetzt sich das von FitzGerald angestrebte Gefühl der Freiheit in Perfektion: Dancefloor-Knaller und Sehnsuchts-Soundtrack in wohliger Symbiose. "Cosmonaut alley" schließt unmittelbar an und steht sinnbildlich für einen träumerischen, bassgetränkten Gang zwischen den Welten im Raum-Zeit-Kontinuum. Ein Song wie eine heikle Weltraummission: Auf die Millisekunde genau arrangiert, immer nah dran am Breaking Point, aber schlussendlich einfach gekonnte Präzisionsarbeit. Chapeau. Dass auch im interstellaren Vakuum nicht ausschließlich die Einsamkeit herrscht, zeigt das schöne Feature der nordirischen Sängerin Soak auf dem house-lastigen, verspielten "Rainbows and dreams", welches den schmalen Grat zwischen Mainstream-Appeal und vertrackten Experimenten gekonnt ausbalanciert.

Ins Straucheln gerät "Stellar drifting" nur dann, wenn die konzeptionelle Intention hier und da etwas verwässert. Auf "Passed tense" etwa gibt sich Animal-Collective-Gründungsmitglied Panda Bear die Ehre, verliert sich aber in einem allzu weichgespülten Arrangement, das ein wenig zu sehr in Richtung Beliebigkeit abzudriften droht. Auch spätere Tracks wie "Betelgeuse" oder das von London-Grammar-Fronterin Hannah Reid getragene "The last transmission" sind zwar hübsch gemacht, versprühen aber nicht die unabdingbare Faszination, die von anderen Großtaten auf "Stellar drifting" ausgeht. Alles aber halb so wild, wenn das abschließende "Ultraviolet" als treibender Schlusspunkt voller Vorfreude auf die Rückkehr zum "Pale Blue Dot" die Arme (und den Bassregler) ausbreitet und die Ankunft im Bekannten zelebriert. Ein Platz in den Sternen – spannend, ja. Aber das irdische Dasein mit all seinen knallharten Realitäten ist doch irgendwie auch was Schönes.

(Hendrik Müller)

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Highlights

  • Rainbows and dreams (feat. Soak)
  • Setting sun
  • Cosmonaut alley

Tracklist

  1. Further and further
  2. Passed tense (feat. Panda Bear)
  3. Rainbows and dreams (feat. Soak)
  4. Cold
  5. Setting sun
  6. Cosmonaut alley
  7. Retina flash
  8. Betelgeuse
  9. The last transmission (feat. London Grammar)
  10. Ultraviolet

Gesamtspielzeit: 42:52 min.

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User Beitrag

peter73

Postings: 1933

Registriert seit 14.09.2020

2022-08-31 12:57:16 Uhr
ja, da muss ich spätestens am we ausführlich reinhören... sollte genau mein beuteschema sein, elektro und weltall! :D

ichreitepferd

Postings: 541

Registriert seit 22.04.2021

2022-08-26 17:25:10 Uhr
Singles waren bisher sehr stark, denke da ist mehr als eine 6/10 drin.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 24169

Registriert seit 08.01.2012

2022-08-26 10:56:09 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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