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Motorpsycho - Ancient astronauts

Motorpsycho- Ancient astronauts

Stickman / Soulfood
VÖ: 19.08.2022

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Das Studio als Bühne

Konzerte ohne Publikum: Was im Normalfall eine Schreckensvision darstellt, wurde in Pandemiezeiten fast zur Normalität. Musiker nutzten so die Möglichkeit, sich ihrem Anhang inmitten der Isolation überhaupt in irgendeiner Form wieder verbunden zu fühlen. Motorpsycho aus Norwegen, seit jeher vor allem auf der Bühne zu voller Qualität erblühend, ging es da selbstredend nicht anders. Die Band um die beiden noch immer aktiven Gründungsmitglieder Bent Sæther und Hans Magnus Ryan indes ließ sich keinesfalls einschüchtern und steigerte die ohnehin schon enorme Produktivität ein weiteres Mal. Mit "Ancient astronauts" liegt nach "The all is one" und "Kingdom of oblivion" das inzwischen dritte Album des Covid-Zeitalters vor. Das Konzept des zuschauerfreien Gigs wird dabei übrigens gekonnt auf die Spitze getrieben, denn die fast dreiviertelstündige Angelegenheit wurde zum großen Teil live eingespielt.

Motorpsycho schleichen sich auf ganz leisen Sohlen heran, wenn "The ladder" den Auftakt zu einem kurzweiligen und insgesamt nur vier Tracks umfassenden Werk markiert. Hier präsentiert sich die Band in bester Verfassung und stapelt Schicht um Schicht aufeinander, einem durchaus bewährten Muster folgend, ohne sich selbst zu kopieren. Rockig, jazzig, psychedelisch: Etwaige musikalische Grenzen waren für sie schon immer dazu da, sie geflissentlich zu ignorieren. Der Pandemie geschuldet, agiert die 1989 gegründete Formation nach längerer Zeit im Übrigen mal wieder als Trio, denn neben Sänger und Bassist Sæther sowie Ryan (Gesang und Gitarre) wirkt einzig Drummer Tomas Järmyr mit. Die Vielschichtigkeit von "The ladder" beweist direkt: Der Klasse ist die Reduzierung auf den Kern nicht abträglich.

Das folgende, nur knapp mehr als zweiminütige "The flower of awareness" führt als rein instrumentaler Zwischenpart wiederum entschlossen minimalistisch hinüber zum furiosen "Mona Lisa / Azrael". Hier bringen Motorpsycho einen mitreißenden Strudel in Bewegung, der Note für Note alles mit sich reißt. Das allerdings auch erst nach einem fast schon entspannenden Beginn, den Hans Magnus Ryan mit sanfter Stimme untermalt. Es braucht in der Folge nicht viel, um sich das flackernde Bühnenlicht vorzustellen, das den einsetzenden musikalischen Furor begleitet. Alles scheint hier nach und nach auseinanderzudriften, die drei Musiker tauchen ab in einen tranceartigen Zustand, entfernen sich scheinbar immer weiter voneinander – und am Ende finden sie doch wieder zusammen. Eine helle Freude ist es dabei jederzeit, den einzelnen Instrumenten zu folgen. Was alleine Schlagzeuger Järmyr auf diesem Album phasenweise abliefert, ist grandios.

Zum mächtigen, ausufernden Finale geben sich die drei Skandinavier in "Chariot of the sun / To phaeton on the occasion of sunrise (Theme from an imaginary movie)" dann noch einmal leidenschaftlich ihrer großen Kunst hin. Wieder gönnen sie sich und der Zuhörerschaft einen ruhigen, clever Spannung aufbauenden Auftakt, um sich schließlich in einem wilden Rausch der Kreativität und Spielfreude wiederzufinden. Das erneut auf Gesang verzichtende Monster von Song, genau wie "Mona Lisa / Azrael" ursprünglich für die Untermalung einer Tanzperformance befreundeter Künstler konzipiert und mittlerweile zusätzlich Teil eines Filmprojekts, dehnt sich auf über 20 Minuten Spielzeit aus und dürfte live zu allerlei Ausschmückungen und Umbauten einladen. Mit vielerlei Abzweigungen, Zwischentönen und hörbar improvisierten Passagen machen Motorpsycho fulminant klar, wo sie eben auch und gerade hingehören: auf die Bühne!

(Torben Rosenbohm)

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Highlights

  • The ladder
  • Mona Lisa / Azrael

Tracklist

  1. The ladder
  2. The flower of awareness
  3. Mona Lisa / Azrael
  4. Chariot of the sun / To phaeton on the occasion of sunrise (Theme from an imaginary movie)

Gesamtspielzeit: 43:32 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

fuzzmyass

Postings: 14902

Registriert seit 21.08.2019

2023-02-19 01:29:12 Uhr
Hab grad letztens wieder die komplette Jarmyr Diskographie durchgehört... mit Ancient Astronauts probiere ich es immer wieder, es ist auch gut, aber für mich immer noch das langweiligste und schwächste der Phase... trotzdem aber 7/10 und somit gut... ist halt auch ein hohes Niveau, auf dem sich die Band bewegt...
Mal sehen was als nächstes kommt...

BVBe

Postings: 793

Registriert seit 14.06.2013

2022-11-21 11:50:20 Uhr
Hatte ich tatsächlich falsch verstanden - fände meine (Fehl-)Interpretation allerdings überaus sympathisch!

VelvetCell

Postings: 6453

Registriert seit 14.06.2013

2022-11-21 11:19:41 Uhr
BVBes Interpretation finde ich aber auch sehr passend.

Mayakhedive

Postings: 2514

Registriert seit 16.08.2017

2022-11-21 11:06:45 Uhr
Ja, Top 5 des Jahres war natürlich gemeint ;)

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2022-11-21 10:40:38 Uhr
Ich glaub er meint die Top 5 des jeweiligen Jahres.
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