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Spielbergs - Vestli

Spielbergs- Vestli

Big Scary Monsters / The Orchard
VÖ: 19.08.2022

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Larger than life

Der Rieseneimer Popcorn steht bereit! Natürlich kommt man bei Spielbergs nicht drumherum, von Blockbustern, der großen Leinwand und einfach zugänglichen Emotionen zu sprechen. Namensvetter Steven macht ja auch keine avantgardistischen Indie-Dramen, die man sich mühsam erarbeiten muss. Die Wahl des Bandnamens stimmt also weiterhin. Das Osloer Trio hat schon auf "This is not the end" zwischen groß angelegter Rockstar-Geste, psychedelischen Dreampop-Resten und frivolem Geschrammel mit Emo-Kante musiziert. In etwa so, als hätten sich Japandroids ordentlich zugedröhnt und dann auf dem Dachboden alte ABBA-Platten entdeckt. "The new year's resolution", den Einstieg zum zweiten Album "Vestli", könnte man sich mit seiner verwaschenen Fröhlichkeit und trotzdem düsterem Text auch super auf "Celebration rock" vorstellen. Mit mehr skandinavischen Synthies und noch mehr Übersteuerung, wohlgemerkt! Der Sound von Spielbergs ist ungemein dick, die Gitarren übertrumpfen alles. Ein bisschen muss man nach den Songs in dem Getümmel manchmal suchen. Aber auch auf Album Nummer zwei machen sie wieder alles richtig.

Die ersten vier Songs peitschen einem entgegen wie Dampfwalzen, lassen die Amps durchbrennen und pflügen alles um, nicht jedoch ohne liebliche Melodien à la "When they come for me" oder das Cloud-Nothings-artige "Go!" im Sturm zu verstecken. Das Noise-Finale von "There is no way out" schichtet die Gitarrentürme nochmals höher, als man es für möglich gehalten hätte. Bis es einfach abbricht. Wenn Streicher und Piano im instrumentalen, disruptiven "Goodbye" dann für eine allererste Verschnaufpause sorgen (vom Interlude "Kano GM" mal abgesehen), ist die Platte schon halb vorbei. Es gibt eben kein Entkommen: Vestli ist die unspektakuläre Wohngegend von Oslo, in dem zwei Drittel von Spielbergs aufgewachsen sind. Nun erzählen sie die klassische, hochromantische Geschichte von Enge, Ausweglosigkeit und der Flucht in die Rockmusik. Wer still ist, geht unter. Manche Wahrheiten bleiben ewig und dürfen immer wieder besungen werden.

Ihre Hausaufgaben in Sachen alternativer Gitarrenmusik haben Spielbergs nämlich definitiv gemacht, und sie lernen nur von den Großen: "Get lost" stattet den slackenden Neunzigern etwa dort einen Besuch ab, wo Foo Fighters noch eine Ein-Mann-Band waren. "George McFly" ist die Spielbergs-Variante von Garage-Punk, natürlich in hymnisch und garniert mit schrägen Soli. Und im Closer "You can be yourself with me" klingt Sänger Mads Baklien wieder unverschämt nach einem jungen Dave Grohl. Was mit zarten Akustikakkorden anfängt, wird dann in beinahe acht Minuten mit ungefähr fünftausend zusätzlichen Spuren und frechen Tempowechseln in Grund und Boden zerlegt. Getöse und Hits, dafür stehen Spielbergs mit ihrem Namen. Und weil einem hin und wieder die Phrase "Weniger ist mehr" durch den Kopf gehen mag, ist "Vestli" ziemlich sicher das musikalische Äquivalent zur vierten Staffel "Stranger things": höher, schneller, weiter, fieser, wärmer. Do believe the hype!

(Ralf Hoff)

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Highlights

  • When they come for me
  • Go!
  • There is no way out
  • Brother of mine

Tracklist

  1. The new year's resolution
  2. When they come for me
  3. Every living creature
  4. Go!
  5. Kano GM
  6. There is no way out
  7. Goodbye
  8. Me and my friends
  9. Brother of mine
  10. Get Lost
  11. George McFly
  12. You can be yourself with me

Gesamtspielzeit: 45:18 min.

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User Beitrag

MartinS

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 1395

Registriert seit 31.10.2013

2022-10-24 19:07:28 Uhr
Die Songs wollen ein Bisschen zu viel auf die 12, das Album ist dennoch gut. Die Band könnte aber noch mehr.
Die Frage nach der Produktion bleibt aber: Was soll der miese Sound?

MartinS

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 1395

Registriert seit 31.10.2013

2022-08-17 18:32:56 Uhr
Ich weiß bei den Vorabtracks nicht, was ich vom Sound halten soll. Die Songs scheinen aber mal wieder gut zu sein.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2022-08-12 21:51:14 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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