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Soulfly - Totem

Soulfly- Totem

Nuclear Blast / Rough Trade
VÖ: 05.08.2022

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Die Dreikrachouvertüre

Schon irgendwie blöd. Kaum hat sich Max Cavalera mit Soulfly mit zwei starken Alben aus der zwischenzeitlichen Bedeutungslosigkeit wieder nach vorne gekämpft – so weit, dass nach der letzten Platte "Ritual" sogar zwischenzeitlich die ewigen Querverweise, Vergleiche und sonstigen Kabbeleien mit Sepultura aufhörten – gingen die Band und der langjährige Gitarrist John Rizzo nach 18 Jahren getrennte Wege. Über die Gründe darf nach wie vor fröhlich spekuliert werden, entscheidend ist, dass Cavalera mal wieder einen Posten in seinem an Fluktuation nicht eben ärmlichen Unternehmen zu besetzen hatte. Und während auf Tour Dino Cazares von Fear Factory aushelfen konnte, griff für das neue Album "Totem" kurzerhand Produzent Arthur Rizk in die sechs Saiten.

Wobei umgehend die Frage aufgeworfen wird, warum Rizk nicht schon viel öfter als Gitarrist in Szene gesetzt wurde. Denn das bereits als Single bekannte "Superstition" schreddert zünftigst los und hinterlässt außer verbrannter Erde anerkennendes Staunen. Sägende Riffs, gnadenloses Tempo, darüber bellt Cavalera in gewohnter Manier seine Vocals – nein, natürlich ist das nicht wirklich neu, aber manchmal ist ein gewisser Wiedererkennungswert dann doch mal schön. Und "Superstition" ist eben typisch Soulfly. Das nächste Wiederhören allerdings lässt dann sämtliche Death-Metal-Aficionados mit der Zunge schnalzen. Denn die Fans dürften auch ohne Blick ins Booklet erkennen, dass "Scouring the vile" von niemand geringerem als Obituary-Frontmann John Tardy ins Mikro gegöbelt wird. Was für ein Gemetzel!

Wer dann noch aufrecht stehen kann, darf sich dann mit "Filth upon filth" endgültig ins Nirwana riffen lassen. Ganz ehrlich – für solch eine Trilogie von Thrash-Gewittern muss man lange, sehr lange in der Diskographie der brasilianisch-amerikanischen Truppe suchen. Und wo durchaus schon einmal der Einbruch in Form von akuter Ideenlosigkeit folgte, hat auch der Mittelteil des Albums seine Reize. Denn die Tempoverschleppungen sorgen nicht nur für Erholung in der Nackenmuskulatur, sondern auch für eine gewisse Garstigkeit – auch wenn zum Beispiel im Titeltrack das ein oder andere Riff einer Zweitverwendung zugeführt wird und "Ancestors" im Anschluss stinklangweilig wird.

Aber geschenkt - denn am Ende wartet Cavalera doch glatt noch mit einer schönen Überraschung auf. Denn das obligatorische Instrumental, hier "Soulfly XII" genannt, begeistert durch schöne postrockige Soundteppiche und bildet somit einen starken Übergang zu "Spirit animal", das über seine neuneinhalb Minuten zwar nicht immer zündet – ein, zwei Minuten weniger im Mittelteil hätten's auch getan – aber dennoch in einem wahren Riff-Feuerwerk zunächst alles niederreißt, um dann abermals in chilligem Post-Metal auszutrudeln. Lange war der Genuss eines Soulfly-Albums eine ungeliebte Pflichtübung, mehr vom Respekt gegenüber der Lebensleistung von Max Cavalera geprägt als von wahrer Begeisterung oftmals nicht vorhandene Klasse des Albums. Doch "Totem" ist auch nach der Zäsur durch die Umbesetzung und trotz des kleinen Durchhängers im Mittelteil ein starkes Statement des just 53 Jahre alt gewordenen Brasilianers, das in der Form nicht zu erwarten war. Willkommen zurück.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Superstition
  • Filth upon filth
  • Spirit animal

Tracklist

  1. Superstition
  2. Scouring the vile
  3. Filth upon filth
  4. Rot in pain
  5. The damage done
  6. Totem
  7. Ancestors
  8. Ecstasy of gold
  9. Soulfly XII
  10. Spirit animal

Gesamtspielzeit: 40:09 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Eye_Llama

Postings: 743

Registriert seit 09.05.2016

2022-08-06 00:38:23 Uhr
Feinster, an Death Metal angrenzender, Trash, wie man es sich einst von Sepultura gewünscht hat. Wirklich interessant wird es aber erst gegen Ende. Soulfly XII gehört zu den schönsten Instrumentalsongs ihrer Art, ist aber leider viel zu kurz geraten. Die Erwähnung von Postrock in der Rezension kann ich nur zustimmen, dieses Stück erinnert mich tatsächlich an God is an Astronaut. Ganz großes Kino auch der experimentelle Abschlusssong mit chilligem Ende.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27676

Registriert seit 08.01.2012

2022-08-05 20:03:30 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Affengitarre

User und News-Scout

Postings: 11188

Registriert seit 23.07.2014

2022-07-09 13:20:27 Uhr
Ach, Track 2 wurde auch schon vor ein paar Wochen veröffentlicht:

Affengitarre

User und News-Scout

Postings: 11188

Registriert seit 23.07.2014

2022-07-09 13:05:16 Uhr - Newsbeitrag

Affengitarre

User und News-Scout

Postings: 11188

Registriert seit 23.07.2014

2022-05-11 10:11:34 Uhr
Klingt alles ein wenig nach business as usual. Tracklist, Albumtitel, Cover, alles erstmal wenig überraschend und der Song ist auch eher Banddurchschnitt. Hoffentlich hat der Rest etwas mehr zu bieten.
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