Ty Segall - Hello, hi
Drag City / Indigo
VÖ: 22.07.2022
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Der Junge mit der Gitarre
Ein neues Album von Ty Segall – das ist mittlerweile in etwa so exotisch wie der dritte Mittwoch jedes Monats. Sand am Meer. Weiße Autos auf der Autobahn zwischen Frankfurt und Köln. Ist es bei anderen Künstlern eine Besonder- bis Seltenheit, dass sie neuen Output veröffentlichen, nimmt der Kalifornier gefühlt jede Woche eine neue Platte auf, manchmal wohl auch gleich ein paar zwischen Mittag- und Abendessen. "Hello, hi" ist allein 2022 schon das zweite Album, das dritte innerhalb eines Jahres und insgesamt der 14. Solostreich. Wieviele weitere mit den diversen Nebenprojekten mittlerweile erhältlich sind, lässt sich kaum mehr nachvollziehen. Und doch produziert der gute Mann natürlich alles andere als beliebige Massenware. Zwar ist längst nicht jeder Schuss ein Volltreffer, aber sorgt doch immer an der einen oder anderen Stelle für akustisches Wohlbefinden. So auch "Hello, hi".
Ein größtenteils folkig anmutendes, sehr auf das Wesentliche reduziertes kleines Perlchen ist das nämlich geworden. Zwar gibt's freilich auch hier ein paar Stücke mit ordentlich Schmackes – der großartige Titeltrack etwa, der heftig verstromt und auf der Psychedelica-Welle surfend vollkommen überraschend um die Ecke stürmt –, ansonsten liefert Segall aber im Gesamtkontext Entspannungsmusik für die heißeren Tage des Sommers. Wenn die Temperaturen draußen weiter steigen und das Shirt schon anfängt am Körper zu kleben, sobald man auch nur darüber nachdenkt, sich zu bewegen, kommt so ein verschlafenes Teil wie "Blue" jedenfalls gerade recht. Auch das vom Falsett getragene "Cement" verlässt seinen Schattenplatz allenfalls, um sich ein neues Kaltgetränk zu holen, und "Don't lie" setzt die Neun-Euro-Plastiksonnenbrille nicht mal während seines gemütlichen Mittagsschlafes in der Hängematte ab. Das nennt man Leben.
Auch das muss eben mal sein: ein wenig musikalische Untermalung für die ruhigen, gammligen Momente eines warmen Tages. Deswegen ist auch die Spielzeit von knapp über einer halben Stunde perfekt für das kleine Päuschen zwischen Wasser- und Milcheis, wenn der kulinarische Hochgenuss begleitet wird von einem so simplen wie effektiven "Looking at you", das mit wenigen Mitteln das Maximum rausholt. "Hello, hi" ist im besten Sinne unaufgeregt, ein Siesta-Soundtrack für alle, die satt sind von Jack Johnsons "Banana pancakes" und denen der Sinn nach etwas mit mehr Nährwert steht. Unter der Sonne Kaliforniens ist eben nicht unbedingt immer nur ein Ort, sondern manchmal auch ein Gefühl. Während die zweite Hälfte von "Saturday pt. 2" mitsamt Bläsern in andere Welten abdriftet, sind wir doch alle gar nicht weit entfernt von der US-amerikanischen Westküste. Bis in einem halben Jahr dann, wenn Segalls Winteralbum erscheint und wir an dieser Stelle von schneebehangenen Bergen und Yetis quatschen. Wir freuen uns schon.
Highlights
- Hello, hi
- Looking at you
- Saturday pt. 2
Tracklist
- Good morning
- Cement
- Over
- Hello, hi
- Blue
- Looking at you
- Don't lie
- Saturday pt. 1
- Saturday pt. 2
- Distraction
Gesamtspielzeit: 34:26 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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AliBlaBla Postings: 6515 Registriert seit 28.06.2020 |
2023-08-28 19:34:06 Uhr
Ja, gefällt mir gut! Immer interessant, dieser Ty... |
Hierkannmanparken Postings: 1268 Registriert seit 22.10.2021 |
2023-08-28 19:29:06 Uhr
Jemand schon das neue Lied gehört? Void ist ja ganz schön düster für Ty-Verhältnisse |
fuzzmyass Postings: 16665 Registriert seit 21.08.2019 |
2022-08-18 23:53:09 Uhr
Tolles luftiges Album... Ty kann echt kaum was falsch machen |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27233 Registriert seit 08.01.2012 |
2022-08-05 20:03:13 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Kurt Vile; Neil Young; Vic Chesnutt; Bill Callahan; Micah P. Hinson; Timesbold; Justin Vernon; Smog; Iron & Wine; Sam Amidon; Johnny Flynn; Donovan Quinn & The 13th Month; Nick Drake; Bowerbirds; J. Tillmann; Phosphorescent; M. Ward; Langhorne Slim; Fleet Foxes; Elliott Smith; Montezumas; Fire On Fire; Sun Kil Moon; Tim Buckley; Jeff Buckley; Devendra Banhart; My Morning Jacket; Mark Eitzel; Eels; Bright Eyes; Eef Barzelay; Cat Power; James Yorkston; Alela Diane; Joanna Newsom; Bert Jansch; Epsilons; Ariel Pink's Haunted Graffiti; The Yardbirds; The Kinks
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