The Flatliners - New ruin
Fat Wreck / Edel
VÖ: 05.08.2022
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Schülerband im Wandel
"Was passiert denn jetzt mit den Flatliners?" Das dürfte sich so mancher Fan der Kanadier in den letzten Jahren gefragt haben. Deren Kopf und charismatischer Frontmann, Chris Cresswell, sprang 2017 kurzfristig als Tour-Ersatz für Chris Wollard bei der Punkrock-Institution Hot Water Music ein und wurde letztes Jahr von dieser als vollwertiges Bandmitglied aufgenommen. Chuck Ragan und Co. meinen es also ernst mit ihm. Trotz dieser Vollbeschäftigung hat sich Cresswell nun wieder mit seinen drei alten Freunden zusammengefunden und das mittlerweile sechste Studioalbum der Flatliners eingespielt. Und das pünktlich zum zwanzigjährigen Bandjubiläum. Die Truppe ist in Originalbesetzung seit 2002 zusammen, da war Cresswell gerade mal 14 Jahre alt. The Flatliners sind also tatsächlich eine dieser unzähligen Jugend- und Schülerbands, welche die Zeit überdauert hat. Umso erstaunlicher, dass sie nicht immer wieder den gleichen Sound reproduzieren, sondern ihren Stil mit jedem Album überarbeiten.
Die Ska-Elemente des Debütalbums sind längst Geschichte, auch der Hardcore-Einfluss wurde deutlich runtergeschraubt. Mit dem letzten Release "Inviting light" öffneten sich The Flatliners ein wenig dem Pop, wie unser Rezensent Eric Meyer anmerkte, und wechselten vom Indie-Label zum bösen Major. Dieser Kurs wird leicht korrigiert. "New ruin" erscheint nun wieder beim feinen Punklabel Fat Wreck Chords, und man sollte das Album im Elektronikmarkt seines Vertrauens nicht unter Pop/Rock, sondern bei Alternative-Rock suchen. Für Songs wie "Rat king" und "Top left door" werden die Stadion-Drums und der mehrstimmige Gesang ausgepackt, sie klingen nach großer Bühne und dicker Hose. Bei den Midtempo-Nummern "It'll hurt" und "Oath" schlabbert diese dicke Hose aber verdächtig um Cresswells dünne Beine. Sie wirken etwas zu clean und beliebig. Zwei reinrassige Punkrocknummern finden sich auf "New ruin" mit "Tunnel vision" und "Performative hours" immerhin auch noch, bei denen langjährigen Fans der Band das Herz aufgehen dürfte. Bei "Recoil" spielen The Flatliners mit ihrer musikalischen Vergangenheit und erhöhen das Tempo, auch bei "Heirloom" wechseln sie gekonnt zwischen schnellen und langsameren Parts und lassen den Song in einem hymnischen Refrain enden.
Das neue Rock-Gewand sitzt noch nicht wie angegossen, überhaupt wird dieser Wandel nicht überall auf große Begeisterung stoßen. Immerhin ist der Ska-Punksong "Fred's got slacks" des Debüts immer noch der bei Spotify am meisten gestreamte Song der Kanadier. Sollte der nun eingeschlagene Weg nicht funktionieren, kann man The Flatliners zutrauen, dass sie auch diesen Kurs nochmal leicht anpassen und dem Punk wieder mehr Raum geben. Bei ihrem neuen alten Label wären sie damit ohnehin in bester Gesellschaft.
Highlights
- Performative hours
- Tunnel vision
- Heirloom
Tracklist
- Performative hours
- Rat king
- Big strum
- Top left door
- It'll hurt
- Oath
- Recoil
- Souvenir
- Tunnel vision
- Heirloom
- Under a dying sun
Gesamtspielzeit: 37:57 min.
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2022-07-28 19:53:09 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
Hot Water Music; Nothington; Red City Radio; Lagwagon; Foo Fighters; The Draft; The Bouncing Souls; Against Me!; The Gaslight Anthem; Social Distortion; Manchester Orchestra; Smile And Burn; Off With Their Heads; The Lawrence Arms; A Wilhelm Scream; Authority Zero; The Menzingers; Dave Hause; Smoke Or Fire; Elway; EaglesOf Death Metal; Beatsteaks; The Smith Street Band; Cloud Nothings; Trash Boat; The Menzingers
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