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Yaya Bey - Remember your North Star

Yaya Bey- Remember your North Star

Big Dada / Rough Trade
VÖ: 17.06.2022

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Nichts Liebe als das

Das Konzept der Liebe ist schon irgendwie absurd. Natürlich können wir die chemischen Prozesse und neuronalen Aktivitäten mittlerweile wissenschaftlich nachvollziehen und ihre Intensität ist dementsprechend sicher in irgendeiner Form messbar, aber trotzdem können wir im täglichen Wahnsinn nur mutmaßen, ob die Person wirklich Liebe meint, wenn sie davon spricht. Viel zu persönlich und vor allem komplex ist die Qualität der Herzenswärme, die jede einzelne Beziehung unverwechselbar macht. Doch immerhin beim Negativ kann man kollektiv aussortieren. Sich scheiße behandeln lassen, ist nicht Liebe. Am laufenden Band ausgenutzt zu werden, ist nicht Liebe. Die Sängerin Yaya Bey lernt auf ihrem neuen Album "Remember your North Star" nach diesem Ausschlussverfahren zumindest, was sie in ihrem Leben eher nicht mehr gebrauchen kann, und nähert sich so der Frage: Was ist eigentlich Liebe?

Dabei darf man sich zuerst nicht von der erschlagenden Zahl von 18 Anspielpunkten abschrecken lassen, denn die Episodenhaftigkeit und Schnelllebigkeit moderner Liebeleien spiegeln sich auch in den Skizzen – oder teilweise sogar Kritzeleien –, die Bey größtenteils selbst produziert hat. Es sind Songfetzen, die sich kurz umsehen, sich für einen Moment verknallen und dann doch im Kopf wieder woanders sind. Was nicht heißt, dass im Wechselspiel zwischen R'n'B, Soul, Jazz und Reggae nicht auch nachhaltige Momente entstehen können – zumindest musikalisch. Im größten Hit der Platte, dem poppigen "Keisha", reift in Bey rappend die Erkenntnis: "The pussy so so good and he still don't love me."

Demgegenüber stehen Songs wie "Rolling stoner", das sich ein bisschen nach einem Jon-Brion-Moment anfühlt. Die Amerikanerin steht für einen kurzen Augenblick im Abendkleid bei gedämmtem Licht neben dem Piano und haucht ins Mikrofon – bis ein dumpfer Synthie-Bass reinfährt und den Track in die Neuzeit holt. Dazu wird ihre Stimme klarer und die Sprache vulgärer: "We never fuck when we're sober", beschwert sich Bey. Das Einzige, was man diesem Experiment vorwerfen kann: dass es einen nach nicht einmal zwei Minuten angefixt zurücklässt. Denn immer wieder schafft "Remember your North Star" den Spagat zwischen casual sexiness mit Zeilen wie "There's a party at my waistline" und der verzweifelten Suche nach Liebe, wenn es verspricht: "You don't wanna regret giving up on love."

Yaya Bey zeigt mit ihrem Album, was vielleicht passieren könnte, wenn Jay-Z Beyoncé noch einmal fremdgeht, aber sie statt des klotzenden "Lemonade" ihren Feldzug dieses Mal eher in die Lo-Fi-Richtung denken würde. Denn "Remember your North Star" findet in kleinen Räumen und nicht in großen, prunkvollen Hallen statt. Es ist geerdet in der Lebensrealität vieler junger Frauen. Das hoffnungsvoll betitelte Abschlusslied "Blessings" bringt es auf den Punkt: "I was too sad to get out of bed / I rolled over watched TV instead / I fucked around and smoked a blunt of two / I woke up in a shade of blue." Am Ende weiß Bey zwar immer noch nicht, was Liebe eigentlich ist, aber hat die Hoffnung darauf noch nicht aufgegeben.

(Arne Lehrke)

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Highlights

  • Keisha
  • Reprise
  • Rolling stoner

Tracklist

  1. Intro
  2. Libation
  3. Big daddy ya
  4. Keisha
  5. Nobody knows
  6. Alright
  7. Meet me in Brooklyn
  8. It was just a dance
  9. Pour up (feat. DJ Nativesun)
  10. Uh uh nxgga
  11. Reprise
  12. Rolling stoner
  13. Don’t fucking call me
  14. I'm certain she’s there
  15. Street fighter blues
  16. Mama loves her son
  17. Either way
  18. Blessings

Gesamtspielzeit: 34:45 min.

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Armin

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2022-07-12 21:35:30 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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