Billy Howerdel - What normal was
Alchemy / BMG / Warner
VÖ: 10.06.2021
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Hall & Oatmeal
Es ist schon ungewöhnlich, wenn ein Künstler mit 52 sein Solodebüt veröffentlicht. Bei Billy Howerdel verwundert dies umso mehr, da er seit Jahrzehnten in diversen Projekten als Songwriter, Gitarrist und Arrangeur tätig ist – besonders sein Engagement bei A Perfect Circle wirkt bis heute nach. Wer auf "What normal was" nun vertrackten Progrock erwartet, darf sofort aufhören zu lesen. Denn Howerdel sucht Inspiration in seiner Jugend. Dementsprechend stark treten Einflüsse aus New Wave und Synthpop hervor, die Musik steht Depeche Mode und New Order deutlich näher als beispielsweise Tool. Dass der US-Amerikaner ein passabler Sänger ist, hat er immer wieder unter Beweis gestellt. Vom Hocker hauen einen seine Gesangseinlagen auf "What normal was" jedoch nicht. Entspannt und souverän trägt Howerdel seine Melodien vor, ohne dass allzu viel im Gehör haften bleibt.
Die Musik ist, wie zu erwarten war, äußerst gefällig produziert, leidet stellenweise aber am Brick-Wall-Virus. Einfacher gesagt: Viele Songs fühlen sich viel zu laut an, obwohl sie eigentlich gar nicht sonderlich verzerrt daherkommen. Das ist sehr schade, da sie bisweilen durchaus gelungen sind. In "Ani" liefern sich zum Beispiel Gitarren und Synthesizer ein spannendes Duell, während Howerdels Stimme davon unbehelligt ihre Bahnen zieht. Auch "The same again" macht Spaß, wenngleich sich das Gefühl nicht abschütteln lässt, das alles schon mal gehört zu haben. Dies ist das größte Problem an "What normal was": Retro mag immer noch schick sein, auf ein weiteres 80er-Revival-Album haben aber sicher nur wenige gewartet.
Doch Howerdel dürften derlei Gehirnverrenkungen herzlich egal sein. Es ist anzunehmen, dass es sich hier um eine Herzensangelegenheit handelt. Ein Album, das er vielleicht schon immer mal aufnehmen wollte. Schön für ihn, egal für den Rest der Welt. Dabei gibt es auch Songs, die andeuten, dass mehr drin gewesen wäre. "Beautiful mistake" gelingt etwa der Spagat zwischen Pathos und Intimität ganz vortrefflich. Jedoch gibt es auch hier ein Aber: Die schrecklich stumpf vor sich hinpatschenden Drums lassen die Produktion ungelenk wirken, was angesichts Howerdels Vita doch verwunderlich ist. Fantastisch gerät hingegen "EXP", in dem Akustikgitarren und allerhand Effektgeräte zum Einsatz kommen.
Wie so oft bei solchen Alben stellt sich die Frage: Wer soll das hören? Selbst beschwingtere Tracks wie "Free and weightless" oder "Follower" dürften in der Wave- und Synthpopszene kaum Eindruck hinterlassen. Und die Balladen surren vorbei, ohne Emotionen zu wecken. Billy Howerdel ist ohne jeden Zweifel ein hochbegabter Musiker, der genau weiß, wie man Songs schreibt. Die zugrundeliegenden Ideen wollen insgesamt jedoch einfach nicht zünden. Da helfen auch die beschwörenden Untertöne in "Bring honor back home" nicht. Denn auch hier driftet im Refrain wieder alles in Richtung Depeche-Mode-Resterampe, Gitarrenmelodie in Moll inklusive. Wo die Briten jedoch schnurstracks in die Finsternis marschieren, lässt Howerdel lieber das Nachtlicht an.
Highlights
- Ani
- Beautiful mistake
- EXP
Tracklist
- Selfish hearts
- Free and weightless
- Ani
- The same again
- Beautiful mistake
- Poison flowers
- Follower
- Bring honor back home
- EXP
- Stars
Gesamtspielzeit: 42:23 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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NeoMath Postings: 1956 Registriert seit 11.03.2021 |
2022-06-12 11:50:43 Uhr
Jo, es ist sicher nicht das (von mir) erwartete Highlight, aber alles andere als schlecht geworden. Ich hör die Scheibe gern.Insgesamt zeigt mir das Album, dass Billy alleine eben doch nicht sooo der begnadete Songwriter bzw. dessen Umsetzer ist. Nur im Kollektiv wird seine Musik richtig groß. |
didz Postings: 2228 Registriert seit 29.06.2017 |
2022-06-11 22:45:29 Uhr
hm, is leider nur gut geworden und nich mehr.das liegt nich an der musikalischen ausrichtung, die meissten songs/melodien sind einfach nix besonderes. "selfish hearts", "free and weightless", "beautiful mistake" und "stars" stechen ein bisschen hervor, aber richtige kracher sind sie allesamt nich. "stars" für mich der beste song der platte. 6/10 |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27184 Registriert seit 08.01.2012 |
2022-06-02 20:39:27 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 33084 Registriert seit 07.06.2013 |
2022-05-23 16:33:46 Uhr
Interessant, dass er das nicht mehr als Ashes Divide veröffentlich. |
didz Postings: 2228 Registriert seit 29.06.2017 |
2022-05-21 12:09:42 Uhr
mittlerweile sind 2 neue stücke draussen, "free and weightless" und "beautiful mistake". haben beide wieder mehr den ashes divide-sound, gute songs. |
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Referenzen
A Perfect Circle; Depeche Mode; Moby; New Order; Alphaville; Orchestral Manoeuvres In The Dark; Erasure; Duran Duran; Yazoo; Pet Shop Boys; The Cure; Ultravox; Sofa Surfers; Tears For Fears; The Human League; Imagine Dragons; Simple Minds; U2; Talking Heads; Hall & Oates; The Psychedelic Furs; Goldfrapp; Nine Inch Nails; Siouxsie And The Banshees; The Jesus And Mary Chain; Visage; Camouflage; Heaven 17
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