Liam Gallagher - C'mon you know

Warner
VÖ: 27.05.2022
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Weißte Bescheid
"Now I know how many holes it takes, too." Dass ein Gallagher-Bruder älter und weiser wird, merkt man daran, dass die Beatles-Referenzen subtiler werden. Dabei hätte Liam Gallagher wohl an jedem "day in the life" in den vergangenen knapp drei Jahrzehnten die Londoner Royal Albert Hall ausverkauft bespielen können, auch wenn das Konzert für den Teenage Cancer Trust im März 2022 definitiv eine besondere Gelegenheit war. Dort gab es auch unter anderem bereits die ersten Songs seines dritten Soloalbums "C'mon you know" zu hören, dessen Titel sich ein "what I mean" gerade so noch verkneifen kann. Bruder Noel förderte unlängst ja seine zwar schwächsten, aber durchaus auch experimentellsten Songs zutage, sodass sich ein Liam nicht lumpen lassen konnte und in mehr Genres als je zuvor hineinlugt. Zusammenhalt gibt natürlich über alle Hoppeleien hinweg diese Stimme, welche keinen Deut an Unverkennbarkeit eingebüßt hat.
Das eingangs zitierte "Diamond in the dark" ist ein solcher Ausflug. Würde der Track nicht einigermaßen viel dröhnen und knarzen, müsste man tatsächlich von beatgetriebenem Pop sprechen, den Gallagher da überaus erfolgreich und eingängig auf die Matte legt. Fast gewöhnlich ist das aber im Vergleich zu dem Kinderchor aus dem konfusen Opener "More power", dessen Einsatz bestenfalls streitbar ist – im Gegensatz zum grandios überzeichneten und übersteuerten Finale. Mit Hilfe von Vampire Weekends Ezra Koening hüllt Gallagher sich im stimmungsvollen "Moscow rules" in einen Geheimagenten-Parka und die Dub-Bridge im sonst recht ruppigen "I'm free" fügt sich überraschend passend in das Setting ein. Auch die politische Direktheit ist neu: "Paranoid git / Your dream is peddling shit to the freaks? / You don't give a fuck about the lies that are stuck in the beak / [...] / Go back to your prisoners / 'Cause I'm free."
Nicht alles ist neues Terrain. Auf der gewohnten Seite befindet sich die erste Single "Everything's electric", ein fulminant verhallter Rocker mit dezentem Swing und leichtem Gospeltouch im Chor – sowie niemand Geringerem als Dave Grohl an den Drums. Der mächtig rauschende Rave-Up des Titeltracks ist neben dem countryesken "World's in need" einer der zwei von Gallagher ganz allein geschriebenen Songs. "Show love / I'm sick of acting like I'm tough", gibt der 49-Jährige zu. Dabei wissen wir doch längst, dass er auch gefühlige Balladen wie das leider etwas arg anämische "Too good for giving up" oder das ebenfalls recht klischeehaft-pathetische "Oh sweet children" im Repertoire hat. Viel besser wird es aber mit mehr Energie, wenn der selig bretternde "Setting sun"-Beat mitsamt Tove-Lo-Sample das mitreißende "Better days" direkt in den goldenen Sonnenuntergang schießt. "If you're lost, I'll find you there."
In einem Punkt entfernt sich "C'mon you know" daher nicht von seinen Vorgängern "As you were" und "Why me? Why not.": Neben einigen wirklich starken Songs wird die Platte mit ein paar Belanglosigkeiten aufgefüllt und verhindert so den Aufschluss zu anderen Großtaten. "Better days" wäre in der Tat der beste Closer gewesen, denn auch die finalen Bonus-Dreingaben "The joker" und "Wave" wirken wie lahme, verzichtbare Studio-Abfälle. Zudem klingt die Produktion häufig sehr pappig und kraftlos, manche Songs wirken außerdem in sich unrund abgemischt, als hätte man völlig unterschiedliche Stücke zusammengeschnitten. Möglich, dass der Spruch mit den Köchen und dem Brei hier zutrifft. Das alles hindert Gallagher nicht daran, sich zu Recht wie so oft selbst auf die Schulter zu klopfen. Wer hat aktuell die Brudernase vorn? "C'mon you know."
Highlights
- Diamond in the dark
- Everything's electric
- Moscow rules
- Better days
Tracklist
- More power
- Diamond in the dark
- Don't go halfway
- C'mon you know
- Too good for giving up
- It was not meant to be
- Everything's electric
- World's in need
- Moscow rules
- I'm free
- Better days
- Oh sweet children
- The joker
- Wave
Gesamtspielzeit: 52:04 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Nummer Neun Postings: 774 Registriert seit 14.06.2013 |
2023-10-17 08:46:07 Uhr
Während Oasis und Liams-Solosachen ja eher immer Single bzw. Song getrieben sind, finde ich ist BE das Album mit einem der besten Flows. |
Kojiro Postings: 4316 Registriert seit 26.12.2018 |
2023-10-16 19:27:48 Uhr
Mhmm, beste Liam / Beady Eye Songs BE: Flick Of The Finger Four Letter Word Millionaire The Roller Bring The Light Wigwam Girls In Uniform (Bonus Track) Two Of A Kind (B-Seite) Off At The Next Exit (B-Seite) World Outside My Room (B-Seite) Liam Solo: Wall Of Glass Bold Come Back To Me Shockwave One Of Us The River Diamond In The Dark C'Mon You Know Everything's Electric The Joker (Bonus Track) Doesn't Have To Be That Way (Bonus Track) |
Lordran Postings: 299 Registriert seit 09.10.2023 |
2023-10-16 16:49:15 Uhr
Gerade das zweite Album "BE" war doch wirklich gut. |
jo Postings: 6825 Registriert seit 13.06.2013 |
2023-10-16 16:31:10 Uhr
Ja, stimme euch beiden da auch absolut zu. |
Konsul Postings: 873 Registriert seit 06.04.2022 |
2023-10-16 16:29:18 Uhr
Stimmt, BE waren besser als ihr Ruf. Wenn man sich die Alben heute noch einmal zu Gemüte führt sind da schon starke Stücke dabei. Natürlich stinken die gegen die Frühphase von OASIS ab, aber das sollte auch nicht der Maßstab sein. |
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Referenzen
Beady Eye; Oasis; Noel Gallagher's High Flying Birds; Richard Ashcroft; The Verve; Primal Scream; Blur; Pulp; Jarvis Cocker; Ian Brown; The Beatles; John Lennon; Paul McCartney; The Kinks; Paul Weller; Miles Kane; DMA's; Jake Bugg; James Dean Bradfield; Manic Street Preachers; Peter Doherty; Travis; The Smiths; Johnny Marr; Morrissey; Damon Albarn; Black Rivers; Electric Light Orchestra; Doves; Suede; Brett Anderson; Ray Davies; The Jam; Mando Diao; Sugarplum Fairy; The Kooks
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