Slang - Cockroach in a ghost town
Kill Rock Stars / Bertus
VÖ: 27.05.2022
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Das große Kribbeln
Im Indie-Mekka Portland wird wieder mal geklüngelt: Bassistin Kathy Foster kennt man von The Thermals, Vokalist Drew Grow geisterte durch verschiedene Bands, und Janet Weiss ist nicht etwa Susan Sarandons leicht zu verführendes Dummchen aus "The Rocky Horror picture show", sondern die Ex-Schlagzeugerin des Portland-Flaggschiffs Sleater-Kinney. Die neue Band dieser alten Bekannten heißt Slang und wurde vor mehr als einem Jahrzehnt als Duo von Weiss und Grow gegründet, ist nun aber, komplettiert durch Gitarristin Anita Lee Elliot, zu voller Form angewachsen. Und bestätigt die Theorie, dass, selbst wenn die Welt untergeht, es in Portland vermutlich immer noch Indie-Rock geben wird: "Cockroach in a ghost town" ist das Debüt der – na gut, was muss, das muss – Supergroup und reichert klassisches Songwriting mit einer gehörigen Portion Schrulligkeit an. Oder anders ausgedrückt: ein bisschen so, als würde Stephen Malkmus, der tatsächlich auch einen Beitrag zum Album beigesteuert hat, sich trauen, mehr Lippenstift und Netzstrümpfe zu tragen.
Schon "Wilder" kitzelt das Maximum aus dem Fuzz-Pedal heraus, lässt Grow seinen inneren Bowie hervorholen und vermählt, nicht zum letzten Mal, Schlurfrock mit Glam – eine doch eher innovative Kombination. Fortan lassen Slang slackerhafte Skizzen in diesem Sinne immer wieder zu epischen Inferni aufquellen, friemeln aber auch Folk- sowie Psych- und Protopunk-Tupfer in ihr zunehmend eklektisches Geflecht. Im vielschichtigen "Hit the city" spielen eine J-Mascis-Solo- und eine Slidegitarre, die schon beinah wie ein flächiger Synthie klingt, aufgeregt um die Wette. Und sogar Hymnen können Slang, wie der eingängige Closer "My #1", in dem sich Malkmus an den sechs Saiten austobt, und vor allem der umwerfende Titeltrack beweisen: "I have dreams about the ending, but I don't dream about the end." Slang sind gekommen, um zu bleiben – in Oregon und sowieso.
In "King Gunn" und dem in einem hysterischen Zwischenteil ausrastenden "Wrong wrong wrong" läuft Grow, unterstützt vom Rest der Band, zur stimmlichen Höchstleistung irgendwo zwischen Malkmus und Thurston Moore auf, sodass man sich durchaus fragt, warum man ihn nicht kennt. Die Rolle des begnadeten Sängers im Rampenlicht wird bewusst herausgespielt, was aber nur durch die drei Frauen im Hintergrund gelingen kann, die ihm immer wieder mit Chören Rückendeckung geben und auch ansonsten für ein sehr charakteristisches Soundbild sorgen. Gerade Weiss ist ohnehin in ihrem Element und drischt "In hot water" dermaßen in Grund und Boden, dass bestimmt auch Carrie Brownstein und Corin Tucker sie hören können. "Cockroach in a ghost town" ist mitnichten ein bloßes Nebenprojekt, sondern teilt links und rechts mit vollen Händen aus und wird im wilden, unüberschaubaren Gewusel der Portland-Szene zu einem tatsächlich herausstechenden, dabei dezent verführerischen Leuchtfeuer. Das möglicherweise auch dann noch immer brennt, wenn die Stadt schon längst Geschichte sein wird.
Highlights
- Wilder
- Hit the city
- Wrong wrong wrong
- Cockroach in a ghost town
Tracklist
- Wilder
- King Gunn
- Hit the city
- In hot water
- Time bomb
- Wrong wrong wrong
- Chipped tooth
- Cockroach in a ghost town
- My #1
Gesamtspielzeit: 33:24 min.
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Referenzen
Pavement; Pixies; Beat Happening; Sebadoh; Guided By Voices; Sonic Youth; Mudhoney; Stephen Malkmus & The Jicks; The Thermals; Sleater-Kinney; Dinosaur Jr.; Modest Mouse; The Lemonheads; The Breeders; Wipers; Declan McKenna; Dead Nature; No Age; Teenage Fanclub; Bob Mould; Nada Surf; Lou Barlow; T. Rex; Built To Spill; The Replacements; The Shins; Superchunk; The Cribs; The Decemberists; Suede; Grandaddy; Yo La Tengo; Animal Collective; Wild Flag; Screaming Trees; Neutral Milk Hotel; Wilco; Motorpsycho; Iggy Pop; David Bowie
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