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Weird Nightmare - Weird Nightmare

Weird Nightmare- Weird Nightmare

Sub Pop / Cargo
VÖ: 20.05.2022

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Surfen im Darkroom

Nass geschwitzt aufgewacht. Mist, wieder verschlafen. Ungefähr zwei Minuten später, man schaufelt gerade hektisch Kaffeepulver in die Maschine, fällt einem dann plötzlich auf, dass 7:15 Uhr auch am Wochenende ziemlich früh sein kann – also mit einer Mischung aus Erleichterung und Kopfschütteln schnell zurück in die Federn. Muss wohl so ein weird nightmare gewesen sein. Wir wissen nun nicht, ob es schon immer Alex Edkins' Traum war, neben seiner Hauptbeschäftigung als Frontmann der Noise-Rocker Metz ein Nebenprojekt auf die Beine zu stellen. Jedenfalls schmirgelte der Kanadier zu Zeiten des Lockdowns verstärkt an eigenen Songs und benannte das Resultat ausgerechnet nach einer Komposition von Jazz-Legende Charles Mingus. Es mag sich um einen Insider-Witz unter kenntnisreichen Muckern oder um eine bewusste Ehrerbietung handeln – allzu filigrane Muse sollte man dennoch nicht erwarten, wenn sich Edkins erst mal die Sechssaitige umgeschnallt hat. Jazz ist anders. Metz aber irgendwie auch.

Die haben nämlich keine so ungerührt den Takt angebende Rhythmusmaschine, wie sie "Weird Nightmare" eröffnet und scheinbar auf ein analoges Elektro-Ding einstimmt. Zugegeben: Damit, dass auf das zurückgenommene Intro mehrheitlich rockige, ins Krachige lappende Dreiminüter folgen, war im Grunde zu rechnen. Nicht unbedingt jedoch mit dem Surf-Feeling und den flockigen Harmonien, die "Searching for you" direkt zu Beginn so unwiderstehlich machen und zu denen Alicia Bognanno von Bully im ungestüm riffenden und vorwärtshetzenden "Wrecked" formvollendet die zweite Stimme singt. Zu diesem Zeitpunkt interessiert es kaum mehr, ob "Lusitania" nun eine Angebetete mit ausgefallenem Vornamen anschmachtet oder sich zu "(I can't get no) Satisfaction" in der portugiesischen Sonne aalt: Der "Sunday driver" fährt weiter fröhlich Schlangenlinien und wackelt zu gut gelaunten Singalongs mit dem Gitarren-Popo. Ein Ausflug, der schnurstracks in den "Darkroom" geht – ob da was Albtraumhaftes wartet?

Das vielleicht nicht – aber dafür einiges Deftiges, das "Weird Nightmare" ebenso gut zu Gesicht steht. So wäre dieser kleine, angedreckte Speed-Racker "Darkroom" etwa auch auf The Jesus And Mary Chains rasantem Starkstrom-Meisterwerk "Automatic" nicht fehl am Platz gewesen, nachdem das schleifende "Nibs" bereits eine Kreischsäge mit Geradeauslaufstörungen angeworfen hatte. Nur nach der Akustik-Verschnaufpause "Zebra dance" ist kurz alles zu spät, wenn "Oh no" seinem Titel alle Ehre macht, die Keyboards auf dem letzten Loch pfeifen und mit angezerrter Basslinie eine verwilderte Rock'n'Roll-Teufelei abkaspern – als hätte Edkins Weezer die "Hash pipe" geklaut und stattdessen Sägespäne hineingebröselt. Und tut sich "Holding out" zum Schluss in siebeneinhalb diesig-psychedelischen Minuten Dream-Pop endlich die Ruhe an, kommt das keine Sekunde zu früh auf einem Album, das richtig gehört auch aus dem dräuendsten Schlaf weckt. Und wenn nicht? Dann mal schauen, was es heute in der Jazz-Kantine gibt.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Searching for you
  • Lusitania
  • Darkroom
  • Oh no

Tracklist

  1. Searching for you
  2. Nibs
  3. Lusitania
  4. Wrecked
  5. Sunday driver
  6. Darkroom
  7. Dream
  8. Zebra dance
  9. Oh no
  10. Holding out

Gesamtspielzeit: 34:37 min.

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Armin

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2022-05-19 21:45:09 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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