Uffie - Sunshine factory
Company / Indigo
VÖ: 20.05.2022
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
Klickibunti
Uffie? Da klingelt doch was. Aber ganz weit im Hinterstübchen. Das mit Autotune verglosste "Pop the glock" war 2006. Kurz danach gastierte die bürgerlich Anna-Catherine Hartley heißende Französin/US-Amerikanerin auf dem maßlos erfolgreichen Justice-Debüt "✝" – und das war leider schon der bisherige Höhepunkt ihrer Karriere. Das Debüt "Sex dreams and denim jeans" fand 2010 nur leidlichen Erfolg und kurze Zeit später wollte Hartley ihren Alias komplett an den Nagel hängen. Ende der 2010er tauchte Uffie aber doch hier und da per Feature oder Standalone-Single wieder auf. Erst zwölf Jahre nach der ersten LP erscheint nun "Sunshine factory", in Anlehnung an Andy Warhols legendäre Fabrik und abermals mit langer Entstehungszeit. Im Vergleich zum Ich-mach'-es-(fast-)-allen-recht-Ansatz von "Sex dreams and denim jeans" bleibt der Zweitling zwar quietschbunt, hat aber einen viel klareren Plan.
In der Zwischenzeit haben wir den Aufstieg und womöglich schon den Fall von Hyperpop gesehen sowie Charli XCX verdientermaßen zum Indie-Pop-Star gemacht. Diese verdankt Uffies ursprünglichem Stil so einiges. Als ob sich auch Uffie im Gegenzug in der Zwischenzeit bei PC Music umgehört hätte, schießt es auch auf "Sunshine factory" grell aus allen Rohren. Hartley greift sich jeden verfügbaren Stimmverfremder, der im Studio nicht niet- und nagelfest ist, dazu blitzt und wummert es aus der versammelten Syntharmee. "MVP" schäumt zum Auftakt förmlich über vor Euphorie und Tatendrang, verkündet lautstark "I think I found my favorite guuuuy" und setzt den Akzent für die fetzige erste Hälfte der Platte. Diese schließt ab mit dem EDM-Raveup "Anna Jetson", der ganz Charli-like in seinem Wumms eine emotionale Note findet. "You face is saying you want more / Stay for the encore."
Bevor die beginnt, hat man sich jedoch vom schlagfertigen Geblöke in "Where does the party go?" verzaubern und das famose "Dominoes" mit Nachdruck in die Hirnwindungen hämmern lassen. Uffie hat einfach ein Händchen für kleine Melodiewendungen, die bleiben. Gute Voraussetzung, um den Rausch mitzunehmen, den "Prickling skin" in seinem Refrain entfacht. "Don't you ever let it stop", hallt es durch den mächtigen Track – und doch bleibt auch dieser ökonomisch knapp gehalten. Drei kurze Interludes vom Anrufbeantworter verbinden die Songs, gleich in der ersten beschwert sich Peaches, dass ihr Gemächt im Türrahmen stecken geblieben ist. Dabei ist "Sunshine factory" doch hinter der funkelnden, lauten Schale viel weicher, als man es eigentlich erst annimmt. Denn wenn "Sophia" den Fokus von Synths auf Beats schiebt, ändert sich auch die Stimmung.
Das folgende, verkaterte "A month of Mondays" mag man dank der nagend eingängigen Hook "Pop, pop, pop / Poppin' my balloon / Pop, pop, pop, pop, pop / Something's goin' on" erst doof finden, aber spätestens der wehklangende zweite Refrain und die tolle Vintage-Streicher-Coda fangen sowieso alle wieder ein. Die erste Single "Cool" kommt sogar gänzlich reduziert daher, fußt beinahe nur auf einem flotten Bass. "Temporary love / Pockets full of fun / Life's a disco / Cool." Auf den Punkt gebracht, um die Platte mit dem elegisch-souligen "Crowdsurfinginyoursheets" zumindest einmal über die Vier-Minuten-Grenze fließen zu lassen. "Sunshine factory" bringt in seiner Knappheit so verdammt viele tolle Ideen unter, als hätte Uffies Karriere nie diese Irrwege genommen. Das sanft buzzende "Giants" beschreibt das Motto: "We could be giants and we could be strong enough to take any shape that we want." Aber wer spricht denn im Konjunktiv?
Highlights
- MVP
- Dominoes
- Prickling skin
- Anna Jetson
Tracklist
- MVP
- Where does the party go?
- Peaches (Interlude)
- Dominoes
- Prickling skin
- Queen Ilona (Interlude)
- Anna Jetson
- Sophia
- A month of Mondays (feat. Nnamdï)
- Giants
- Teddy <3 (Interlude)
- Cool
- Crowdsurfinginyoursheets
Gesamtspielzeit: 33:54 min.
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2022-05-19 21:44:50 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
Charli XCX; Sophie; M.I.A.; Grimes; Robyn; La Roux; Dua Lipa; Lily Allen; Lady Gaga; Let's Eat Grandma; CocoRosie; Icona Pop; BTS; Blackpink; The 1975; Pet Shop Boys; Peaches; A. G. Cook; Justice; Daft Punk; Kesha; Sigrid; Madonna; Katy Perry; Britney Spears; Carly Rae Jepsen; Kylie Minogue
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