Blink-182 - Blink-182
MCA / Universal
VÖ: 17.11.2003
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Die Reifeprüfung
Was machen drei Endzwanziger, die in einer höchst erfolgreichen Band spielen, aber an sich weder singen, noch Gitarre spielen, unfallfrei den Baß festhalten, geradeaus aufs Schlagzeug einklöppeln, Songs schreiben oder auch nur irgendwas können? Die außerdem auch noch bescheuert aussehen? Und in ihrer geistigen Entwicklung um circa 20 Jahre zurückhinken? Tja, gute Frage, nicht wahr? Da wissen wir spontan auch keine Antwort. Und der Sprung von der Brücke wäre ja auch keine praktikable Lösung. Unglaublich, daß ausgerechnet Blink-182, diese grenzdebilen Penner, einen Ausweg gefunden haben wollen: Ernsthaftigkeit.
Nun gut, davon war schon vorm letzten Album "Take off your pants and jacket" die Rede. Und was am Ende herauskam, waren Songs, die von Sex, Masturbation, wieder Sex und wieder Masturbation handelten und zu allem Übel auch noch alle gleich daherschallten. Und nur weil sie fürs neue Album den hochsubtilen Titel "Use your erection I/II", der zwischenzeitlich durch die Gerüchteküche geisterte, wieder verworfen haben, bilden sich Blink-182 nun so etwas wie Seriosität ein. Kann uns mal jemand kitzeln, damit wir über derartige Scherze noch lachen können?
Doch das Lachen bleibt wahrlich im Halse stecken. Bitte, liebe Menschen, die das hier in freudiger Erwartung eines Verrisses lesen! Nehmt sämtliche blöden Witze, die Ihr im Vorfeld der Veröffentlichung über Blink-182 gerissen habt, schleunigst zurück. Rutscht auf Knien vor den drei Lümmeln, Verzeihung, Ex-Lümmeln und bittet um Verzeihung! Denn das, was auf dem selbstbetitelten (Neuanfang!) Album der Band zu hören ist, hätte man Blink-182 nie und nimmer zugetraut. Nun gut, singen können sie immer noch nicht. Und am beknackten Outfit von Tom, Mark und Travis hat sich auch wenig geändert. Aber sie machen das Beste aus diesen Voraussetzungen. Und das ist eben nicht der Sprung von der Brücke.
Natürlich ist das, was auf "Blink-182" aus den Boxen rödelt, immer noch keine Neuerfindung der Rockmusik. Aber die drei wollen nicht länger mit dem Kopf durch die Wand, mit der Hand in die Hose oder mit dem Zunge unter den Rock. Was den Image-Gleichgesinnten von Limp Bizkit sträflich mißlungen ist, haben Blink-182 geschafft: erwachsen zu werden. Die überraschend spaßfreien Texte rechtfertigen nicht einmal das "Parental advisory"-Logo, und das Tempo liegt bei rund der Hälfte der Tracks weit unter der gewohnten Punkrock-Geschwindigkeit. Das klingt im schlimmsten Falle nach durchaus hörbaren Kollegen wie A oder Eve 6. Im besten nach einer fähigen Rockband mit unfähigen Sängern.
Die drei sind glücklicherweise so nett, uns nicht gleich zu überfordern. Nachdem "Feeling this" sich mit hinterlistigen Tempowechseln und unwiderstehlichem Refrain als beste Blink-182-Single aller Zeiten entpuppt, "Violence" in die gleiche Kerbe schlägt und "Always" mit hübschen Keyboard-Flächen verzückt, wartet die Sensation erst gegen Ende des Albunms. Mit Track zwölf: die Offenbarung in Person von Robert Smith. Liebe Punkrock-Kids: Das ist der Sänger von The Cure, einer der wichtigsten Wave-Bands der Achtziger und Neunziger. Er zelebriert mit Tom DeLonge eine tolle Ballade, die mit ihren schleppenden Beats in der Tat mehr nach The Cure klingt als nach Pennälerpunk. Und mehr Niveau hat als alle vorigen Blink-182-Alben zusammen. Wer das nicht glaubt, der höre selbst. Wir werden von nun an also für unsere Lästereien ein anderes Ziel suchen müssen. Und attestieren den Jungs – so schwer diese Feststellung auch fallen mag – ein beachtliches Album. Glückwunsch, Blink-182! Die Überraschung ist Euch gelungen.
Highlights
- Feeling this
- I miss you
- Always
- All of this
Tracklist
- Feeling this
- Obvious
- I miss you
- Violence
- Stockholm syndrome
- Down
- The fallen interlude
- Go
- Asthenia
- Always
- Easy target
- All of this
- Here's your letter
- I'm lost without you
- Anthem Part 2 (live in Chicago) (Bonus Track)
Gesamtspielzeit: 53:02 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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didz Postings: 2379 Registriert seit 29.06.2017 |
2023-10-22 12:48:57 Uhr
hm, wieso bekommt grade 'easy target' so viel hate? da haben sie in letzter zeit weitaus schlimmeres verbrochen.das album macht immernoch von vorne bis hinten spaß, da is kein ausfall oder song den ich skippe. im kontext der band und für das was es sein will bin ich bei ner 9. finds eigentlich gut, das 'not now' der best of vorbehalten is. da passt er ganz gut zum abschluss dieser phase der band. |
FenomenoVero Postings: 836 Registriert seit 29.04.2021 |
2023-10-22 11:47:04 Uhr
Ich finde das Album perfekt so, wie es ist.Und ein großer Anteil hat mit Pop-Punk nicht mehr soo viel zu tun. Dafür sollte man die beiden Vorgänger hören. |
MartinS Plattentests.de-Mitarbeiter Postings: 1395 Registriert seit 31.10.2013 |
2023-10-22 11:17:24 Uhr
Gerade im Zuge des neuen Albums mal wieder gehört. Schmeißt man "Easy target" und "Here's your letter" raus und setzt "Not now" an die Stelle von "Easy target", hat man das perfekte Pop-Punk-Album. |
Furchtbonbon Postings: 85 Registriert seit 12.01.2023 |
2023-09-12 20:39:50 Uhr
Überlege mir wegen der ganz guten Kritiken zu den Konzerten noch eine Karte für Berlin zu holen. Dank dem dynamischen Ticketpreis ist das alles total verrückt. Das schwankt ja alles mehr als das Wetter im April. Vielleicht bald unter 100 € im vorderen Bereich. Da scheint es immer wieder neue Tickets zu geben. Weil die ursprünglich ausgerufenen Preise waren mir dann doch zu viel… Aber so wie das aussieht, könnte das noch günstiger werden. Aber ansonsten verstehe ich dieses Preissystem nicht. Total undurchsichtig und unfair. Schade, dass es schwierig ist an Ticketmaster und eventim vorbei zu kommen… richtiger Rotz. Aber anderes Thema…. |
Affengitarre User und News-Scout Postings: 11238 Registriert seit 23.07.2014 |
2023-09-12 13:21:44 Uhr
Da möchte ich nur schreiben, wie klasse das Album immer noch ist, auch wenn die zweite Hälfte etwas abfällt, und werde unbarmherzig an "Generation Rock" erinnert. :DHier stimmt echt alles, die Vocals harmonieren, das Drumming ist irre, die Band schreibt einen Hit nach dem anderen und die Stimmung nimmt mit. Locker das beste Album der Band. |
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Referenzen
Box Car Racer; Eve 6; Lit; A; The All-American Rejects; Yellowcard; New Found Glory; The Ataris; Green Day; Goldfinger; Good Charlotte; Crackout; Sum 41; Simple Plan; Zebrahead; Fenix TX; The Offspring; Millencolin; Lucky 7; Bad Astronaut; Nerf Herder; Rufio; Piebald; The Presidents Of The United States Of America; Transplants; AFI; Jimmy Eat World; The Cure
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