Shannon Rowley - The king departs
Svart / Cargo
VÖ: 01.04.2022
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
Kapitän zur See
Die wenigen Informationen, die sich zu Shannon Rowley finden lassen, lesen sich wie ein Roman. Unter anderem soll er Seefahrer, Biologe und Priester gewesen sein. Fakt ist, dass Rowley seit einiger Zeit in Finnland lebt und dort Anschluss an die Musikszene gefunden hat. Sein Debüt "The king departs" klingt jedoch überhaupt nicht finnisch, sondern wie ein Fiebertraum. Inwieweit "Says the dead sailor" autobiographisch ist, bleibt der Interpretation überlassen. Zu dräuenden Doom-Gitarren rezitiert Rowley seine Verse, immer bedrohlicher wird die Soundkulisse, bevor das Schiff am Ende von einem Tsunami verschluckt wird. Wer ein Debüt auf diese Weise eröffnet, kennt das Wort "Kompromiss" nur aus dem Duden.
Und so geht es weiter: In "Your light" überlagern sich die Stimmen, Rowley klingt, als hätte er zwei Flaschen Whisky gefrühstückt. Plötzlich springt die Aufnahme, der Effekt erinnert an eine verkratzte CD. Geschrei hebt an, Chaos bricht aus. Irgendwie kämpft Rowleys Stimme sich wieder ans Licht, brüchig und wehklagend. Das ist alles ziemlich schräg. Und spektakulär. Will man den Sound Rowleys beschreiben, drängen sich Vergleiche zu 16 Horsepower und Swans auf. Scheppernde Gitarren und sehr viele Wiederholungen dominieren das Klangbild, was der Musik einen manischen Charakter verleiht.
Wenn dann wie in "Into the heart of hearts" auch noch die Bläsersektion in den Lärm hineingrätscht, gibt es kein Halten mehr. Gerade einmal sechs Songs umfasst das Album, was daran liegt, dass gleich drei Tracks länger als acht Minuten sind. Neben dem bereits erwähnten "Says the dead sailor" sind dies "The orlop" und das griffig betitelte "Sung the black score of your prey squawking heaven". In Letzterem nimmt Rowley den Fuß vom Gaspedal. Im Hintergrund ertönen lange Orgelakkorde, während der Sänger von der Vergänglichkeit erzählt.
Was in "The orlop" passiert, lässt sich hingegen nur schwer beschreiben. Auf erdrückende Stille folgen immer wieder Ausbrüche, die keinen Stein auf dem anderen lassen. Rowley schreit sich die Seele aus dem Leib, anstelle eines Gitarrensolos erklingt dissonantes Saitenkreischen. Der letzte Refrain führt die losen Fäden dann zusammen und es wird klar, worum es geht: Um das Ende. Leicht verdauliche Kost ist das alles freilich nicht. Wer bereit ist, sich auf Rowleys wilde Mischung aus Noiserock und Seashantys einzulassen, wird jedoch reich belohnt. Womit? Das steht zur Diskussion.
Highlights
- Says the dead soldier
- The orlop
Tracklist
- Says the dead soldier
- Your light
- Into the heart of hearts
- Sung the black score of your prey squawking heaven
- The orlop
- Heart to be filled with light
Gesamtspielzeit: 42:53 min.
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2022-04-13 20:40:15 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
16 Horsepower; Woven Hand; Swans; Townes Van Zandt; Vic Chesnutt; Xiu Xiu; Godspeed You! Black Emperor; A Silver Mt. Zion; Shellac; Big Black; The Jesus Lizard; Nick Cave & The Bad Seeds; Tom Waits; The Birthday Party; Mark Lanegan; The Cure; Lou Reed; The Fall; Nico; Wire; Madrugada; The Flaming Lips; Eels; Killing Joke; Sparklehorse; The Psychedelic Fur
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- Shannon Rowley - The king departs (1 Beiträge / Letzter am 13.04.2022 - 20:40 Uhr)