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Audrey Horne - Devil's bell

Audrey Horne- Devil's bell

Napalm / Universal
VÖ: 22.04.2022

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Doppeldeuter

Das nennt man dann wohl Befreiungsschlag. Denn als nichts anderes konnte man "Blackout" bezeichnen, war dieses letzte Studioalbum 2018 doch die Platte, mit der Audrey Horne die teils harsche Kritik am Vorgänger "Pure heavy" beantworten wollten. Und was für eine Antwort war das bitte? Zehn Songs, die für sich genommen schon Album-Highlights hätten sein können, in ihrem geballten Auftreten allerdings alles in den Schatten stellten, was die Norweger bis dahin veröffentlicht hatten – eine einzige Aneinanderreihung von Ohrwürmern. Und während sich Kritiker und Fans mit Superlativen überboten, blieb als einziges Manko, dass die dazugehörige Tour im Jahr 2020 der beginnenden Corona-Pandemie zum Opfer fiel und nach einigen Terminen abgebrochen werden musste.

Die wichtigste Frage zum Nachfolger "Devil's bell" lautet jedoch nicht, ob Audrey Horne das Mehr an Zeit für intensiveres Songwriting genutzt haben. Sondern vielmehr, ob sich die Band ihre Unbekümmertheit bewahren konnte. Sagen wir so – verdammt noch mal, sie konnte. Das eröffnende "Ashes to ashes" sammelt zunächst mit seinem Gitarren-Intro die von "Blackout" übriggebliebenen Trümmer ein, bevor der Refrain nicht zum letzten Mal auf diesem Album so richtig zum enthemmten Mitgrölen auffordert. Ja, die Welt da draußen ist momentan so richtig scheiße, und genau deshalb tut es unfassbar gut, so simple Zeilen wie "I am, I am / Necessary evil" einfach mal mit rauszuschreien und den Kopf lediglich als Werkzeug zum Headbangen zu benutzen. Und wenn man schon warmgesungen ist, bleibt bei der "Ohoho"-Hook von "Animal" erst recht kein Auge trocken.

Es gibt im Sound von Audrey Horne im Grunde zwei unverrückbare Konstanten. Erstens: Sie sind formvollendete Eklektiker, die sich mehr oder weniger schamlos durch den scheinbar unerschöpflichen Fundus des Classic Rock wühlen. Zweitens: Es gibt wenige Bands, die so konsequent mit ihren Twin-Guitar-Leads verzücken. Während allerdings auf "Blackout" Thin Lizzy das große Vorbild waren, greifen die Bergener dieses Mal ins oberste Regal der Inspirationen. Bestes Beispiel hierfür ist das Instrumental "Return to Grave Valley": Wohl nur wenige etablierte Gruppen haben die Chuzpe, sich dermaßen tollkühn durch den Riffkatalog von Iron Maiden zu pflügen und dabei hoffentlich von einer Plagiatsklage durch Steve Harris & Co. verschont zu bleiben. Dass das nur eine kleine Fingerübung war, zeigt kurz darauf der Titeltrack, der zwar erneut äußerst gekonnt mit Iron-Maiden-Riffs spielt, diese aber höchst effizient in ein weiteres Hook-Feuerwerk einbettet.

Bekanntermaßen haben Audrey Horne ihre Wurzeln in der Bergener Black-Metal-Szene, und Gitarrist Arve Isdal ist nach wie vor bei den legendären Enslaved aktiv. Natürlich wird man deren rohe Urgewalt niemals in diesem Classic-Rock-Kontext finden, doch gerade Isdal dürfte sich mit dem rasanten "Toxic twins" überaus wohlfühlen, zumal er hier nochmals mit seinem Kollegen Thomas Tofthagen solieren darf, als sei der Leibhaftige hinter ihm her. Auch "Devil's bell" bleibt somit ohne jegliche Schwächen und begeistert erneut über weite Strecken. Vielleicht bleiben die ganz großen Wow-Effekte im Vergleich zu "Blackout" aus, von Stagnation kann jedoch zu keiner Zeit die Rede sein. Ganz im Gegenteil: Mit dieser Konsolidierung auf höchstem Niveau zeigen Audrey Horne nicht nur, dass sie mit dem großartigen The-Hellacopters-Comeback "Eyes of oblivion" mithalten können, sondern festigen ihre Position als Platzhirsche des Heavy Rock.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Ashes to ashes
  • Devil's bell
  • Toxic twins

Tracklist

  1. Ashes to ashes
  2. Animal
  3. Breakout
  4. Return to Grave Valley
  5. Danse macabre
  6. Devil's bell
  7. All is lost
  8. Toxic twins
  9. From darkness

Gesamtspielzeit: 48:14 min.

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Armin

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2022-04-13 20:36:52 Uhr - Newsbeitrag
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