Love A.M. - In disarray
Wohnzimmer / Rough Trade
VÖ: 01.04.2022
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Grazil
Graz ist nicht unbedingt als Musikhauptstadt Österreichs bekannt. Eigentlich ist Graz außerhalb der Alpenrepublik überhaupt nicht bekannt, außer vielleicht einigen Fußballfans. Der Band Love A.M. dürften derlei Gedankenspiele am Allerwertesten vorbeigehen. Auf ihrem Debütalbum "In disarray" wildert sie sich einmal quer durch die Achtzigerjahre und bringt so manche Trophäe mit nach Hause. Ob man denn noch eine Retroband brauche, fragt eine Stimme aus dem Off. Die Antwort fällt eindeutig aus: Ja, bitte. Denn die Musik von Love A.M. mag vielleicht a bisserl rückwärtsgewandt sein, toll ist sie trotzdem.
Im Mittelpunkt steht die samtige Stimme Paul Pirkers, welche aufgrund ihres Timbres Erinnerungen an Morten Harket weckt. Zwar besitzt Pirker nicht ganz den Tonumfang des Norwegers, in Sachen einschmeichelnder Melodieführung muss er sich aber nicht vor dem großen Vorbild verstecken. Seine Band unterlegt diese Melodien mit herrlich schummrigen Arrangements, die irgendwo zwischen Post-Punk und New Wave zu verorten sind. Das Schlagzeug patscht, die Gitarren dengeln. Überall ist Hall, denn Hall ist sehr gut. Bisweilen irrlichtern auch Synthesizer-Elemente durch die Songs, was natürlich noch mehr Assoziationen zu A-Ha heraufbeschwört. .
Aber glücklicherweise wissen Love A.M., wie man Songs schreibt. Melancholische, einnehmende Songs wie etwa "Hot dog stand", die zum Schwelgen einladen. Und auch die Tränendrüse wissen die Österreicher zu bedienen: "Tokyo" öffnet diesbezüglich alle Schleusen. Das ist natürlich schon ein arger Kitsch, aber mal ehrlich: Ein bisschen Kitsch hat noch niemandem geschadet. Erst recht, wenn er kompetent produziert ist. Es gibt aber auch glitzernde Uptempo-Songs zu bestaunen, hier ragt besonders die Single "Pointless" heraus, die in bester The-Cure-Manier der Nacht entgegenschrammelt.
Bei aller Melancholie gibt es jedoch auch euphorische Momente. "Violent place" ergeht sich zunächst in Tagträumerei, ehe im Refrain alle Register gezogen werden. Fast beiläufig steigert sich der Song in höchste Höhen, bevor er sanft zum Landeanflug ansetzt. "Baby boy" zeigt schließlich, wohin die Reise von Love A.M. in Zukunft gehen könnte. Hier löst sich die Band von konventionellen Strukturen und erkundet progressivere Sphären. Trotz zahlreicher Tempo- und Tonartwechsel bleibt der Song erstaunlich zugänglich, was von graziler Arrangierkunst zeugt. Hier wäre nun ein abschließendes Wortspiel möglich, aber das dürft Ihr Euch selbst ausdenken.
Highlights
- Hot dog stand
- Pointless
- Violent place
- Baby boy
Tracklist
- Intro
- About us
- Over
- Silent ghost
- Tokyo
- Hot dog stand
- Pointless
- Violent place
- Losing sleep
- Baby boy
Gesamtspielzeit: 35:48 min.
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2022-04-06 20:11:56 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
A-Ha; Morten Harket; The Cure; The Smiths; The Weeknd; Tame Impala; MGMT; Tears For Fears; Joy Division; New Order; Alphaville; Erasure; Orchestral Manoeuvres In The Dark; Ultravox; Midge Ure; Spandau Ballet; A Flock Of Seagulls; Visage; The Psychedelic Furs; Echo & The Bunnymen; Gary Numan; Dungen; Arctic Monkeys; Arcade Fire; The War On Drugs; Wand
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- Love A.M. - In disarray (1 Beiträge / Letzter am 06.04.2022 - 20:11 Uhr)