Blanck Mass - Ted K (Original motion picture score)
Sacred Bones / Cargo
VÖ: 18.03.2022
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Grummeln im Bauch
Es ist eine verdammt schwere Aufgabe, Emotionen, die ein Film mit Worten und Bildern auf die Leinwand bringt, musikalisch entsprechend auszudrücken. "Ted K" beschäftigt sich mit dem Leben von Theodore Kaczynski, einem 1942 geborenen Mathematiker, der sich zunehmend in seinem Wahn verlor, die moderne Technologie sei der Untergang des Planeten. Davon war er so überzeugt, dass er sich als Einsiedler zurückzog und mit Briefbomben-Terroranschlägen an den vermeintlich Verantwortlichen Rache übte. Bis zur Festnahme 1996 badet "Ted K" also förmlich in Paranoia, in unkontrollierten Ausbrüchen – was liegt also näher, als den Score von Benjamin Power alias Blanck Mass komponieren zu lassen? Der kennt sich schließlich mit abgründigen Hässlichkeiten aus, exorzierte zuletzt mit "In ferneaux" seine ureigene "dark night of the soul" und hat in 2020 bereits für "Calm with horses" eine Auftragsarbeit angefertigt. Sein Soundtrack zu "Ted K" ist daher auch wenig überraschend eine unwirtliche Angelegenheit geworden.
Im Gegensatz zu den ausgedehnten Stücken auf seinen regulären Alben bleibt Power hier meist im kürzeren Rahmen um die zwei Minuten. Die Ideen skizziert er, anstatt sie auszuwalzen, und "Ted K" wechselt demnach häufig zwischen besonnenen Ambient-Landschaften und knurrigen Industrial-Gebilden. Nur einmal kurz vor Schluss erscheint in "Skidders" Powers typisch zerfressenes Gekeife als Höhepunkt, ansonsten sind die 19 Miniaturen instrumental und erhabener. Damit besteht eher eine Linie zu vergleichbaren Soundtrack-Arbeiten von Mogwai oder Nine Inch Nails' Trent Reznor und Atticus Ross. Auch dort liegt meist der Fokus mehr auf Stimmungen als auf Entwicklung und Struktur, wenngleich an manchen Stellen die Ästhetik der jeweiligen Hauptband oder Hauptwerke durchscheint. Der bedrohliche Marsch des Hauptthemas "Montana" samt sakraler Note durch die massive Orgel wäre demnach als Ausschnitt einer Blanck-Mass-Platte auch nichts Ungewöhnliches.
Zu Beginn schwankt "Ted K" noch stark zwischen den Extremen, findet erst ab dem zweiten Drittel den roten Faden. In der Mitte stehen fast schon liebliche Erscheinungen wie "Tell me your heart" und "Becky's theme" oder melancholisch funkelnde Zwischenspiele wie "Desecration" – Andeutungen, dass hinter der grimmigen Fassade doch kein Herz aus Stein schlägt. Erhaben schweben die Synths durch die hintere Hälfte von "Dark materials" und können doch nicht verhindern, dass "Ted K" nach und nach mehr die Krallen ausfährt, wieder ungemütlicher wird. "At peace / Freedom club" rutscht nervös umher, "Prophecy" trägt mit seinem unheilvollen Backing-Gesummse auch nichts zur Lockerung der Situation bei. Erst wenn "Montana (Reprise)" eine sanfte Variante der Einleitung auffährt, klart der Raum auf.
Fast hätte man sich wünschen können, dass Power den Stücken auf "Ted K" noch etwas mehr seinen ureigenen Stempel aufgedrückt hätte. Nicht selten gerät der Score zum Hintergrundgeräusch – was er im Kontext per Definition natürlich auch sein soll. Im Vergleich zum abwechslungsreicheren "Calm with horses" steht "Ted K" allerdings auf sich gestellt etwas wackliger da, trotz unbestreitbar fesselnder Momente. Manchmal wird es schwierig, den Soundtrack von anderen ähnlich gelagerten Werken zu unterscheiden – oder von der Tapete. Und das kann für einen einzigartigen Künstler wie Power ja nun letzten Endes nicht der Anspruch sein.
Highlights
- Montana (Main theme)
- Greyhound
- Desecration
- Dark materials
- Becky's theme
Tracklist
- Scroll
- Montana (Main theme)
- Noise destroys something wonderful
- Pesticides
- Revenge
- ComTech
- Greyhound
- Second test
- Desecration
- Tell me your heart
- Dark materials
- Becky's theme
- Blue tunnel
- Manifesto
- Ranger Gary
- At peace / Freedom club
- Prophecy
- Skidders
- Montana (Reprise)
Gesamtspielzeit: 43:40 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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peter73 Postings: 3124 Registriert seit 14.09.2020 |
2022-04-07 08:15:44 Uhr
hm, ich bleibe wohl bei "world eater"... diese stimmung bringt er wohl kein zweites mal auf einen silberling.und soundtrack... hm. schon immer. und meistens. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27357 Registriert seit 08.01.2012 |
2022-04-06 20:10:33 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Felix H Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 10093 Registriert seit 26.02.2016 |
2022-02-18 17:58:06 Uhr - Newsbeitrag
Kommt am 18.3.Tracklist: 01 “Scroll” 02 “Montana (Main Theme)” 03 “Noise Destroys Something Wonderful” 04 “Pesticides” 05 “Revenge” 06 “ComTech” 07 “Greyhound” 08 “Second Test” 09 “Desecration” 10 “Tell Me Your Heart” 11 “Dark Materials” 12 “Becky’s Theme” 13 “Blue Tunnel” 14 “Manifesto” 15 “Ranger Gary” 16 “At Peace – Freedom Club” 17 “Prophecy” 18 “Skidders” 19 “Montana (Reprise)” |
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Referenzen
Fuck Buttons; John Carpenter; Trent Reznor & Atticus Ross; Mogwai; Godspeed You! Black Emperor; A Silver Mt. Zion; Merzbow; Fennesz; Tim Hecker; Liars; Prurient; Dawn Hunger; Ben Frost; The Haxan Cloak; Jon Hopkins; Holy Fuck; Ratatat; East India Youth; Fostercare; Pictureplane; HEALTH; Growing; Belong; Pharmakon; Puce Mary; Dan Friel; Raime; Emptyset; Shlohmo; Stars Of The Lid; Clark; Orcas; Benoît Pioulard; Terminal Sound System; The Field; Loscil; Kiasmos; Vladislav Delay; Oren Ambarchi; Oneohtrix Point Never; Rival Consoles; Vessel; Mountains; Koen Holtkamp; Gold Panda; Four Tet; Caribou; Daphni; MSTRKRFT; MG; Noise Unit; Juno Reactor; Infected Mushroom; Terence Fixmer; Leftfield; The Chemical Brothers; The Future Sound Of London; Andy Stott; Forest Swords; Eluvium; Inventions; Boduf Songs; Matmos; Aphex Twin; Boards Of Canada; Seefeel; Noveller; Oneirogen; Saffronkeira; AUN; Actress
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