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Stabbing Westward - Chasing ghosts

Stabbing Westward- Chasing ghosts

brillJant sounds / Indigo
VÖ: 18.03.2022

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Geister der Vergangenheit

In der Reihe "Was? Die gibt es noch?!?" heute zu Gast: Stabbing Westward. Gegründet in den 1980er Jahren, Erfolge in den 1990ern, ihr bislang letztes Album war das 2001 erschienene selbstbetitelte. Nach eineinhalb Jahrzehnten Ruhe beschloss die Band 2016, wieder gemeinsame Sache zu machen – und nun sind aus dem Ansatz "bring die Jungs wieder zusammen" gar zehn neue Songs geworden. Mit John Fryer ist sogar der Produzent der ersten beiden Alben wieder an Bord. Schon auf dem Papier sieht also alles danach aus, als wollten die Chicagoer noch einmal gemeinsam und mit dem alten Spirit an die Heldentaten der Vergangenheit anknüpfen. Ist ja auch nicht verkehrt, denn schlecht waren sie nie. Ihr typischer Mix aus Rock, Gothic und Industrial, gepaart mit der sehr markanten Gesangsstimme von Chris Hall, brachte es zwar nie zum Riesenseller, besetzte aber durchaus eine eigene Nische. Und warum ausgerechnet das extrem eingängige selbstbetitelte Album kommerziell floppte, gehört zu den unerklärlichen Phänomenen der Musikgeschichte.

Und da die 1990er nicht nur mit den Klamotten, sondern auch im Sound eine kleine Renaissance erleben und der nachfolgenden Generation als mindestens musikalischer Zitatgeber dienen – warum sich nicht an die Originale herantrauen? Allein das Cover von "Chasing ghosts" strahlt alles aus, was damals im Genre en vogue war. Ein bisschen Tod, ein bisschen Mythos, ein paar Fantasy-Elemente, passend unmissverständliche Songtitel. Holt die langen schwarzen Mäntel raus! Eine neue Fortsetzung von "Matrix" gibt es ja schließlich auch. Ein wenig Klischee schadet nie. Wenige Takte benötigt es, um die Vermutung zu bestätigen. Etwas platt gesprochen: Kennste einen, kennste alle. Stabbing Westward machen exakt dort weiter, wo vor über 20 Jahren Schluss war. Beachtlich dabei ist, dass man Chris Hall, mittlerweile 57, sein Alter überhaupt nicht anhört: Seinem Gesang haftet wie im Opener "I am nothing" immer noch eine fast jugendliche Färbung und Stärke an. Zumindest bei der sehr klaren, geschliffenen, aber auch dick aufgetragenen Produktion hat die moderne Technik Einzug gehalten, nachdem gerade die ersten Platten ein gewisses Maß gesunder Rauheit und Chaos mit sich brachten. Ein paar groovende Riffs, düstere Synthies für den Industrial-Anteil, effektives Wehklagen in den Refrains wie in "Damaged goods": Vielen Dank an dieser Stelle dafür, dass jemand noch einmal die Säge-Gitarren zu den stampfenden Nine-Inch-Nails-Keyboards packt – jetzt, wo Trent Reznor vor allem Elektro-Geplucker fabriziert. Feel like it's 1994.

"Cold" macht genau da weiter, zeigt aber schon die Schwäche von "Chasing ghosts": Einen doppelten Boden gibt es nicht, Stabbing Westward setzen alles auf eine Karte und die lautet Pathos-Rock im dreieinhalb- bis fünfminütigen Bereich, garniert mal mit Rammstein-Riffs ("Wasteland"), mal mit flackerndem Elektro-Gewitter ("Control Z"). Natürlich flankiert von den Ausnahmen, die die Regel bestätigen: "Push" als langgezogener, an The Cure erinnernder atmosphärischer Ausreißer und die halben Quotenballaden "Crawl" und "The end", von denen Letzteres einen netten Mix aus Depeche Mode und den sehr späten Pink Floyd abgibt. Schlecht ist das alles bei weitem nicht, sondern durchaus eine schöne Zeitreise – gerade für jene, deren Erwachsenwerden die Band einmal begleitet hat. Ein bisschen schade jedoch, dass jedes Stück direkt und vorhersehbar bleibt: Die Atmosphäre, die Leidenschaft, die kleinen Ecken und Kanten – alles ist irgendwie da, greift aber zu kurz. Positive wie negative Ausschläge fehlen komplett – was "Chasing ghosts" am Ende zu gradlinigem Durchschnitt macht.

(Klaus Porst)

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Highlights

  • I am nothing
  • Push

Tracklist

  1. I am nothing
  2. Damaged goods
  3. Cold
  4. Push
  5. Wasteland
  6. Control Z
  7. Crawl
  8. Dead & gone
  9. Ghost
  10. The end

Gesamtspielzeit: 51:04 min.

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User Beitrag

Pivo

Postings: 1286

Registriert seit 29.05.2017

2022-03-23 17:44:41 Uhr
Gar nicht mal so schlecht. Von früher kannte ich die Band nicht, von daher für mich eine neuentdeckung. Klar klingt alles ein wenig zu rund und glatt aber ein, zwei Pünktchen mehr hätte es durchaus verdient.

Mr Oh so

Postings: 2973

Registriert seit 13.06.2013

2022-03-09 20:15:11 Uhr
Was die gibt's noch? ;-)

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26281

Registriert seit 08.01.2012

2022-03-09 19:47:58 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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