Feeder - Torpedo
Big Teeth / PIAS / Rough Trade
VÖ: 18.03.2022
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Mit der Welt im Unreinen
Nein, Grant Nicholas. Diesmal kannst selbst Du als ewiger Optimist uns nichts vormachen. "Hands lifted high for the healing." "We're just looking for a better way." Schon klar, dass auch jetzt noch euphorische Mantras reingeschmuggelt werden. Aber Deine eigene Musik verrät Dich. Denn die Songs des elften Feeder-Albums "Torpedo" bohren sich wie ebensolche in Untiefen, die man bei der Band schon lange nicht mehr vernommen hat. Der dichte Sound von "Tallulah" ist zwar erhalten geblieben, aber die dortige "California, here we come"-Mentalität hat ausgedient. Höchstens steht dessen zweigesichtiger Ausreißer "Kyoto" Pate für die schwarzen Wolken über den zehn neuen Stücken. Wenn der Titeltrack beginnt, klingt es wie ein grimmiges Zähnefletschen, das nicht mal der melodiösere Refrain so recht von der Visage wischen kann. Gleiches Spiel mit Donner und Blitz knallt "Decompress" auf den Tisch: Das Zuckerbrot ist eine Magerportion, die Peitsche hat jedoch neun Schwänze.
Das alles mag mit dem Wirken und Wirren der letzten Jahre zu tun haben. Als britische Band ist man durch Politik und Pandemie Kummer gewohnt, und entsprechend anklagend gibt "Torpedo" sich bereits im epischen Opener "The healing". Der im Grundprinzip sonnige Song weicht ab der Mitte einem druckvollen Moll-Part, der fragt: "When will we wake up? / Broken promises / It's time for a shake-up / Wake up!" So energisch und deutlich hat man Feeder selten vernommen. Die Dualität, welche die im Kern zum Duo geschrumpfe Band auf "Tallulah" noch zwischen den Tracks ausgelebt hatte, findet hier innerhalb fast eines jeden Stücks statt. Die härtesten, düstersten Riffs treffen auf die mitreißendsten Hooks, und dieses Prinzip funktioniert so fantastisch, dass "Torpedo" ohne jegliche Krücken zum besten Feeder-Album seit ... einiger Zeit eben wird.
Wenn man kaum noch glaubt, dass sich aus den Irrungen des paranoiden "When it all breaks down" ein formidabler Chorus herausschält, wird man nicht nur eines Besseren belehrt, sondern darf das gleiche Spiel bei "Magpie" noch eine Stufe besser und intensiver erleben. "It only takes one word / Shattered illusions turn / Like an arrow through your soul / Tears a hole", singt Nicholas, bevor dieses unerbittlich und stoisch stampfende Riff ein weiteres Mal durch die Boxen kracht. "Torpedo" macht in seiner Motzigkeit vor allem auf hoher Lautstärke unglaublich viel Spaß. Das gilt explizit auch für das vergleichsweise hell eingefärbte "Wall of silence", das dank eines abermals beeindruckenden Refrains am meisten Hymnenpotenzial mitbringt. "Silence those words / If you can say something positive – good!" Diese Rezension fängt schon mal damit an.
Überraschenderweise hinterlassen die beiden Verschnaufpausen mindestens ebenso viel Eindruck. "Hide and seek" lässt sich in einer wunderbaren Gitarrenlinie treiben und steigert sich immer mehr in sein Motiv hinein, erzeugt so eine ganz andere Art von Intensität. "Slow strings" schafft drei Tracks weiter eine eindringliche Atmosphäre, vor allem mit Taka Hiroses prägnantem Bassspiel. "I know there's moments still together / And who am I to hold you down?" Fürs Finale werden die Regler noch einmal hochgeschraubt, damit "Born to love you" und "Submission" einmal mehr den Staffelstab zwischen Attacke und Rückzug wie wild hin- und herpassen. Feeder sind die letzten Jahre nicht einfach nur in die Spur gekommen. Sie schwingen sich spätestens mit "Torpedo" endgültig dazu auf, eine weitere Hochphase in ihrer Karriere zu manifestieren.
Highlights
- Magpie
- Hide and seek
- Wall of silence
- Slow strings
Tracklist
- The healing
- Torpedo
- When it all breaks down
- Magpie
- Hide and seek
- Decompress
- Wall of silence
- Slow strings
- Born to love you
- Submission
Gesamtspielzeit: 41:12 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
didz Postings: 2256 Registriert seit 29.06.2017 |
2024-08-25 22:57:15 Uhr
ja, was sie mit dem song gemacht haben war schon ein bisschen lächerlich. |
Felix H Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 10066 Registriert seit 26.02.2016 |
2024-08-25 20:38:53 Uhr
Ich habe heute das erste mal den "Radio Edit" von "The Healing" gehört. Wie amateurhaft ist denn bitte der Schnitt bei ca. 2:41?"Before it all breaks dow-", und Cut. |
Huhn vom Hof Postings: 6678 Registriert seit 14.06.2013 |
2023-01-16 21:18:46 Uhr
Starkes Album, läuft im Moment öfter bei mir. Vielleicht ihr bestes Werk seit "Echo Park" oder "Comfort In Sound".9/10 Highlights: Torpedo Slow Strings |
didz Postings: 2256 Registriert seit 29.06.2017 |
2022-05-06 00:00:35 Uhr
habs die letzten paar tage ma wieder am stück gehört. hat sich nich abgenutzt, is einfach von vorne bis hinten toll.für mich ziehts jetzt auch an "generation freakshow" vorbei, einfach weil hier mehr momente drauf sind die mich emotional ansprechen und packen. musikalisch aber vor allem von den texten her, es is einfach hymnenhafter. soooooooo toll :-D |
Felix H Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 10066 Registriert seit 26.02.2016 |
2022-04-02 21:14:04 Uhr
@jo:Das geht auch vermutlich, wobei ich mich da ehrlich gesagt nicht genau auskenne. Du kannst mir sonst erlauben, dich via Admin zu kontaktieren... oder du reimst dir meine PT-Adresse selbst zusammen. :D |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Grant Nicholas; Ash; Biffy Clyro; Nada Surf; Verlen; Everclear; Jimmy Eat World; U2; Mansun; Embrace; Stereophonics; Snow Patrol; Tired Pony; The Wannadies; Foo Fighters; 3 Colours Red; The Candyskins; Idlewild; Six.By Seven; Shihad; Vega 4; The Boo Radleys; Superdrag; Manic Street Preachers; Super Furry Animals; Chewy; Third Eye Blind; The Stereo; Marvelous 3; The Rentals; Ozma; Koufax; Keane; Delaware; Suede; Coldplay; Sandstone Veterans; Weezer
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- Feeder live (62 Beiträge / Letzter am 29.09.2024 - 22:18 Uhr)
- Feeder - Black / Red (203 Beiträge / Letzter am 29.09.2024 - 21:42 Uhr)
- Feeder - Yesterday went too soon (107 Beiträge / Letzter am 12.09.2024 - 22:03 Uhr)
- Feeder - Torpedo (193 Beiträge / Letzter am 25.08.2024 - 22:57 Uhr)
- Feeder (212 Beiträge / Letzter am 11.08.2024 - 08:24 Uhr)
- Feeder - Picture of perfect youth (119 Beiträge / Letzter am 09.04.2024 - 23:27 Uhr)
- Feeder - Echo Park (96 Beiträge / Letzter am 03.04.2024 - 20:06 Uhr)
- Feeder - Pushing the senses (478 Beiträge / Letzter am 16.02.2024 - 13:05 Uhr)
- Feeder - Renegades (149 Beiträge / Letzter am 11.07.2023 - 15:23 Uhr)
- Feeder - Polythene (99 Beiträge / Letzter am 27.05.2023 - 09:05 Uhr)
- Brigade (Referenzen Biffy Clyro, Young Legionnaire, Hundred Reasons, Feeder) (35 Beiträge / Letzter am 25.11.2022 - 15:19 Uhr)
- Feeder - Tallulah (109 Beiträge / Letzter am 24.12.2021 - 12:46 Uhr)
- Feeder - The best of (91 Beiträge / Letzter am 22.12.2021 - 23:28 Uhr)
- Feeder - All bright electric (34 Beiträge / Letzter am 16.12.2021 - 22:58 Uhr)
- Feeder - Generation Freakshow (153 Beiträge / Letzter am 14.12.2021 - 23:04 Uhr)
- Feeder - Silent cry (102 Beiträge / Letzter am 29.11.2021 - 19:52 Uhr)
- Feeder - Comfort in sound (116 Beiträge / Letzter am 27.11.2021 - 14:37 Uhr)
- Beste B-Seiten von Feeder (51 Beiträge / Letzter am 23.08.2019 - 21:18 Uhr)
- Feeder - Standing on the edge? (7 Beiträge / Letzter am 19.05.2017 - 00:56 Uhr)
- Feeder - The singles (88 Beiträge / Letzter am 14.01.2016 - 16:57 Uhr)
- Feeder - Side by side (Japan-Aid-Single) (7 Beiträge / Letzter am 07.10.2011 - 06:04 Uhr)
- Warum Feeder besser sind als The Strokes (143 Beiträge / Letzter am 14.07.2011 - 22:37 Uhr)
- Feeder - Seven sleepers (EP) (18 Beiträge / Letzter am 06.06.2011 - 09:54 Uhr)
- Feeder - Neues Album 2007 (32 Beiträge / Letzter am 16.04.2011 - 22:38 Uhr)
- Feeder - Frail loops (7 Beiträge / Letzter am 16.04.2011 - 22:34 Uhr)