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Acht Eimer Hühnerherzen - Musik

Acht Eimer Hühnerherzen- Musik

Kidnap / Cargo
VÖ: 18.03.2022

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Rezension

Manche Bands geraten ja erst mit den Jahren zum Witz, andere fangen schon als Witz an. Acht Eimer Hühnerherzen taugen auf den ersten Blick als vermeintlich gutes Beispiel für den zweiten Fall. Akustischer Rumpel-Punk mit wild zusammengereimten und schnodderig hingerotzten Texten, dazu der bescheuerte Bandname (Acht Eimer Hühnerherzen, hach wie lustig!) und die gewollt einfallslosen Plattentitel (lass' das Album einfach mal "Album" nennen, hahaha) – das Kreuzberger Trio weckt Skepsis, ja lässt die Befürchtung aufkommen, das könne, Obacht: Fun-Punk sein. Aber wie schrieb schon Kollege Meyer seinerzeit: Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Denn erstens werden hier platte Pointen sorgsam vermieden, entsteht der Humor vielmehr aus dem Unerwarteten, Beiläufigen, aus einer anarchischen Wortkombinationswut. Und zweitens schrammelt das alles so charmant, mühelos und oft auch tanzbar über die Prärie, dass man gar nicht anders kann, als Sängerin und Gitarristin Apocalypse Vega, Bassist Johnny Bottrop (ja genau, der von Terrorgruppe) und Schlagzeuger Bene Diktator dafür zumindest ein bisschen zu mögen. 

Und nach dem Hören von "Musik" (schon wieder so ein Albumtitel!) vielleicht noch ein bisschen mehr. Erstaunlich genug: Auch beim dritten Versuch zeigen sich keine Abnutzungserscheinungen. Geradlinige Drei-Akkorde-Songs, die sich mal Richtung Folk-Punk à la Violent Femmes strecken, dann wieder die Neue Deutsche Welle zitieren. Und Sätze, so wunderbar skurril-abseitig wie der Refrain des Openers "Zoni": "Es sind schon Leute / An der Ampel verreckt / In Grimma und in Bitterfeld." Oder so wahrhaftig-aufrichtig wie im hibbeligen "Zack Zack Zack": "Ich bin nicht langsam / Ich bin nur zeitversetzt / Was bei Dir vorbei ist / Passiert bei mir jetzt". Nach der anschließenden Hauptstadt-Ode "Farben" – "Barfuss am Kotti / Wir waren frei" – beginnt "Genug" zunächst euphorisch, kippt dann aber in lärmende Depression. Und leitet damit über zu "Requiem", das mit Geklimper und Getröte eine sanfte, aber nachhaltige Melancholie heraufbeschwört. "Wenn wir sterben / Liegt alles einfach rum / Alle Gründe / Jedes Kohlenstoff-Atom / Und die, die bleiben / Bleiben ungerecht und dumm." Aber auch auf vergleichsweise klare Worte verstehen sich Acht Eimer Hühnerherzen, wenn es sein muss, wie prompt darauf "Straße der Gewalt" belegt.

Herrlich auch, wie "Jetzt auch in Berlin" fröhlich "Stadt, Land, Fluss" spielt (Hände hoch, wer jemals in Königs Wusterhausen oder im Schwarzwald-Baar-Kreis war) – hier dürfen die beiden Boys sogar ausnahmsweise zum Gesang beisteuern. Oder die gänzlich unsentimentale Trennungshymne "(Durch meine viel zu große) Brille (kann ich Dich jetzt auch nicht mehr sehen)": "Und ich wenn ich all das nicht ertrag / Dann schmeiß' ich Dich aus meinem Auto / Du kannst den Rest des Weges laufen / Ich bin mir dabei sicher / Du kommst bestimmt noch heute an / Ich bin mir dabei sicher / Du kommst auch ohne mich wo an." Doch auch wenn die prägnant-verschrobenen Textminiaturen sich unweigerlich in den Vordergrund drängen, musikalisch müssen sich Acht Eimer Hühnherzen auf ihrem Drittling ebenfalls nicht verstecken. Neben der entwaffnenden Eingängigkeit gewinnen die 15 Songs auch mit einer Liebe und einem Gespür für Details. Drei-Akkorde-Geschrammel hin oder her, diese "Musik" macht einfach Freude.

(Markus Huber)

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Highlights

  • Zoni
  • Requiem
  • (Durch meine viel zu große) Brille (kann ich Dich jetzt auch nicht mehr sehen)
  • Jetzt auch in Berlin

Tracklist

  1. Zoni
  2. Hautproblem
  3. Futur
  4. Zack Zack Zack
  5. Farben
  6. Genug
  7. Requiem
  8. Straße der Gewalt
  9. Sartre
  10. Patientenverfügung
  11. (Durch meine viel zu große) Brille (kann ich Dich jetzt auch nicht mehr sehen)
  12. Jetzt auch in Berlin
  13. G!
  14. Scheiss Cowboys
  15. Na dann

Gesamtspielzeit: 41:07 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27195

Registriert seit 08.01.2012

2023-08-12 15:39:25 Uhr - Newsbeitrag
ACHT EIMER HÜHNERHERZEN kündigen Tournee für Frühjahr 2024 an:
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Die nächste Tour! Im Frühling! Mit neuen und alten Liedern!
Acht Eimer Hühnerherzen machen sich wieder auf eine große Reise.
Zum Beispiel nach Dresden und Braunschweig. Oder Bochum.
Keine Stahlsaiten, keine Zukunft, keine Hunde.
(Danach erstmal Tourpause wg. Schallplattenproduktionsarbeiten)

"Reise 2024" Konzerttournee

22.3. Dresden - Beatpol
23.3. Lindau - Club Vaudeville
24.3. München - Backstage
25.3. Nürnberg - Festsaal Künstlerhaus
26.3. Wiesbaden - Schlachthof
2.4. Hamburg - Knust
3.4. Bremen - Lagerhaus
4.4. Bochum - Bahnhof Langendreer
5.4. Köln - Gebäude 9
6.4. Leipzig - Conne Island
12.4. Berlin / SO36
26.04. tba
27.04. Braunschweig - KufA Haus
10.05. Trier — Mergener Hof
11.05. tba

Infos und Tickets hier:
achteimerhuehnerherzen.info/konzerte

Musik, Tickets, Videos, Shop & Medien:
https://linktr.ee/achteimerhuehnerherzen

präsentiert von DIFFUS, OX & LiveGigs.
Booking: destiny-tourbooking.com
Label: kidnapmusic.de

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27195

Registriert seit 08.01.2012

2023-07-18 20:10:15 Uhr - Newsbeitrag
„… du warst in Mailand, Tokyo und Neu Delhi, in Pnom Phen und Angkor Wat und wo war ich? In Eisenhüttenstadt“
Mit einer riesigen Songliste aus ihrem neuen Album „musik“, den beiden Vorgängern und ganz neuen (bisher ungehörten) Liedern besuchen die Acht Eimer Hühnerherzen Städte, die sie noch nie gesehen haben, zum Beispiel Zürich. Oder Fulda.
Und Städte, die sie schon sehr lange nicht mehr gesehen haben. Wien und Chemnitz. (Sorry für die Wartezeit!)
Und irgendwann im Herbst auch wieder Eisenhüttenstadt.

Acht Eimer Hühnerherzen - „No sleep ’til Ironhüttenstadt Konzerttournee 2023 Teil 2“
präsentiert von Diffus, VISIONS, Ox-Fanzine / livegigs.de

15.09.23 Stuttgart, Club Cann mit Fatigue
16.09.23 Weingarten, U+D Festival
23.09.23 Berlin, SO36 (ausverkauft) mit Fatigue
29.09.23 Freiburg, Jazzhaus mit Schalko
30.09.23 CH-Zürich, Dynamo Werk 21 mit Snotty Cheekbones
01.10.23 CH-Bern, Rössli mit Die Partie
02.10.23 Fulda, Kulturkeller mit Max Pohl
01.11.23 Chemnitz, AJZ mit Rong Kong Koma
02.11.23 AT-Linz, Ahoi! Pop Festival / Posthof
03.11.23 AT-Graz, PPC mit Max Paul Maria
04.11.23 AT-Wien, Flex mit Max Paul Maria
05.11.23 Regensburg, Alte Mälzerei mit Rong Kong Koma
10.11.23 Eisenhüttenstadt, Club Steelbruch mit Dead End Kids

Arne L.

Postings: 1181

Registriert seit 27.09.2021

2022-03-18 11:55:39 Uhr
Gerade durchgehört und bin wieder hin und weg. Finde die criminally underrated. Die sprechen mit einfachen, teilweise fast banal wirkenden Texten irgendwas in meiner Seele an und die Melodien find ich auch super. Könnte vielleicht eine 8/10 sein.

nörtz

User und News-Scout

Postings: 14651

Registriert seit 13.06.2013

2022-03-12 19:41:05 Uhr
Futur 25 ist wirklich toll.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27195

Registriert seit 08.01.2012

2022-03-09 19:45:30 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

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