Sylvaine - Nova

Season Of Mist / Soulfood
VÖ: 04.03.2022
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Tröstliche Tristesse
Jene, die sich grimmig starrend an ihre Mayhem-Bootlegs klammern, sollten sofort aufhören zu lesen. Denn obwohl Sylvaine, eine norwegische Sängerin und Multi-Instrumentalistin, viele Elemente des Black Metal in ihre Musik aufnimmt, ist sie so "untrve", wie man nur sein kann. Zu melodiös, zu poppig sind ihre Songs, zu vielseitig ihre Einflüsse. Blackgaze nennt der Schubladenmensch das, und wer weiß, wie Alcest klingen, weiß auch, wie Sylvaine klingt. An der inhärenten Qualität der Musik ändert das freilich nichts. Sylvaines neus Album "Nova" stellt eine konsequente Fortführung des Stils des Vorgängers "Atoms aligned, coming undone" dar: Wieder treffen Momente der Verletzlichkeit auf brutale Ausbrüche, wieder steht die vielseitige Stimme Kathrine Shepards – so der bürgerliche Name der Künstlerin – im Mittelpunkt des Geschehens.
Dies wird bereits im eröffnenden Titeltrack deutlich, der nur mit Gesang auskommt. Die schwebenden Harmonien beschwören Bilder von einsamen Landschaften im kalten skandinavischen Winter vor dem inneren Auge herauf. Die beiden Herzstücke des Albums sind jedoch "Mono no aware" und "Fortapt". Ersteres schlägt in knapp zehn Minuten zahlreiche Haken, bevor es geraden Schrittes in die Dunkelheit marschiert. Letzteres erinnert in Struktur und Stimmung stark an "Mørklagt", den wohl besten Song von "Atoms aligned, coming undone". Die Musik wogt auf und ab, immer wieder durchschneiden Blastbeat-Passagen das Arrangement. Sylvaine wechselt zwischen engelsgleichem Gesäusel und unbarmherzigem Gekeife. Dabei verliert sie jedoch nie die Dramaturgie aus den Augen. Das Stück steigert sich immer weiter, ehe es nach über elf Minuten in ein ebenso euphorisches wie befriedigendes Finale mündet.
Doch auch die kürzeren Tracks wissen zu überzeugen. "Nowhere, still somewhere" ist sicherlich der eingängigste Song, den Sylvaine bisher produziert hat. Hier schimmern auch Elemente des Gothic Metal durch die verschneiten Wipfel. In eine ähnliche Kerbe schlägt "I close my eyes so I can see", das ein weiteres Mal zeigt, welch talentierte Songwriterin die Norwegerin ist. Während sich die eingangs erwähnten Puristen längst wieder der Huldigung Satans zugewandt haben, dürfen all jene, die kein Problem mit harmonischen Klängen haben, in vollen Zügen genießen. In "Everything must come to an end" verzichtet Sylvaine auf den großen Knall, stattdessen genügt ihr eine spärliche Gitarrenbegleitung, um den Zuhörer um den Finger zu wickeln. Bei aller Tristesse wohnt dieser Musik eine Tröstlichkeit inne, die einen gebannt zuhören lässt. Harmonie ist eben doch eine Strategie.
Highlights
- Mono no aware
- Fortapt
Tracklist
- Nova
- Mono no aware
- Nowhere, still somewhere
- Fortapt
- I close my eyes so I can see
- Everything must come to an end
- Dissolution (Bonus track)
Gesamtspielzeit: 49:51 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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kenny23 Postings: 416 Registriert seit 07.11.2013 |
2022-11-10 08:19:57 Uhr
"Mono No Aware" ist bestimmt ein Song des Jahres. Starkes Album. |
Autotomate Postings: 5445 Registriert seit 25.10.2014 |
2022-03-08 21:30:20 Uhr
Geniale Abfahrt dieses "Mono No Aware", sicherlich mein Song der Woche. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 24605 Registriert seit 08.01.2012 |
2022-03-02 21:46:41 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Alcest; Heretoir; Deafheaven; Les Discrets; Ultar; Unreqvited; Violet Cold; Skyforest; Amesoeurs; Numenorean; Ghost Bath; Fen; An Autumn For Crippled Children; Sólstafir; Cold Body Radiation; Sadness; Holy Fawn; Marriages; The Great Old Ones; Thränenkind; Altar Of Plagues; Show Me A Dinosaur; Germ; Falloch; Crippled Black Phoenix; Chelsea Wolfe; Toundra; If These Trees Could Talk; Oathbreaker; Violet Cold; Liturgy; Myrkur
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- Sylvaine - Nova (3 Beiträge / Letzter am 10.11.2022 - 08:19 Uhr)