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King Hannah - I'm not sorry, I was just being me

King Hannah- I'm not sorry, I was just being me

City Slang / Rough Trade
VÖ: 25.02.2022

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Pechschwarz

Mit King Hannah ist nicht gut Kirschen essen – das stellen Hannah Merrick und Craig Whittle von Anfang an klar, damit auch niemand auf falsche Gedanken kommt. Das Liverpooler Duo beschwört introspektiven, mit einem Bein auf dem Friedhof stehenden Americana, der an den richtigen Stellen auch mal den Fuzz entfesselt. Schleicher wie "Go-kart kid (Hell no!)" zerbröseln dann in wüste, Schlieren ziehende Krachorgien, die die stellenweise witzig-abstrusen Songtitel und -texte Lügen strafen. Zum Konzept gehören nämlich neben der undurchdringlichen Düsternis im Soundbild auch charmant-lakonische, hochironische und nicht selten passiv-aggressive Alltagsbeobachtungen, die den zwölf Stücken zum Inhalt dienen. Die Herangehensweise ist erfrischend, und dass den beiden, wie der Plattenname schon behauptet, dieser Kunstgriff absolut nicht leidtut, kauft man ihnen widerstandslos ab. Sie können eben nicht anders.

Der Psycho-Soul von "A well-made woman" gibt früh den Takt vor, wenn Merrick sich zu repetitiver Gitarrenfigur als mutige, bodenständige und vor allen Dingen starke Frau vorstellt, die den Mund aufmacht und mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg hält. Stimmlich und gesanglich gesellt sie sich zu gut situierten Sängerinnen wie Alison Mosshart oder Isobel Campbell, anderen Erbinnen Janis Joplins. "All being fine", in dem natürlich gar nichts wirklich in Ordnung ist, erinnert mit seinem stolpernden Rhythmus entfernt an James-Bond-Themesongs, bevor Whittle an den Vocals das sperrig und erneut sinnlos-spaßig betitelte "Ants crawling on an apple stork" in Dream- beziehungsweise Britpop-Gefilde überführt. Der klingt nämlich eher nach Damon Albarn. Im Titeltrack fordert er seine Bandkollegin zum Duett: Der zentralen Message des King-Hannah-Debüts wird durch zweifachen Stimmeinsatz Nachdruck verliehen.

Ganze sieben Minuten mäandern King Hannah zur Halbzeit in "The moods that I get in" im Kreis, erschaffen so aber auch einen unwiderstehlichen Sog ins Zentrum dieser Abwärtsspirale. "Big big baby" trumpft mit einem ebenso hypnotischen Riff auf, während "Foolius Caesar" gar vollends in scheppernden Noise abkippt und Merrick sich selbst maßregelt, das Objekt ihrer Begierde zu lieben, ohne dass dieses es verdient hätte. Aber sie kann eben nicht anders, wie wir wissen, sie bleibt immer bloß sie selbst. Zwischendurch gibt es Ambient-Interludes, die vielleicht von instrumentaler Seite, aber stimmungsmäßig auf keinen Fall verkehrt anmuten. "Berenson" leitet über in den dann doch beinahe versöhnlichen Closer "It's me and you, kid", in dem Merrick die Zukunft vorausdeutet: "I'm all I'm ever gonna be." Weiterhin kein Grund für eine Entschuldigung.

Eine gewisse Verwandtschaft lässt sich konstatieren zwischen King Hannah und Ida Mae, einem anderen britischen Duo, das seine Interpretation klassischen amerikanischen Handwerks zur Schau stellt. Verglichen mit diesen liebestrunkenen Turteltauben sind King Hannah aber eher Typ Grumpy Cat und geben lieber zynisch-bissige Kommentare ab, anstatt naiv und unbekümmert das Leben zu feiern. "I'm not sorry, I was just being me" klingt gleichermaßen nach nordamerikanischer Steppe und nach britischer Arbeitersiedlung, die Grundstimmung ist mitternächtlich-böse wie bei Portishead und der Courtney-Barnett-artige Sarkasmus von gerade Merricks Vortrag macht King Hannah als Ganzes nur noch gruseliger. Und faszinierender.

(Ralf Hoff)

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Highlights

  • Big big baby
  • The moods that I get in
  • Go-kart kid (Hell no!)
  • It's me and you, kid

Tracklist

  1. A well-made woman
  2. So much water so close to drone
  3. All being fine
  4. Big big baby
  5. Ants crawling on an apple stork
  6. The moods that I get in
  7. Foolius Caesar
  8. Death of the house phone
  9. Go-kart kid (Hell no!)
  10. I'm not sorry, I was just being me
  11. Berenson
  12. It's me and you, kid

Gesamtspielzeit: 45:59 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Immermusik

Postings: 800

Registriert seit 04.11.2021

2024-06-02 16:32:11 Uhr
Immer noch weit entfernt von einem mittelmäßigen Album. Auf metacritic alle 4 Rezensionen mit einer 80/100.
https://www.allmusic.com/album/big-swimmer-mw0004238949
Leider weniger shoegaze diesmal, stehen aber weiterhin auf meiner Liste für ein Konzert, aufgrund ihres hervorragenden Live-Rufes.

Kojiro

Postings: 4174

Registriert seit 26.12.2018

2022-10-11 11:38:19 Uhr
Bisher verpasst, hatte gestern allerdings "The Moods That I Get In" in meinem Mix der Woche und bin direkt aufmerksam geworden. Sehr tolles Album! Werde ich mir kaufen...

saihttam

Postings: 2454

Registriert seit 15.06.2013

2022-09-01 11:31:31 Uhr
Das Konzert beim Golden Leaves hat mir auch sehr gut gefallen. Hat mit seiner Schwere auch ganz gut in die Nachmittagssonne gepasst. Ein Kumpel von mir fands langweilig, weil sich jeder Song gleich angehört hat. Kann das verstehen, aber ich konnte sehr gut im Sound versinken und das hypnotische Gitarrenspiel vom Gitarristen ist einfach beeindruckend.

Los Bitchos waren auch da, fands aber nicht so besonders. War schon gut zum Tanzen, aber da gab es in diesem oder ähnlichen Stil schon viel besseres.

Klaus

Postings: 9493

Registriert seit 22.08.2019

2022-08-30 21:37:00 Uhr
Natürlich nicht mehr gesehen ;)

Stand genau neben der Kamera. Konzert war gut, los bitchos auch. Wer mag kann morgen an gleicher Stelle Kat frankie gucken.

matixcs

Postings: 48

Registriert seit 17.07.2021

2022-08-30 18:48:48 Uhr
Danke für den Tipp Klaus! Ich bin hier und freue mich sehr auf beide Bands. Wie erkennt man dich?
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