Kaina - It was a home
City Slang / Rough Trade
VÖ: 04.03.2022
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Aufwärmprogramm
Wenn Ex-Präsident Barack Obama gelegentlich seine Playlisten mit der Öffentlichkeit teilt, besteht anders als bei vielen anderen politischen Figuren keine Gefahr von Fremdscham. Beim US-Amerikaner schaut man als geneigter Musikfan nämlich gerne genauer hin, scheint er doch einen diversen und elaborierten Geschmack zu haben. Eine Erwähnung ist quasi ein kleiner prominenter Ritterschlag. Wenn in einer seiner Zusammenstellungen diesen Jahres die Chicagoer Sängerin Kaina Castillo auftauchen sollte, wäre das keine Überraschung. Sie hat bei Twitter zwar nur knapp 5000 Follower*innen – doch einer davon ist Barack Obama.
Das könnte unter anderem daran liegen, dass die junge Künstlerin sich in den vergangenen Jahren mit der Betrachtung ihrer Lebensweise als Kind zweier Migrant*innen und der damit verbunden Identität einen Namen gemacht hat. Die Wurzeln in Venezuela und Guatemala hat sie 2019 auf ihrem Debütalbum "Next to the sun" immer wieder zum Thema gemacht, ohne sich zu sehr von ihrer optimistischen Herangehensweise an die Dinge zu verabschieden. Auf ihrem zweiten Album "It was a home" ist ihr Aufwachsen zwar immer noch ein Thema, wird aber eher subtil hintergründig eingewoben. Stattdessen spaziert sie mit einer Wärme durch die zwölf Songs, die einen erfasst und erfüllt und vor allem menschelt.
Der Opener "Anybody can be in love" ist eine R’n’B-Nummer, die mit ihren Streichern zum Engtanz auffordert und sich das Lieben traut und erlaubt. Der Titelsong tritt eine nostalgische Reise an, auf der Käfer gefangen werden, bis die Eltern rufen. "Casita" wechselt die Sprache ins Spanische und hat Bläser dabei. Alles bewegt sich in gemächlichen Tempo und lädt Pop genauso wie Soul zum Flanieren ein. Wo Kaina hintritt, wachsen die Pflanzen ein bisschen bunter. "Come back as a flower" treibt das Ganze mit dem Einspieler einer schnurrenden Katze ASMR-artig auf die Spitze. Wenn "It was a home" ein Instagram-Profil wäre, hätte es "Good vibes only" in der Bio stehen.
Etwas aufgebrachter geht es lediglich zusammen mit Sleater-Kinney in "Ultraviolet" zu, das prägnante Drums und E-Gitarre auffährt. Und natürlich im Hit des Albums: "Apple" ist ein Uptempo-Stück, das sich verwandelt, mal am Piano träumt, mal dynamische Licks Schwung in die Kiste bringen lässt. "Apple on a tree, I wanna be that sweet / Do you have some extra sugar I could keep?", fragt Kaina da, als wäre ihre Musik nicht schon gekonnt abgeschmeckt. Der Zweitling der Mittzwanzigerin ist eine musikalische Badewanne, die schon beim Einsteigen die perfekte Temperatur hat. Ein überraschend warmer Tag, für den man zufällig genau richtig angezogen ist. Herr Obama? Bitte einmal in die Playlist damit!
Highlights
- Anybody can be in love
- Casita
- Apple
Tracklist
- Anybody can be in love
- It was a home
- Good feeling (feat. Sen Morimoto)
- Sweetness
- In my mind
- Ultraviolet (feat. Sleater-Kinney)
- Come back as a flower
- Blue (feat. Helado Negro)
- Casita
- Apple
- Friend of mine
- Gold mirror
Gesamtspielzeit: 42:24 min.
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