The Body & OAA - Enemy of love
Thrill Jockey / Indigo
VÖ: 18.02.2022
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Vorsicht Schreie
"Brian Wilson, Du hast mein Leben zerstört." Ein Satz, den man von Lee Buford nie hören wird. Denn obwohl das, was der Mann zusammen mit Sozius Chip King als The Body fabriziert, nicht im Entferntesten danach klingt, waren für den Drummer eigenen Angaben zufolge The Beach Boys und deren Mastermind die Eintrittskarte in die unendlichen Weiten der Klangerzeugung. Vulgo: in die Musik. Nur, dass dieser Begriff einem zuweilen schwer über die Lippen kommt angesichts des maximal zerspanten, ruinösen Geschmurgels, das die beiden auf Platten wie "I shall die here" oder "I have fought against it, but I can't any longer" veranstalten. Da wirkte die folkig-psychotische Moritatensammlung "Leaving none but small birds" unter Mitwirkung der doomigen Noise-Rocker Big | Brave glatt wie ein harmonischer Betriebsunfall. Doch natürlich war dieses Album nur ein großes Durchatmen vor dem nächsten Frontalangriff. Weiterhin gilt: Uniform, Thou, Full Of Hell, Krieg – The Body schaffen ein, zwei, drei, ganz viele Kooperationspartner.
Auf "Enemy of love" an der Reihe: der ebenfalls in Portland residierende AJ Wilson alias OAA, der 2021 mit "Contracted reality" die Power Electronics zerren und zischen ließ, was Buford und King nach dem knarzig ätzenden "I've seen all I need to see" genauso gut reingelaufen sein dürfte wie Delikatess-Schmieröl einem dehydrierten Industrieroboter. Und wer dachte, diese roh gegeneinander verschobenen Geräuschwelten könnten zusätzlichen Schlagzeug-Punch, grob dazwischenhauende Sludge-Riffs und Schreikrämpfe vertragen, für den haben The Body und OAA da mal was vorbereitet. Was es genau war, ist nach zehn wunschgemäß grauenvoll deformierten Stücken freilich kaum mehr erkennbar. Begann der Opener "Devalued" als Heavy-Metal-Ouvertüre, bevor er als Sinfonie für Schleifhexe und Kühlschrank-Kompressor endete? Haben sich bei "Fortified tower" sämtliche Teilnehmer einer Jam-Session gleichzeitig mit dem Ärmel in einer Sushi-Maschine verfangen? Fest steht nur: Da müssen wir durch. Auch, wenn's wehtut.
Wilson hat dabei zunächst seine liebe Mühe, sich gegen Bufords loderndes Trommelfeuer und Kings bis zur Unkenntlichkeit verbrutzelte Gitarre durchzusetzen. Dennoch ist es aller Ehren wert, wie kräftig auch er an der Schmerzschraube dreht, die brutalen Distorto-Walzen mit gequälten Transistoren und angekokelten Sequenzen konterkariert und in der, haha, Single "Barren of joy" ein Synthie-Rumpelstilzchen über die kochenden Bodenplatten hetzt, während Full Of Hells Dylan Walker heiser mitgeifert. An Kings stets unterschwellig präsentes Gezeter hat man sich zu diesem Zeitpunkt bereits gewöhnt – genauso wie an den Gedanken, dass jeder Anflug von Understatement längst unter diesen Abraumhalden aus Lärm verschüttet ist. Oder soll man es etwa witzig finden, dass "Pseudocyesis" wie eine Scheinschwangerschaft heißt, aber an eine Operation ohne Betäubung erinnert? Na also. Großen, bösen Spaß macht "Enemy of love" trotzdem – außer vielleicht dem armen Brian Wilson. Wenn der wüsste, was er uns da eingebrockt hat.
Highlights
- Pseudocyesis
- Fortified tower
- Barren of joy
Tracklist
- Devalued
- Pseudocyesis
- Hired regard
- Fortified tower
- Obsessed luxury
- Conspiracy privilege
- Barren of joy
- Miserable freedom
- Ignorant messiah
- Docile gift
Gesamtspielzeit: 31:25 min.
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Referenzen
The Body; OAA; Manslaughter 777; Author & Punisher; Prurient; Vatican Shadow; Uniform; Omnibael; Boredoms; Zeni Geva; Merzbow; Boris; Corrections House; Thou; Full Of Hell; Sightless Pit; Whitehorse; Gnaw Their Tongues; Oozing Wound; Planning For Burial; Wreck & Reference; Khanate; Human Impact; Melvins; Mr. Bungle; Fantômas; Tomahawk; Neurosis; Godflesh; Jesu; Croatian Amor; Giant Swan; MSC; Moin; Raime; Regis; Bestial Mouths; Street Sects; Hide; Andrew Nolan; Pharmakon; Puce Mary; Uboa; Ana Fosca; Moor Mother; Dan Friel; Upper Wilds; Blanck Mass; Fuck Buttons; Black Pus; Lightning Bolt; Yvette; Doomsday Student
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