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Band Of Horses - Things are great

Band Of Horses- Things are great

BMG / Warner
VÖ: 04.03.2022

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

One more time with feeling

Ben Bridwell ist es merklich unangenehm, wenn man ihn auf die Wirkung seiner Musik auf andere anspricht. Das ist durchaus verständlich: Wie überwältigend es sein muss, eine bedeutende Rolle im Leben völlig unbekannter Menschen zu spielen, mit seinem Gesang ihre Glücksmomente und Krisen zu begleiten, lässt sich nicht einmal erahnen. An dieser so universalen Bezugsfähigkeit von Band Of Horses wird auch "Things are great" nichts ändern, obwohl dieses sechste Album von Bridwell und seinen regelmäßig wechselnden Mitstreitern einen verstärkt autobiografischen Ansatz verfolgt. Es blickt zurück auf Partnerschaften, künstlerisch wie privat, fortwährend wie verloren, und weist auch musikalisch auf Vergangenes. Es dauert grob 90 Sekunden, bis man zum ersten Mal realisiert, dass es die US-Amerikaner tatsächlich geschafft haben, die ungeschliffene Energie ihrer ersten Platten ins Jetzt zu befördern. Und um sich zu vergegenwärtigen, warum man diese perfekt unperfekte Band ursprünglich ins Herz geschlossen hat.

So legt Bridwell seine Trademarks gleich in "Warning signs" unverhohlen aus, beginnt jenen Opener mit hallversetzter Stimme und seiner immer leicht windschief klingenden Gitarre, die nach besagten eineinhalb Minuten in ein herrlich knirschendes Mini-Solo ausbricht. Doch Band Of Horses machen es uns nicht zu leicht, nehmen den Drive wieder raus und bauen sich neu auf. Schneller auf den Punkt kommt die erste Single "Crutch", die mit einer Mähne aus umschlungenen akustischen wie elektrischen Saiten zum Jangle-Pop-Galopp ansetzt. "Tragedy of the commons" hat im Anschluss mehr Lust auf sehnsüchtiges Sternegucken und spannt spätestens im Schlusspart den Präriehimmel komplett auf. Drei Songs und der Fünfer hat uns schon den Kern seines Repertoires zwischen gefühlvollen Midtempo-Schwelgereien und schrammeligem Aufbruch demonstriert, ohne je den Eindruck von Routine zu erwecken.

Nach den etwas altersmüden Alben "Mirage rock" und "Why are you ok" strahlt "Things are great" also mit einer wiederentdeckten, jugendlichen Frische. Tracks wie der ganze Kleinstädte mitreißende Hit "Lights" oder "Aftermath", dessen Refrain-Gitarren eine fast schon an Shoegaze erinnernde Dichte entwickeln, könnten auch die Callingcards einer jungen, nicht bereits seit 15 Jahren etablierten Band sein. Gleichzeitig und trotz aller Line-Up-Wechsel – nebst Bridwell ist nur noch Drummer Creighton Barrett seit dem Debüt dabei – prägt auch eine tiefe Vertrautheit die Platte. Dazu passt, dass Dave Fridmann und Grandaddys Jason Lytle als Co-Produzenten nur kleine Akzente setzen und ähnlich namhafte Gastauftritte wie der von J Mascis auf dem Vorgänger hier ausbleiben. Stattdessen hat Bridwell seinen früheren Merchandise-Manager Ian McDougall als zweiten Gitarristen engagiert. Es bleibt eben alles in der Familie.

Genau wegen dieser Balance aus Elan und Nähe ist es überhaupt nicht schlimm, dass sich auf die ganze Länge des Albums auch die eine oder andere Redundanz einstellt und Band Of Horses dem Indie-Rock-Zirkus wenig Neues hinzuzufügen haben. Um musikalische Vorwärtsgewandtheit oder stilistische Virtuosität ging es hier schließlich nie, sondern nur ums Gefühl. Ob das bluesige "In the hard times" etwas nachdenklicher in den Seilen hängt oder "In need of repair" zum hymnischen Schwung ausholt: Man fühlt die von Bridwell besungenen Emotionen so unmittelbar, als wären es die eigenen. Ganz zum Schluss entlockt "Coalinga" der dem Folk eigentlich entwachsenen Band ein paar Chöre und kleine Orchester-Anflüge und blüht damit zum besonders ergreifenden Closer auf. Vier Töchter hat der 43-jährige Bridwell schon, doch da sind noch ein paar Millionen mehr spirituelle Kinder auf der Welt, die ihm an den Lippen hängen, seine Weisheiten aufsaugen und sich von ihm trösten lassen. Bei all der verständlichen Überwältigung wird beim Chefgaul sicher auch etwas Stolz mitschwingen.

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights

  • In need of repair
  • Lights
  • Coalinga

Tracklist

  1. Warning signs
  2. Crutch
  3. Tragedy of the commons
  4. In the hard times
  5. In need of repair
  6. Aftermath
  7. Lights
  8. Ice night we're having
  9. You are nice to me
  10. Coalinga

Gesamtspielzeit: 40:17 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Hogi

Postings: 531

Registriert seit 17.06.2013

2022-11-15 11:58:15 Uhr
War jemand Sonntag beim Konzert in Hamburg? Fand es ehrlich gesagt nicht überzeugend. Sehr schrammelig und viel zu laut alles. Hatte da ganz andere Erwartungen...

Hoschi

Postings: 1862

Registriert seit 16.01.2017

2022-04-02 19:47:16 Uhr
Läuft gerade in Dauerrotation.
Tolles Album mit schönem Drive.

7,5/10

jo

Postings: 6393

Registriert seit 13.06.2013

2022-03-15 21:53:03 Uhr
Ja, das sehe ich ganz ähnlich :).

Garmadon

Postings: 489

Registriert seit 29.08.2019

2022-03-15 21:09:48 Uhr
Komische Diskussion hier :-D
Ich finde das Album sehr gelungen und mit "Lights" ist ein Song drauf, der für mich zu den besten der Band gehört.
Und wenn ich jetzt mit dem Album Spaß habe, hat es sich doch gelohnt, sich damit zu befassen; selbst wenn ich möglicherweise in einem Jahr dann doch eher zur Cease to Begin greife.

jo

Postings: 6393

Registriert seit 13.06.2013

2022-03-15 21:00:43 Uhr
Da nehmen wir die Musik der Band wohl alle etwas anders wahr (...)

Genau das. Das zeige ich gleich auch kurz noch an den anderen Beispielen...

"Einfach zeitlose gute Songs" ist dennoch etwas zu hoch gegriffen.
So wie der Sound des Grunge eindeutig den 90ern zuordenbar ist, so hört man hier sofort den Sound, der in den 00er Jahren entstanden ist.


Sehe ich überhaupt nicht so. Das wären für mich hier auch eher die 90er, teilweise fast die 80er. Ich denke hier an kleinere Indie-Bands. Ein Sound, der für mich Dekaden überdauert hat. Daher eher "zeitlos".

Und "things are great" klingt halt schon etwas, als hätte die Vergangenheit an meiner Tür geklopft. Das ist nicht bei allen Bands so. Bei Pearl Jam hatte ich dieses Gefühl fast nie zum Beispiel

Um auf das oben gemeinte andere Wahrnehmen zurückzukommen: Gerade bei Pearl Jam habe ich das Gefühl immer sehr schnell, obwohl ich sie nicht mal einer bestimmten Phase meiner Vergangenheit zuordnen könnte. Dennoch immer der gleiche vertraute Sound. Ohne das allzu negativ zu meinen. Aber eben auch nicht übertrieben positiv.
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