Metronomy - Small world
Because / Universal
VÖ: 18.02.2022
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Die besten Jahre
Wilco und Nick Cave. Das sind zwei Namen, die in der erschöpfenden Promo-Bio zu Metronomys siebtem Album "Small world" auftauchen und die man nicht unbedingt dort erwartet hätte. Zu ersteren kommen wir noch, letzteren erwähnt Band-Kopf Joseph Mount, weil ihn dessen gleichzeitig grimmige wie humorvolle Art zu texten für sein eigenes Songwriting inspiriere. Nun ist der einstige Indie-Disco-Schraubenlockerer vom Stil und der lyrischen Klasse her natürlich noch einige Seemeilen vom Australier entfernt, doch eine gewisse Altersweisheit macht sich auch beim 39-Jährigen schon breit. Bereits "Metronomy forever" sinnierte über Vergänglichkeit und familiären Halt, erinnerte aber zumindest musikalisch an Zeiten, in denen Mount und Co. nächtelang "on dancefloors" schwitzten und Liebesbriefe aus der englischen Riviera verschickten. Auf "Small world" sind sie stellenweise kaum wiederzuerkennen.
Während in anderen Proberäumen die Gitarren häufig Synthies weichen müssen, gehen Metronomy den umgekehrten Weg und entwickeln sich immer mehr zur halbakustischen Soft-Rock-Band. Im Opener "Life and death" sitzt Mount am Piano, lässt sich von Saiten-Seufzern und einem zarten Beat begleiten, während er tiefenentspannt lächelnd auf dem Papier eher trostlose Zeilen vorträgt: "It was fun, what I did / Got a job, had some kids / See you in the abyss." Ein stimmungsvoller, wenn auch etwas unspektakulärer Beginn, welcher die dem Albumtitel entsprechende Befürchtung weckt, der Brite hätte sich ganz in seine eigene kleine Welt verzogen – ein deshalb wenig Vorfreude auslösender Gedanke, weil die Stärken des Fünfers normalerweise nicht gerade in der balladesken Selbstreflexion liegen. Doch im weiteren Verlauf hält die Platte so einige willkommene Überraschungen parat, welche die Absenz klarer Hits mehr als ausgleichen.
So lebt Mount im Blues-Pop von "Loneliness on the run" tatsächlich seinen inneren Jeff Tweedy aus, wenn er erst im von Bass und Drums bestellten Rhythmus-Beet herumbuddelt und zum Refrain mit der ganzen Band emporsteigt. Im Herzen des Albums steht ein zusammen zehnminütiges Doppel, das mit den Orgeln und mehrstimmigen Vocals des herrlich verstrahlten "Love factory" beginnt und sich nach kurzer Pfeifeinlage im endlosen Instrumentalteil von "I lost my mind" verliert. Es sind Einflüsse von Psychedelic, Folk-Rock und sogar Prog, die Metronomy hier kanalisieren, womit sie ästhetisch am ehesten auf "Love letters" verweisen – wenn auch größtenteils ohne dessen programmierte Beats und mit einer noch konsequenteren Gelassenheit, welche die Wow-Momente immer wie beiläufig aus dem Ärmel schüttelt. Das gilt auch für das eher in die Achtziger als in die Sechziger und Siebziger schielende "Hold me tonight": ein nicht nur dezent The-Cure-Mäßiger New-Wave-Engtanz, in dem Porridge-Radio-Sängerin Dana Margolin nicht einfach als Duettpartnerin auftritt, sondern den Song mit ihrer flehenden Performance in der zweiten Hälfte komplett kapert.
Eine ähnliche Flexibilität prägte auch schon den überlangen Vorgänger, doch in seiner Kompaktheit, die auf Interludes und krasse Stilbrüche verzichtet, macht "Small world" einen weitaus runderen Eindruck. Selbst der Indietronica-Blubberer "It's good to be back" fällt da nicht aus dem Rahmen. Dass sich Metronomy mit jenem Track von ihrer Vergangenheit doch nicht komplett lösen können, mögen manche Meckerer als Wankelmut auslegen – zumindest solange, bis sie der sommerliche Vintage-Funk von "Right on time" samt Disco-Streichern und fideler Percussion per Hüftschwung ins Meer schubst. Kein Älterwerden ohne den gelegentlichen, sehnsüchtigen Blick auf beweglichere Tage: Darauf dürften auch Nicht-Fans ohne Umschweife mit Joseph Mount anstoßen.
Highlights
- Loneliness on the run
- Love factory
- Right on time
Tracklist
- Life and death
- Things will be fine
- It's good to be back
- Loneliness on the run
- Love factory
- I lost my mind
- Right on time
- Hold me tonight (feat. Porridge Radio)
- I have seen enough
Gesamtspielzeit: 35:05 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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musie Postings: 3945 Registriert seit 14.06.2013 |
2022-02-22 17:20:15 Uhr
Geht mir gleich, und ihnen scheinbar auch:It feels so good to be back But our love is gone It’s our favourite song And even when I’m wrong I still care Yeah I still care for you |
qwertz Postings: 990 Registriert seit 15.05.2013 |
2022-02-22 16:46:33 Uhr
Ja, schönes Ding. Wie aus einem Guss. Hatte nach den letzten Alben ziemlich das Interesse an der Band verloren, aber hier haben sie mich wieder. |
musie Postings: 3945 Registriert seit 14.06.2013 |
2022-02-20 09:51:18 Uhr
Starkes Album ohne Ausfall. |
AliBlaBla Postings: 6628 Registriert seit 28.06.2020 |
2022-02-19 14:24:06 Uhr
Diese Spontan(!)Bewertung wird Ihnen präsentiert von: CARGLASS CARGLASS repariert CARGLASS tauscht aus Life and death 8/10 Things will be fine 8/10 It's good to be back 6/10 Loneliness on the run 8/10 Love factory 7/10 I lost my mind 9/10 Right on time 8/10 Hold me tonight 8/10 I have seen enough 8/10 Ein wunderbares Piano- Album, welches toll klingt, love it.. Mount steigt wieder in frühere Zeiten, Musiken zurück, ohne jemals billig zu werden. Bonuspunkt für die tollen liner notes,die zu jedem Track etwas erzählen.. |
foe Postings: 218 Registriert seit 10.06.2020 |
2022-02-18 19:59:42 Uhr
„Things will be fine“, was für ein Song! Bin hin und weg. |
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Referenzen
Broken Bells; Andy Shauf; Angus & Julia Stone; The Magic Numbers; Real Estate; The Flaming Lips; MGMT; Helado Negro; Tame Impala; Shout Out Louds; Maximo Park; Portugal. The Man; Phoenix; Mac DeMarco; Peter Bjorn And John; Django Django; Gorillaz; The Chap; Virginia Wing; Hot Chip; NZCA Lines; Jungle; Friendly Fires; WhoMadeWho; Future Islands; The Cure; Roxy Music; Jane Weaver; LoneLady; La Roux; Dirty Projectors; Yeasayer; Alt-J; Everything Everything; Wilco
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