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Urge Overkill - Oui

Urge Overkill- Oui

Omnivore / Membran
VÖ: 11.02.2022

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Untot, aber glücklich

Gene Simmons' Statement, dass Rockmusik nun endlich tot sei, ist in den letzten Jahren zu einem geflügelten Wort geworden. Der Kiss-Bassist befeuerte die Aussage 2021 selbst wieder. Der Markt habe sich gewandelt, das Geschäftsmodell sei überholt. Andere Koryphäen wie Alice Cooper halten jedoch entschieden dagegen: Gerade Hard-Rock habe sämtliche Trends wie Grunge oder HipHop überstanden, die Kids lernten heutzutage wieder Maiden-Riffs, und Rockmusik sei endlich wieder das, als was sie einst geboren wurde – Musik von Outlaws für Outlaws. Nash Kato und Eddie "King" Roeser, die Gründungsmitglieder von Urge Overkill, würden ihm vermutlich recht geben. Denn nach einer elfjährigen Plattenpause kommen auch diese Sonnenbrillen und lange Haare tragenden, nunmehr gesetzten Herren aus Chicago mit neuer Musik zurück. Rock lebt also doch noch? "Oui", behaupten Urge Overkill. Natürlich tut er das.

Die Band serviert auch 2022 mit Hammer-ons und Powerchords en masse gespickte Riffs, klassische Texte auf whiskey- und zigarrengegerbten Stimmen und simple, aber prägnante Hooks, als habe man heuer eine Ende der Achtziger vergrabene Zeitkapsel wieder ausgebuddelt. Friendly reminder: Das durch Quentin Tarantinos Kultfilm "Pulp Fiction" und die koksende Uma Thurman bekannt gewordene Neil-Diamond-Cover "Girl, you'll be a woman soon" stand nie wirklich stellvertretend für den rohen Urge-Overkill-Sound, der sich gleichermaßen aus klassischem Hard-Rock mit gelegentlicher Soul-Kante und treibendem Alternative speiste. So ist auch das von Wham! geborgte und "Urge-ifizierte" "Freedom!" als Opener vielleicht nicht allzu glücklich positioniert, aber insgesamt recht spaßig, obwohl – oder gerade weil – die Mittachtziger-Cheesiness des Originals samt seinem Gospelchor gut übertragen worden ist.

Und auch die Unbekümmertheit der Marke George Michael passt gut zur aktuellen Stimmungslage der Band, schauen Urge Overkill auf "Oui" doch generell recht optimistisch aufs Leben: "I'm walking away from my suicide", heißt es in "How sweet the light". "A prisoner's dilemma" wird dann sogar mit Textbrocken auf Italienisch und feierlichem Saxofon untermalt, wenn das "naughty girl" Julia ihrem Romeo über den halben Planeten hinterherjagt. Es lässt sich damit leben, dass manche Kompositionen, zum Beispiel "I been ready", keinen großen Aha-Effekt auslösen und ein wenig ereignislos dahinplätschern. Zwingender aber zeigen sich das namensgetreu doch etwas düsterer tönende, mit einem tollen Refrain auftrumpfende "Litany" oder "Follow my shadow": "The future's calling and it's looking alright." "Oui" ist ein gutes Comeback, das die Welt nicht verändern oder Gene Simmons von seinem Kulturpessimismus abbringen wird. Was aber bleibt: Fröhlicher Rock'n'Roll, der wachrüttelt – so wie eine Adrenalinspritze ins Herz von Uma Thurman.

(Ralf Hoff)

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Highlights

  • A necessary evil
  • Follow my shadow
  • Litany

Tracklist

  1. Freedom!
  2. A necessary evil
  3. Follow my shadow
  4. How sweet the light
  5. I been ready
  6. A prisoner's dilemma
  7. Forgiven
  8. Totem pole
  9. Litany
  10. I can't stay glad@u
  11. Won't let go
  12. Snow

Gesamtspielzeit: 41:07 min.

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User Beitrag

VelvetCell

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Registriert seit 14.06.2013

2022-02-04 15:07:37 Uhr
Exit the Dragon zählt zu meinen All-Time-Faves. Grund genug, hier reinzuhören.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2022-02-02 21:06:44 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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