Big Big Train - Welcome to the planet
English Electric / Broken Silence
VÖ: 28.01.2022
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Erblasser
Gegründet 1990, sind Big Big Train inzwischen zu einer festen Größe im britischen Prog-Rock gereift, oft genannt in einem Atemzug mit Genesis & Co. Das ist auch der Verdienst des erst 2009 hinzugestoßenen David Longdons, dessen Gesang so etwas wie der "missing link" zwischen Peter Gabriel und Phil Collins ist. Doch David Longdon ist tot. Mit nur 56 Jahren verstarb er im November letzten Jahres infolge eines tragischen Unfalls. Ein Verlust, der eine große Lücke gerissen hat, zumal unklar ist, ob und wie schnell passender Ersatz gefunden werden kann. Wahrscheinlich werden Big Big Train länger pausieren müssen, nachdem sie ihre bisherigen Alben in eher kurzen Abständen herausbrachten und "Common ground" sogar erst vor gut einem halben Jahr erschien. "Welcome to the planet" könnte damit für die Band ein zweifacher, wenn auch als aktive Musiker hoffentlich nur vorläufiger Abschied sein.
Das macht die Platte umso essenzieller. Denn auch qualitativ hinterlassen Big Big Train damit deutlichere Spuren als das, was auf das wunderbare "Folklore" von 2016 folgte. Nicht, dass die seither erschienenen Alben schlecht gewesen wären, aber mit "Welcome to the planet" kommt die Band einfach wieder lockerer aus der Hüfte als zuletzt, was dem Easy-Listening-Charakter ihrer Musik hervorragend zu Gesicht steht. Trotz vor allem aufgrund diverser Weltkrisen nachdenklicherer Töne, haben die Briten nämlich nach wie vor wenig mit dem oft missmutigen und verkomplizierten Ansatz vieler Kollegen gemein. Insofern lässt sich "Made from sunshine" als Opener durchaus als Statement verstehen – dafür, dass sich der Hörer weder um seinen Gemütszustand, noch um den der Band Sorgen zu machen braucht. Zwar wurde das Album vor dem Tod Longdons fertiggestellt, aber vermutlich hätte er ohnehin nicht gewollt, dass seine Kollegen mental und musikalisch ins Deprimierende abdriften.
Lockerheit sollte aber auch auf dem 14. Studio-Release nicht mit fehlendem Anspruch verwechselt werden. "The connection plan" zum Beispiel ist gleichermaßen flott wie pfiffig, und "Lanterna" mit seinen typischen Gesangs- und Melodiebögen ein Song in der Art, wie sie Big Big Train geradezu kultiviert hat. Im Anschluss daran hätte das getragene "Capitoline Venus" gerne länger verweilen dürfen als zweieinhalb Minuten, besonders weil die Gesangsqualitäten Longdons hier noch mehr im Mittelpunkt stehen – und im folgenden Instrumental "A room with no ceiling" logischerweise überhaupt keine Rolle spielen. Dafür erreicht das Album gleich darauf mit der winterlichen Kindheitserinnerung "Proper Jack Froster" seinen stimmungsvollen Höhepunkt.
Nach einem eher unscheinbaren zweiten Instrumental fällt das Finale für Big-Big-Train-Verhältnisse relativ ungewohnt, für die Verabschiedung von Longdon aber umso angemessener aus. Denn das balladeske "Oak and stone", vor allem aber der abschließende Titeltrack, dessen Lyrics infolge der Ereignisse eine allzu bittere Ironie aufweisen, nehmen teils pompös-musicalartige Formen an. Der Closer überzeugt dabei besonders durch den gesanglichen Beitrag des seit geraumer Zeit zur Live-Band gehörenden Multitalents Carly Bryant, aus deren Feder er auch stammt. Vielleicht also müssen Big Big Train nach passendem Ersatz am Mikrofon gar nicht lange suchen.
Highlights
- Made from sunshine
- The connection plan
- Proper Jack Froster
- Welcome to the planet
Tracklist
- Made from sunshine
- The connection plan
- Lanterna
- Capitoline Venus
- A room with no ceiling
- Proper Jack Froster
- Bats in the belfry
- Oak and stone
- Welcome to the planet
Gesamtspielzeit: 47:16 min.
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