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Years & Years - Night call

Years & Years- Night call

Polydor / Universal
VÖ: 21.01.2022

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Heute ein König

Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die Wege von Russell T Davies und Olly Alexander kreuzen würden. Ersterer trieb als Kopf hinter Serien wie "Queer as folk" oder "Cucumber" die Sichtbarkeit homosexuellen Alltags im nicht nur britischen Fernsehen so entscheidend voran wie kein Zweiter; letztgenannter Frontmann der inzwischen zu seinem Solo-Projekt geschrumpften Band Years & Years tanzte mit ähnlicher Offenheit im Elektropop-Mainstream der 2010er-Jahre. In "It's a sin", Davies' jüngstem und besten Werk, das sich auf eine Gruppe schwuler Freunde im Angesicht der AIDS-Krise konzentriert, bewies Alexander als Hauptdarsteller endgültig, mehr als nur ein Posterboy zu sein. Eine bittersüße Note schwingt mit, wenn sich der 31-Jährige nun wieder musikalisch in den Achtzigern austobt, da auch die dunkle Seite dieses bunten Jahrzehnts präsent ist. Der eskapistischen Feierlaune von "Night call" steht stets eine Realität gegenüber, die es auch im Jahr 2022 noch längst nicht zur vollständigen Akzeptanz und Gleichbehandlung von LGBTQ-Menschen gebracht hat.

Zugegebenermaßen bemüht sich dieses dritte Album von Years & Years jedoch wenig, die Schatten auszuleuchten. Während "Palo Santo" noch ein kontrastreiches Konzeptnetz aus religiösen Motiven spannte, will sein Nachfolger in erster Linie nur Spaß haben – zumindest solange sich der Traummann nicht als Scharlatan entpuppt, wie es zwischen den Plastikstreichern von "Sweet talker" geschieht: "Every lie was a beautiful sound." Die textliche Straffung fällt per se nicht negativ ins Gewicht: Man muss diese ganz und gar unbelastete Lust nach Exzess, Bewegung und Sex überhaupt nicht in den Kontext protestierender Freizügigkeit setzen, um sie gerade nach knapp zwei von Isolation geprägten Jahren nachvollziehen zu können. Bedauernswert ist eher, dass Alexanders Musik hier stellenweise deutlich generischer als auf dem Vorgänger daherkommt und etwa die erwähnte, von Galantis produzierte Single auch von 100 anderen Pop-Acts stammen könnte.

Doch solche Momente schmälern den Gesamteindruck nur, sie prägen ihn nicht. Über weite Teile hat der Brite charakterstarke, abwechslungsreiche und vor allem top produzierte Hits geschaffen, die den zentralen Hedonismus pointiert rüberbringen. Songtitel wie "Intimacy", "Crave" oder "Night call" verpflichten schließlich auch – und gerade letztgenannter Titeltrack kann mit euphorischen Synths und leichter Prince-Schlagseite vom Körper des Anderen nicht genug bekommen, weshalb er immer wieder "ring me again" fordert. Die Daft-Punk-Vocoder und melodischen Schlenker des großartigen Openers "Consequences" knistern ähnlich erwartungsvoll, während "Sooner or later" beweist, dass eine schmissige Hook nicht mehr als sechs Wörter braucht. Bei so viel Power ist es zwar immer noch schade, aber auch irgendwo verständlich, dass der Standardvariante der Platte im eher lahmen Schlussdoppel aus "Make it out alive" und "See you again" nach nicht einmal einer halben Stunde schon die Puste ausgeht.

Generell kommt "Night call" im hinteren Drittel merklich zur Ruhe, wobei der subtiler schimmernde Laptop-Soul von "Strange and unusual" sowie die Ballade "20 minutes" gut funktionieren. "There's no end and no beginning", singt Alexander da im Liebestaumel des Moments und schwebt im Refrain weit übers Clubdach hinaus davon. Das ist natürlich kitschig as fuck, doch den Camp-Faktor haben Years & Years ja immer schon wie eine Krone auf dem Haupt getragen. An Selbstbewusstsein fehlte es Alexander noch nie, und so verbrät er die mit Kylie Minogue entstandene – und wirklich tolle – Classic-Disco-Nummer "A second to midnight" von deren "Disco"-Guest-List-Edition mal eben in der Deluxe-Variante. "Remember back in '99? / We danced like maniacs all night", lauten hier die markanten Anfangszeilen, dabei haben wir spätestens mit Russell T Davies gelernt, dass das Schwert der Nostalgie ein zweischneidiges ist. Doch heute Nacht wollen wir nichts davon wissen.

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights

  • Consequences
  • Night call
  • Sooner or later
  • A second to midnight (with Kylie Minogue)

Tracklist

  1. Consequences
  2. Starstruck
  3. Night call
  4. Intimacy
  5. Crave
  6. Sweet talker (with Galantis)
  7. Sooner or later
  8. 20 minutes
  9. Strange and unusual
  10. Make it out alive
  11. See you again
  12. Immaculate
  13. Muscle
  14. Reflection
  15. A second to midnight (with Kylie Minogue)
  16. Starstruck (Kylie Minogue remix)

Gesamtspielzeit: 50:19 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2022-01-26 20:56:04 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2022-01-14 19:03:35 Uhr - Newsbeitrag
Hallo zusammen,



Olly Alexander aka. Years & Years hat heute den brandneuen Track "Sooner Or Later" veröffentlicht - der letzte Vorgeschmack auf das mit Spannung erwartete neue Album "Night Call", das am 21. Januar erscheint. „Sooner or Later" kanalisiert die Wut auf Männer, die einen an der Nase herumführen, in hymnischen, hedonistischen Pop. Es ist das Markenzeichen von Years & Years, über vergangene Liebhaber zu lamentieren, wobei sich Olly in den Texten hier immer wieder die Kontrolle zurückholt:

"You'll be the death of me...I'm gonna break you"



Die Single wird von einem Lyric Video begleitet, das ihr euch hier anschauen könnt.



Years & Years - Sooner Or Later (Official Lyric Video)

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2021-11-25 11:59:11 Uhr - Newsbeitrag
Olly Alexander alias Years & Years versüßt uns das Warten auf das kommende Album „Night Call“ am 07. Januar mit einer neuen Single. „Sweet Talker“ ist ein energiegeladener Track, der thematisiert, wie während des Kennenlernens süße Nichtigkeiten getextet werden, das Gegenüber einem die Welt verspricht und am Ende dann doch nichts daraus wird. Ghosting ist Teil der modernen Romantik, aber Olly will sich damit nicht abfinden und hat sich entschlossen, die Geschichte seiner eigenen Begegnungen und Beziehungen, die schief gelaufen sind, neu zu erzählen - alles mit einer frechen Extraportion Sternenstaub.



Hört euch die neue Single hier an:

Years & Years and Galantis - Sweet Talker (Official Lyric Video)


Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2021-10-07 18:38:50 Uhr - Newsbeitrag
YEARS & YEARS und Kylie Minogue veröffentlichen die Single „ A Second to Midnight

Machdem sich Olly und Kylie Minogue bereits für den Remix zum Hit „Starstruck“ zusammengetan haben, folgt heute ein weiteres Projekt. „A Second to Midnight“ heißt der neue Track, der ebenso wie die letzte Kollabo die Zuhörer auf den Dancefloor lockt. Zusammen mit der Single ist auch ein Video erschienen, bei dem die beiden erneut ihre Harmonie unter Beweis stellen.





Kylie Minogue and Years & Years - A Second to Midnight (Official Video)



Dass Olly aber auch alleine glänzen kann, hatte er in seiner letzten Single „Crave“ unter Beweis gestellt. Ob wir auf dem im Januar erscheinenden Album „Night Call“ auch so ein Feature erwarten könne, bleibt noch unklar.




Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2021-09-29 18:10:19 Uhr - Newsbeitrag
YEARS & YEARS veröffentlicht neue Single „Crave“ /

neues Album „Night Call“ erscheint am 07.01.2021 /


Nach seinem Hit „Starstruck“, auf dessen Remix Megastar Kylie Minogue aufsprang, folgt heute endlich eine neue Single von Years & Years alias Olly Alexander.

„Crave“ heißt der brandneue Track, der soeben inklusive Musikvideo erschienen ist. Zugleich kündigte Years & Years sein neues Album „Night Call“ an, das am 07. Januar 2021 erscheinen wird.



Schaut Euch den Clip zu „Crave“ hier an, in dem auch einige Darsteller der britischen Erfolgsserie „It’s A Sin“ zu sehen sind, in der Olly Alexander die Hauptrolle spielt:



Years & Years – „Crave” (Official Video)



“[Crave] is a playful way of inhabiting the deranged sexual energy I’ve always wanted. In the past I felt like I’ve been dominated by toxic relationships, and I felt like it would be fun to turn it on its head.” Consider this a risqué cut of kinked-up, club-ready pop, and Olly Alexander using his platform to push the boundaries of mainstream superstardom”, so Olly Alexander über den Dance-Track.



Diese Energie wird auch auf dem kommenden Album „Night Call“ zu hören sein, das am 07. Januar 2021 erscheint und zugleich ein neues Kapitel für Years & Years einläutet:

Olly Alexander führt das Projekt, das er 2010 mit zwei Freunden in London gegründet hat, ab sofort solo weiter.



Auch das Album-Cover zu „Night Call“ wurde heute revealt: Es zeigt Olly Alexander als mystische Meerjungfrau. Die Meerjungfrau als Muse ist zugleich auch das zentrale Thema des Albums: eine wunderschöne Ikone, die Männer in den Tod lockt. Viele Tracks von „Night Call“ drehen sich um die Suche nach der Liebe und den Kampf, sich selbst zu finden. Auch hier gibt es gewisse Parallelen zur britischen Serie „It's A Sin“, in der Olly die Hauptrolle des Ritchie spielt, den genau diese Themen beschäftigen. Die Serie und seine Rolle haben Olly stark beim Songwriting beeinflusst und zudem die Grenze zwischen Fantasie und Realität verschwimmen lassen, wie er weiter berichtet:



“I was writing from a fantastical space, stuck in the same four walls. I wanted to have as much pleasure as possible in the music.”


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