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Animal Collective - Time skiffs

Animal Collective- Time skiffs

Domino / GoodToGo
VÖ: 04.02.2022

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Zeit, dass sich was dreht

Was haben die schon wieder intus? Ganz egal: Man möchte auch davon abhaben! Animal Collective besinnen sich nach einigen wild-weirden Blubber-Arbeiten und -Veröffentlichungen auf die eigene Kernkompetenz und die lautete natürlich schon immer: Hipper Psych-Pop mit Hang zum Freakfolk, der frickeliger klingt, als er eigentlich ist. Oder andersrum, auch wurscht. Hauptsache es fiept, plinkert und pluckert an allen Ecken und Enden und der Hörer brauch erstmal eine Karte und einen Kompass, um sich in dieser kaleidoskopartigen Sound-Landschaft zurechtzufinden. "Time skiffs" knüpft da an, wo einstmals "Strawberry jam" aufgehört hat, zumindest laut Label-Auskunft. Kommt aber irgendwie hin: Vorbei an den freundlich grüßenden Fliegenpilzen, dem weißen Hasen mit den lila Augen hinterher und zack, rein ins Vergnügen.

"Dragon slayer" könnte, betrachtet man den Titel isoliert, ein martialisches Thrash-Metal-Schlachtross sein, ist aber genau das Gegenteil: Munter sprudelt hier kunterbunter Indiepop, der kaum einen Gedanken an gewöhnliche Songstrukturen verliert. Melodien stolpern in präziser Tollpatschigkeit übereinander und die verschiedenen Stimmen ergeben einen angenehm chaotischen Chor. Es ist ein Auftakt nach Maß, eine Rückkehr zur Form, ein vollmundiges Versprechen. "Prester John" nimmt hingegen erst einmal Anlauf, Harmoniegesänge und Synthies spannen die Leinwand auf, auf der in der Folge bunte Melodiespritzer landen. Für Animal-Collective-Verhältnisse ist das dann schon beinahe Easy Listening, aber auch irgendwie angenehm, dass es Panda Bear und Co. mal etwas entspannter angehen lassen.

Doch natürlich gibt es auch noch die etwas ungezügelteren Momente, wenn sich alles dreht und umherwirbelt: "Strung with everything" braucht erst mal eineinhalb Minuten, um sich den psychedelischen Schlaf aus den Augen zu wischen, doch dann holpert die Nummer frohen Mutes durch einen Wald aus schrägen Beats und bouncenden Sounds. Näher dran am fulminanten Meisterwerk "Strawberry jam" als hier war die Band schon lange nicht mehr. Die Ideen sprudeln nur so aus den niemals versiegenden Quellen, maritime Leichtigkeit trifft auf Baroque-Pop und schamanische Beschwörungsformeln. Die vorab veröffentlichte Single "Walker" könnte so oder so ähnlich hingegen auch von Vampire Weekend stammen: Es ist dies ein idiophoner Trip ins Ungefähre, ein in den Ohren klingelnder Hit gar, wenn man gewöhnliche Maßstäbe zur Hitermittlung außen vor lässt. Zugänglicher hat sich die aus Baltimore stammende Band selten gezeigt.

Mit "Time skiffs", dem – nach herkömmlicher Rechnung – elften Album der Gruppe, gelingt Animal Collective gewissermaßen die Rückkehr zu mehr Kohärenz und Fokussierung, nachdem die letzten Releases eher obskure, nicht immer zwingende Arbeiten waren. Und auch wenn diese Platte kein neuerliches Meisterwerk darstellt, so doch immerhin ein erhellendes Update im bandeigenen Kosmos. Mit Erkenntnissen, wie der, dass Animal Collective auch den sachte wabernden, atmosphärisch dichten Albumcloser im Portfolio haben, der gedankenversunken in den Nachthimmel schaut. "Royal and desire" erinnert in Klang und Atmosphäre an Pink Floyd und ja, das passt, haben die Legenden doch eine recht ähnliche Entwicklung durchgemacht. Auf den obsoleten Altersstarrsinn verzichten Animal Collective indes bis auf Weiteres. Zum Glück.

(Kevin Holtmann)

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Highlights

  • Dragon slayer
  • Prester John
  • Walker

Tracklist

  1. Dragon slayer
  2. Car keys
  3. Prester John
  4. Strung with everything
  5. Walker
  6. Cherokee
  7. Passer-by
  8. We go back
  9. Royal and desire

Gesamtspielzeit: 47:33 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

AliBlaBla

Postings: 4788

Registriert seit 28.06.2020

2022-05-04 16:17:56 Uhr
Ich finde "Centipede Hz" ihr klar stärkstes Werk, in meinen "100 Alben für die Ewischkeit" drin!

kingsuede

Postings: 4072

Registriert seit 15.05.2013

2022-05-04 16:17:23 Uhr
Ja, Centipede ist für mich eine gute 7/10, war aber nach MPP eine Enttäuschung. Closer und Applesauce können aber was.

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19947

Registriert seit 10.09.2013

2022-05-04 16:12:26 Uhr
Weiß nicht, fand "Centipede Hz" eigentlich auch immer cool, gerade den Closer.

kingsuede

Postings: 4072

Registriert seit 15.05.2013

2022-05-04 15:42:02 Uhr
Ist auch das beste seit MPP. Danach haben die schon sehr abgebaut.

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19947

Registriert seit 10.09.2013

2022-05-04 11:00:14 Uhr
Hab mich nur hier aufs Forum bezogen, wobei ich grad sehe, dass der Thread hier jetzt schon mehr Beiträge als der zu "Painting with" hat :)
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