Deine Lakaien - Dual+
Chrom / Soulfood
VÖ: 26.11.2021
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
B-Plus-Ware
Da sind Deine Lakaien aber mal richtig von der Muse geküsst worden. Nun ist das Album "Dual", welches im April 2021 Coverversionen und von diesen Songs inspirierte Stücke auf großartige Weise miteinander verbunden hatte, ja ohnehin schon eines der umfangreichsten Studio-Releases des Duos, und dann bleiben immer noch Aufnahmen für ein komplettes Album übrig. Bei einer Band, die normalerweise selten Überkapazitäten produziert, schon erstaunlich – in der Tat muss man bis 1991 zurückgehen, als mit "2nd star" einem Album eine zweite Veröffentlichung nachgeschoben wurde. Und diese EP – die Veteranen unter den Fans werden es vermutlich noch wissen – stand dem Album "Dark star" in nichts nach, enthielt mit "Lonely" gar einen Song, der auch heute noch fester Bestandteil der Lakaien-Setlist ist.
Ob "Dual+" irgendwann auch diesen Stellenwert erreichen wird, ist natürlich reine Spekulation. Auf jeden Fall beginnt die Platte mit dem wunderbaren Ohrenschmeichler "Cradle song", der nach wenigen Sekunden wieder die von Deine Lakaien gewohnten Fakten schafft. Wenn dieser Opener ein Wiegenlied ist und mit dem abschließenden russischen Traditional, das genau so heißt, quasi die Klammer um das Album bildet, dann ist Alexander Veljanovs Stimme wieder einmal mehr die passende warme Decke dazu. "Little lamb, don't be afraid / I'm your guard through the night / I'll be there, I'll be there", heißt es passenderweise am Schluss. Nach all den Jahren schafft es der Frontmann immer noch, solche Stimmungen zu entwickeln.
Das Doppel aus "Nightfall" und "Set the controls for the heart of the sun" zeigt dann die genau entgegengesetzte Herangehensweise. Auf der einen Seite ein Song, der instrumentale Kälte mit warmherziger Melancholie verbindet und nach und nach seine Schichten auftürmt. Auf der anderen Seite die Coverversion, die dem Original von Pink Floyd seine psychedelische Entrücktheit raubt und durch bedrohliche Synthesizer-Wände ersetzt. Zum Genießen, zum Eintauchen, zum Davonfließen großartig. Alleine dieser Song ist der Grund, warum "Dual+" auf keinen Fall als Sammlung von Outtakes gelten darf, sondern eher das Material umfasst, das sich nicht in den Flow von "Dual" einfügen mochte.
Genau daraus ergibt sich allerdings auch die Chance zu mehr Experimentierfreude. "Self-seeker" ist so ein wüster Industrial-Ritt, der gut und gerne auch auf den frühen Alben Platz gefunden hätte, ebenso wie das orgiastisch krachende "Fork", das wunderbar den Bogen zu "Winter fish testosterone" von 1996 schlägt. Und irgendwo in dieser Schnittmenge toben sich Ernst Horn und Alexander Veljanov noch mit "Mr. DNA" von den New-Wave-Legenden Devo aus. Dem gegenüber stehen das vergleichsweise ruhige "Run (2nd version)", das sich in dieser Bearbeitung noch weiter vom Vorbild "The walk" von The Cure entfernt als die erste Version, sowie das brutalst auf wenige Klavier-Akkorde reduzierte "Losing my religion", über dessen komplementäre Eigenkomposition die Hörerschaft im Unklaren gelassen wird. Wenn diese vermeintliche Inkonsistenz der einzige Grund dafür sein sollte, diese zehn Songs aus der finalen Liste für "Dual" zu streichen, dann sagt das viel über das Qualitätsverständnis von Deine Lakaien aus. Welch ein Luxus, solche Songs in einen zweiten Album-Teil auslagern zu können.
Highlights
- Nightfall
- Set the controls for the heart of the sun
- Fork
Tracklist
- Cradle song
- Nightfall
- Set the controls for the heart of the sun
- Self-seeker
- Run (2nd version)
- Losing my religion
- Mr. DNA
- Altruist
- Fork
- Wiegenlied
Gesamtspielzeit: 41:00 min.
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